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Onkel Zufall hilft

Der General starb im Morgengrauen

Film Noir Nr. 7: alle Filme

Rezension von Christina Wittkop vorlesen lassen

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Der General starb im Morgengrauen

Gary Cooper spielt in Lewis Milestones politisch angehauchtem Abenteuerfilm einen Amerikaner, der sich auf die Seite unterdrückter Chinesen stellt. General Yang herrscht in seiner Provinz mit unerbittlicher Härte und er will seinen Einflussbereich weiter ausdehnen. Yangs Feinde, die das verhindern möchten, schicken den von Gary Cooper verkörperten O'Hara mit einem Gürtel voller Geld nach Shanghai. Dort soll er die wertvolle Fracht einem Mittelsmann übergeben, damit Waffen für den Kampf gegen General Yang eingekauft werden können. Doch er lässt sich zu sehr mit Judy Perrie ein, die ihn in eine Falle locken soll. Denn natürlich weiß General Yang von O'Haras Mission.

Die exotische Kulisse Chinas wird als Assoziationshintergrund genutzt, denn der Film entstand im Studio. Schwelgerische Landschaftsaufnahmen existieren angesichts des Produktionsjahres natürlich nicht. Stattdessen dominieren Innenaufnahmen des Zuges, verschiedener Gebäude sowie Szenen im Bauch einer Dschunke. Die Dramatik der abenteuerlichen Geschichte entsteht folglich nicht aus einer Dynamik der Bewegung, sondern aus dem genauen Gegenteil. Die Figuren sind auf engem Raum zur Bewegungslosigkeit verdammt und können nur in der direkten Konfrontation etwas erreichen. Fehlende Fluchtmöglichkeiten erhöhen die Spannung, wenn die verschiedenen Parteien aufeinander treffen. Das führt angesichts der oftmals vorkommenden Ausweglosigkeit aber auch zu einer Passivität, die dem Film einen ungewöhnlichen Anstrich verleiht. Denn der scheinbare Draufgänger O'Hara, der nicht müde wird, selbstbewusst das große Wort zu führen, hat kaum Möglichkeiten irgendetwas zu tun. Das Geld wird ihm ohne viel Federlesens abgenommen, weil Widerstand gegen die Der General starb im Morgengrauen zahlenmäßige Übermacht General Yangs aussichtslos wäre, als dieser den Zug stoppt. Yang lässt sich seinerseits später selbst düpieren und die übrigen Personen mit ihren Plänen sind auch nicht erfolgreich. Immer wieder kommt etwas dazwischen. Der Zufall sowie die Unachtsamkeit regiert die Geschicke um den Geldgürtel. Wenn einmal jemand etwas kurzzeitig erfolgreiches tut, dann weil sich zufällig gerade eine günstige Gelegenheit ergeben hat. „Der General starb im Morgengrauen“ präsentiert das kollektive Versagen seiner Charaktere, die ihrer jeweiligen Rolle nicht gerecht werden. Aus dem ständigen hin und her ergibt sich eine faszinierende Hatz um das Geld, die aufgrund ihrer Wendungen sowie der charismatischen Schauspieler überzeugt, im Prinzip aber so etwas wie einen Anti-Abenteuerfilm ergibt. Draufgängertum und Herrschsucht werden als Floskeln entlarvt. Politisches Engagement verkommt zum Marketing, da niemand hält, was er verspricht. Bitterer kann man die scheinbaren gutmenschlichen Ambitionen des weltpolitischen Geschehens nicht demontieren. An Aktualität hat Lewis Milestones Farce nichts verloren.

Bildqualität

Der General starb im Morgengrauen

Das Bild der DVD fällt etwas schwächer aus als bei „Du und Ich“. Die Konturen wirken sichtlich weicher und der Detailreichtum ist noch etwas geringer ausgeprägt. Verschmutzungen und Defekte sind etwas mehr vorhanden, wirken aber nicht störend. Der Kontrast bringt die Möglichkeiten des Schwarzweiss-Formates nicht voll zur Geltung, da seine Differenziertheit eingeschränkt ist und dunkle Szenen nicht so durchzeichnet sind, wie man sich das wünschen würde. Das sichtbare analoge Rauschen stört nicht, Helligkeitsschwankungen tauchen kaum auf. Insgesamt ist das Bild in Ordnung.

Tonqualität

Die beiden 2.0-Mono-Tonspuren weisen eine deutlich unterschiedliche Qualität auf. Während die deutsche Synchronisation sehr klare Dialoge ohne Verzerrungen und nennenswertes Hintergrundrauschen besitzt, ist beim englischen Pendant ein deutliches Hintergrundrauschen präsent, die Dialoge klingen etwas dumpf und mit eingeschränktem Volumen. Verstehen kann man sie zumeist aber gut, nur wenige Szenen machen eine Ausnahme, so dass man genau zuhören muss. Die Musik kommt in der deutschen Fassung besser zur Geltung, weil sie beim englischen Ton leichte Verzerrungen aufweist.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer. Die DVD-Verpackung wurde wie schon die anderen Teile der Film Noir Collection als Buch gestaltet. Neben der DVD ist auch ein 10seitiges Booklet enthalten, in dem Thomas Willmann auf die Produktionsumstände eingeht und den Film analysiert. Sein Hauptaugenmerk gilt aber Drehbuchautor Clifford Odets, der in den 1930er Jahren ein gefeierter Bühnenautor war. Willmann ordnet den Film vor dem Lebenshintergrund Odets' ein und versucht sich an einer biographischen Interpretation des Werkes.

Fazit

„Der General starb im Morgengrauen“ entlarvt weltpolitische Ambitionen mit ihrem scheinbar auf humanitäre Werte ausgerichteten Tenor als Marketingaktionen. Das gleiche gilt für die Herrschsucht der Bösen, welche außer Propagandageschrei wenig zu Stande bringen. Aufgrund der Dominanz des Zufalls entpuppt sich das Werk als faszinierender Anti-Abenteurfilm. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

15.01.2010

   
Originaltitel The General Died at Dawn (USA 1936)
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Lewis Milestones
Darsteller Gary Cooper, Madeleine Carroll, Akim Tamiroff, Dudley Digges, Porter Hall, William Frawley, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer, 10seitiges Booklet
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich