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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Ausgehandelt

Police Story – Back for Law

Police Story – Back for Law

„Police Story – Back for Law“ ist ein eigenständiger Film, der nur zu Marketingzwecken an die bekannte Filmreihe angedockt wurde. Jackie Chan und sein Regisseur Sheng Ding setzen diesmal erfolgreich weniger auf Action als vielmehr auf düstere Spannungsdramakost. Die beiden hatten bereits die historische Kriegssatire „Little Big Soldier“ gedreht, der neben dem Bandenthriller „Stadt der Gewalt – Shinjuku Incident“ zu Chans besten Filmen der letzten Jahre gehört.
Der Polizist Zhong Wen (Jackie Chan) hat den Draht zu seiner Tochter Miao (Tian Jing) längst verloren, aber er gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich ihre Beziehung wieder normalisieren könnte. Deswegen fährt er zu einem Treffen in die Bar des undurchsichtigen Wu Jiang (Ye Liu). Dort eröffnet ihm seine Tochter, dass sie mit dem Lokalbesitzer liiert ist. Doch in Wirklichkeit hat Wu Jiang die ahnungslose Miao nur benutzt, um Zhong Wen in eine Falle zu locken. Er nimmt den Polizisten und andere Gäste als Geiseln, weil er die Wahrheit über ein fünf Jahre zurückliegendes Ereignis herausbekommen möchte. Neben Wen waren auch einige der weiteren Opfer daran beteiligt. Sie sollen nun ihr Wissen über die Vergangenheit preisgeben, während Spezialeinheiten vor der Tür des abgesicherten Barkomplexes überlegen, wie sie die Geiselnahme beenden können. Zhong Wen versucht alles, um das Leben seiner Tochter sowie der anderen in dem Lokal zu retten.

Einfache, sehr effektive filmische Mittel dominieren in Sheng Dings spannendem Kammerspiel, bei dem der begrenzte Raum der Bar nur für Rückblenden und kurze Ausflüge außerhalb des Komplexes verlassen wird. Mehrere Ebenen, Käfigkonstruktionen, verwinkelte Gänge und versteckte Zimmer bilden das Innere des Lokals, in dem aufgrund der Architektur und des schummrigen Lichts Unübersichtlichkeit herrscht. Das sorgt nicht nur für die nötige Spannung im Kontext des Thrillers, wenn Zhong Wen sich vor Wu Jiang und dessen Schergen versteckt, es korrespondiert auch sehr gut mit der zentralen Frage, was eigentlich los ist. Während der Geiselnehmer wichtige Details über ein tragisches Ereignis aus der Vergangenheit nicht kennt, rätseln die Eingesperrten herum, warum sie festgehalten werden. Wahrnehmung und Realität ist eines der Themen, die in „Police Story – Back for Law“ behandelt werden, Schuld und moralische Integrität sind weitere.
Während die angespannte Situation im Inneren der Bar trotz der scheinbaren Ruhe Wu Jiangs jederzeit kippen kann – die Gefahr ist angesichts trügerischer Momente der Erstarrung und ausgewählter Gewaltspitzen sehr präzise spürbar –, gibt Zhong Wen sein bestes, um Verbrecher sowie Geiseln lebend aus der Angelegenheit herauszubringen. Der Wert des Lebens an sich steht neben der Frage, wer angesichts der Verkettung diverser Umstände für die Police Story – Back for Law letztlichen Folgen eines Ereignisses verantwortlich ist, im Mittelpunkt. Im Laufe des Geschehens kommen immer neue Aspekte ans Tageslicht, die modellhaft vorgetragen werden. Sie dienen nicht nur dazu, Lichts ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen, sie sind auch Teil der Strategie des jeweiligen Erzählers, sich selbst darzustellen. Es überrascht nicht, dass diese Konstruktion etwas künstlich und lehrstückartig wirken muss, aber die Spannungsatmosphäre innerhalb der Bar wirkt der drohenden Schlichtheit entgegen.
Die Situation besteht nicht nur aus den Dialogen, sodass sich eine komplexere Wirkung entfaltet. Die Konstruktion übernimmt nicht vollständig die Kontrolle. Stattdessen entwickelt sich aus aus Zhong Wens Kampf für eine friedliche Lösung eine faszinierende Auseinandersetzung mit den sozialen Wechselwirkungen innerhalb menschlicher Gruppen. Das gilt einerseits für die Dynamik während der Geiselsituation und andererseits für das Ereignis aus der Vergangenheit, das Wu Jiang zu seiner gegenwärtigen Tat veranlasst hat. Rollen, Selbstdarstellung, Verantwortung, Schuld und Verzweiflung sind nur einige der Aspekte, aus denen das Gerüst für „Police Story – Back for Law“ gebaut wurde.

Bildqualität

Police Story – Back for Law

Das Bild der Bluray ist einwandfrei. Schärfe, Kontrast und knackige Farben lassen nichts zu wünschen übrig. Auch in den vielen dunklen Szenen knickt die Qualität nicht ein. Die jeweiligen Räume und Details werden sehr gut wiedergegeben.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren könnten etwas präsenter sein. Gelegentlich werden auch die hinteren Lautsprecher genutzt, angesichts der Kammerspielsituation haben sie aber nur wenig zu tun. Leichte Hintergrundgeräusche hätte man hier aber öfter abmischen können. Das tut der sonst guten Qualität aber keinen Abbruch. Klar und präsent erklingen Dialoge, Musik und die Nebengeräusche aus den Lautsprechern.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus gut fünf Minuten „Behind the Scenes“ - hier handelt es sich um nicht untertiteltes, unkommentiertes B-Roll-Material – und Interviews mit Sheng Ding (Regie), Jackie Chan, Tian Jing sowie Ye Liu (alles Darsteller). Im Interview äußern sich Sheng Ding und Jackie Chan zur Konzeption des Films im Gegensatz zu Chans typischen Actionfilmen der Vergangenheit, die beiden anderen Darsteller Jing Tian und Ye Liu gehen vor allem auf ihre Rollen ein. Die Interviews sind jeweils ungefähr zwischen vier und sechs Minuten lang.

Fazit

„Police Story – Back for Law“ ist ein düsteres Kammerspiel, in dem die effektive Spannungssituation für eine Auseinandersetzung mit grundlegenden moralischen Fragen genutzt wird, die innerhalb sozialer Gruppen wichtig sind. Schuld, Verantwortung und Integrität stehen dabei genauso im Vordergrund wie der Wert des Lebens. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

14.08.2014

   
Originaltitel Jing cha gu shi 2013 (China/Hongkong 2013)
Länge 110 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Sheng Ding
Darsteller Jackie Chan, Ye Liu, Tian Jing, Wei Na, Rongguang Yu, Max Huang, Alexandre Bailly, Peiqi Liu, Andreas Nguyen, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS HD Master 5.1 Deutsch, Englisch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Behind the Scenes, Director's Vision, Interviews mit Jackie Chan, Tian Jing und Ye Liu
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch gut