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Neurotisch in Paris

2 Tage Paris

2 Tage Paris

Paris, das ist dem Klischee nach die Stadt der Liebe, aber für emotional miteinander verbundene Paare kann es auch anders kommen. In Julie Delpys Regiearbeit „2 Tage Paris“ entfaltet sich ein sarkastisches Spiel mit Klischees, dass sich keine Gedanken um kitschige Romantik oder politische Korrektheit macht. Delpy verkörpert Marion, die mit ihrem amerikanischen Freund Jack (Adam Goldberg) ihre Eltern in Paris besucht, nachdem das Paar zuvor Venedig bereist hat. Da Jack kein Französisch spricht, ist die Kommunikation zwischen ihm und den Eltern seiner Freundin nur über den Umweg der Übersetzung möglich. Da sind Missverständnisse und bei der frechen Art des Schwiegervaters in Spe auch ironische Spitzen vorprogrammiert. Als im Laufe der zwei Tage dann auch noch mehrere Ex-Liebhaber Marions auftauchen, von denen Jack keine Ahnung hatte, droht die Zweisamkeit an kulturellen Differenzen auseinander zu brechen.

Jacks erste Amtshandlung in Paris ist es, am Bahnhof einer Reisegruppe, die vor ihnen in der Taxischlange steht, den Fußweg zum Louvre zu erklären, obwohl er keine Ahnung hat, wo sich das Museum überhaupt befindet. Aber jetzt müssen er und Marion wenigstens nicht mehr warten, bis die Gruppe Taxis gefunden hat. Jack umgibt sich mit einem Zynismus, der die Welt als eine einzige Ansammlung von Fehlern oder Unzulänglichkeiten betrachtet, auf die es sich ohnehin nur mit sarkastischem Humor zu reagieren lohnt. Bevor er die Dinge wirklich an sich heran lässt, kommentiert er sie lieber mit einem Spruch oder sorgt mit einer dreisten Aktion 2 Tage Paris für den eigenen Vorteil. Marion hingegen gibt sich betont locker, ist aber nicht einmal in der Lage, ihre Vergangenheit vor ihrem Freund wirklich offen zu legen. Als Jack ein altes Nacktfoto eines früheren Liebhabers Marions findet, das einem aktuellen Bild von ihm konzeptionell gleicht, versucht sie mit künstlicher Überraschung darüber, wo das Bild doch gewesen ist, die peinliche Situation zu überspielen. Hier haben sich zwei Neurotiker gefunden, die erst einmal wieder zueinander kommen müssen. Angesichts der scharfzüngigen Art, mit der sich die beiden duellieren, ist das aber nicht so einfach.

2 Tage Paris, das klingt natürlich nach einem romantischen Wochenende, aber Delpy hat damit nichts im Sinn. Sie spielt vielmehr mit der Erwartung, die der Filmtitel hervorruft, um sie mit bissigem Humor ad acta zu legen. Jacks absurde Terrorangst in der U-Bahn lässt eine romantische Stimmung ebenso wenig aufkommen, wie die Ex-Liebhaber Marions, mit denen Jack konfrontiert wird. Die daraus resultierenden Spannungen entladen sich während der temporeichen Reise durch die Stadt, welche schließlich auf eine immer größere Konfrontation hinaus läuft. Je sarkastischer der Humor wird, desto offener tritt die Notwendigkeit zu Tage, die eine jede Beziehung jenseits romantischer Klischees prägt, die Notwendigkeit an ihr zu arbeiten, auch wenn das nach trockener Langeweile klingt. „2 Tage Paris“ reflektiert mit wunderbarer Leichtigkeit die Untiefen, die dann entstehen, wenn zwar viel geredet wird, aber die Kommunikation miteinander zu kurz kommt. Das kann angesichts der intensiv gepflegten neurotischen Art der Hauptfiguren zwischendurch sehr anstrengend sein, wird aber niemals langweilig.

Bildqualität

2 Tage Paris

Die Schärfe des sauberen Bildes weist klare Konturen auf, lediglich der Detailreichtum ist etwas eingeschränkt. Insgesamt ist die Schärfe aber gut. Die Farbwiedergabe überzeugt mit kräftigen Tönen, der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Nennenswerte Rauschmuster sind nicht vorhanden, so dass der Transfer gut ausgefallen ist.

Tonqualität

Die beiden 51-Tonspuren schöpfen ihre Möglichkeiten angesichts eines stark auf Dialogen aufgebauten Films gut aus. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musik sorgt in einem gewissen Maß für die räumliche Atmosphäre.

Extras

Der 28minütige Bericht über die Premiere in der Essener Lichtburg zeigt Delpy und Brühl auf dem roten Teppich, während die fotografiert werden und Interviews geben, kurze Aufnahmen aus dem Foyer und hauptsächlich das Gespräch auf der Bühne nach dem Film, bei dem neben Delpy und Brühl auch einer der Produzenten zu Wort kommt. Ohne Kommentar und sauberen Schnitt sind die Szenen auf dem roten Teppich und im Foyer zwar nett, aber nicht besonders spannend, zumal die Interviews auch erst dann verständlich sind, wenn man den Ton sehr laut dreht. Der Bühnenauftritt hingegen ist höchst amüsant und auch partiell interessant, wenn Delpy über die Produktion sowie ihre Herangehensweise an die Arbeit an dem Projekt spricht.
Bei den Deleted Scenes handelt es sich um längere Fassungen im Film enthaltener Szenen, die mit und ohne deutsche Untertitel angesehen werden können. Auch wenn die Szenen in der Länge nicht im Film sein müssen, sind sie aufgrund der sarkastischen Dialoge in jedem Fall sehenswert.
Neben einem drolligen Katzen-Outtake beinhaltet das Bonusmaterial den Trailer, eine Bildergalerie und Texttafelfilmo- sowie biographien.

Fazit

„2 Tage Paris“ schickt seine beiden Hauptfiguren in ein Duell sarkastischer Wortgefechte, welche die eigenen Neurosen pflegen. Die Stadt der Liebe wird so zu einem Ort, der eine zukünftige Zweisamkeit in Bahnen jenseits gefühlsduseliger Blindheit ermöglicht, wenn die Konfrontation denn als Chance begriffen wird, durch ihre Überwindung zu einem echten Bund zu gelangen. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

13.01.2010

   
Originaltitel Deux jours à Paris (Frankreich 2007)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio 3L
Regie Julie Delpy
Darsteller Julie Delpy, Adam Goldberg, Marie Pillet, Albert Delpy, Aleksia Landeau, Adan Jodorowsky, Daniel Brühl, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch/Französisch, Englisch/Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Bericht über die Premiere in der Essener Lichtburg, Bildergalerie, Trailer, u.m.
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch gut