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Abenteuer nach Bruce Lee

Meister aller Klassen III

Meister aller Klassen III

Auch „Meister aller Klassen III“ hat wie schon „Meister aller Klassen II“ nichts mit „Meister aller Klassen“ zu tun. Die für den neueren deutschen Videoverleihtitel verantwortliche Marketingabteilung fand es jedoch besser, Hauptdarsteller Jackie Chan mit seinem eigenen berühmten Werk zu verknüpfen, als die naheliegende Bruce Lee-Verbindung aufzuzeigen. Das sah man früher anders, wie der alte Titel „Zwei Fäuste stärker als Bruce Lee“ beweist. Und der englischsprachige Hongkongname „New Fist of Fury“ verrät, um was es sich bei „Meister aller Klassen III“ handelt: um eine Fortsetzung des Films „Fist of Fury“, an dessen Ende Bruce Lee als Chen Zhen stirbt.
Splendid veröffentlicht auf der Bluray erstmals in Deutschland die 120-minütige Langfassung. Zusätzlich sind die deutsche Kinoversion (93 Minuten) und die internationale Fassung (83 Minuten) enthalten, sodass kaum ein Wunsch offen bleibt.
Chen Zhens Freundin Li-Er (Nora Miao) wird der Boden in Shanghai etwas zu heiß, nachdem die Jing Wu-Schule angegriffen und Chen Zhen getötet wurde. Gemeinsam mit zwei Freunden flieht sie nach Taiwan, das jedoch ebenfalls von Japan besetzt wurde. Die Meister der örtlichen Kampfkunstschulen kollaborieren entweder mit der Okkupationsmacht oder sie verhalten sich duckmäuserisch ruhig. In diesem Umfeld versucht auch der Dieb Ah Lung (Jackie Chan) zu überleben. Als er eine wertvolle Holzkiste stiehlt, die eigentlich Li-Er gehört, wird er in politische Auseinandersetzungen hineingezogen. Denn die kämpferische Frau aus Shanghai will nicht länger hinnehmen, dass die taiwanesischen Chinesen nichts gegen die Japaner unternehmen. Ah Lungs Versuch, sich gegen die Vereinnahmung des auf japanischer Seite stehenden Kampfkunstschulenleiters Ching Kai Lin (Ping Lu) zu wehren, bezahlt er fast mit dem Leben. Die Situation spitzt sich schließlich so zu, dass er seine neutrale Haltung aufgeben und dem Besatzungschef Akumora (Sing Chen) die Stirn bieten muss.

„Meister aller Klassen III“ ist einer der Filme, bei denen man verstehen kann, dass sie für die heimische Auswertung gekürzt wurden. Auch wenn ein Eingriff in den fertigen Film natürlich prinzipiell abzulehnen ist. Aber Wei Lo und Lei Pan haben ihr Drehbuch so schwatzhaft angelegt, dass der ernsthafte Kung Fu-Film immer wieder durchhängt. Angesichts oftmaliger Bekräftigung bekannter Positionen kommt die Dramaturgie des Films mehr als einmal zum Stillstand. Die Kollaboration Ching Kai Lins mit dem Japaner Akumora gehört zu den zentralen Elementen, die einer Dauerschleife gleich ohne nennenswerte Zuspitzung präsentiert werden. Meister aller Klassen III Zwischen wichtigen Marksteinen des Geschehens wie der lebensgefährlichen Verletzung Ah Lungs reihen Wei Lo und Lei Pan ihr Füllmaterial auf.
Aber immerhin gibt es die wichtigen, zuspitzenden und sogar ordentlich bis gut inszenierten Szenen, in denen Konflikte vorangetrieben oder Fragestellungen vertieft werden. Der Anschlagsversuch auf Akumora in einem Badehaus strahlt eine morbid-muffige Atmosphäre aus, weil die dunklen Brauntöne im Dienste einer todbringenden, modrigen Atmosphäre stehen und das Wasser wechselweise als Ort der Entspannung sowie als gefährliches Element inszeniert wird. Wenn Akumora seine Gegner in das Badebecken schleudert, spritzt das eben noch ruhige Wasser mit brachialer Energie nach oben. Seine trügerische Form verstärkt die verderblich wirkende Szenerie. Hier zeigt Wei Lo, dass er aus seinem selbst mitzuverantwortendem Drehbuch noch etwas rausholen kann.
Im Ergebnis ist „Meister aller Klassen III“ jedoch nicht besser als ein solider Streifen. Die relativ dosiert eingesetzten Kämpfe können häufig nicht mit den Choreografien guter Filme mithalten. Einzelnen Inszenierungshöhepunkten stehen viele beliebige Aspekte gegenüber. Erst im Finale kommt die Konfliktlage zwischen Chinesen und Japanern richtig in Schwung, bis dahin gibt es nur ein paar Trippelschritte.

Bildqualität

Meister aller Klassen III

Für „Meister aller Klassen III“ stand das schwächste Master der drei Filme zur Verfügung. Das Bild sieht matschig aus, sodass die Konturen nicht prägnant wiedergegeben werden und der Detailgrad unterdurchschnittlich ausfällt. Inwieweit die braun- und graudominierte Farbpalette auf das Alter des Films zurückgeht oder ein filmisches Stilmittel war, lässt sich aus heutiger Sicht kaum noch feststellen. Insgesamt passt sie aber zur Atmosphäre aus Verrat, Kampf und Loyalität. Auch der oftmals matte Kontrast fällt eigentlich kaum störend, sondern fast schon unterstützend auf. Das Bild ist häufig grieselig, in einigen Szenen sehr unruhig und es gibt vereinzelt Farbfehler wie plötzlich sichtbarer Grünstich bei ausgewählten Objekten. Angesichts der Schwächen der Bluray muss man allerdings die schwierigen Umstände bei älteren Hongkongfilmen berücksichtigen. Insofern kann man mit der Qualität leben.

Tonqualität

Die chinesische DTS-HD-Master-2.0-Mono-Tonspur verbindet sich relativ gut mit den Filmszenen. Sie hört sich jedoch nicht besonders dynamisch an, ein leichtes Hintergrundrauschen fällt auf. Demgegenüber wartet der deutsche DTS-HD-Master-2.0-Mono-Ton mit einem deutlich stärkeren Hintergrundrauschen auf. Die Dialoge hören sich heller an, sodass immer wieder Zischlaute feststellbar sind. Insgesamt kann man mit dem Ton leben, ohne dass man in große Freude ausbricht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der deutschen Kinoversion (93 Minuten) und der internationalen Fassung (83 Minuten). Die deutsche Version wartet mit einer DTS-HD-Master-5.1- sowie einer DTS-HD-Master-2.0-Mono-Tonspur auf. Dabei sollte man von der 5.1-Abmischung aber nicht allzuviel erwarten, da sie frontlastig ist. Das gilt auch für den kantonesischen DTS-HD-Master-5.1-Ton, der neben einer deutschen 5.1- und einer kantonesischen 2.0-Variante bei der internationalen Fassung dabei ist.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Meister aller Klassen III“ vermag nicht ganz zu überzeugen, weil die ernsthafte Geschichte nur selten auf den Punkt gebracht wird. Dialogreiches Füllmaterial dominiert den Film, der auch bei den Kämpfen kaum mehr als Durchschnitt liefert. Einzelne Inszenierungshöhepunkte sind aber sehenswert. Technisch ist die Bluray brauchbar.

Stefan Dabrock

21.06.2014

   
Originaltitel San jing mo moon aka. New Fist of Fury aka. Zwei Fäuste stärker als Bruce Lee (Hongkong/Taiwan 1978)
Länge 120 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Wei Lo
Darsteller Jackie Chan, Sing Chen, Nora Miao, Ping Lu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Mono Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Deutsche Kinofassung, Internationale Fassung, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch brauchbar