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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Freundschaft statt Kriminalität

Meister aller Klassen

Meister aller Klassen

„Meister aller Klassen“ zählt zu den Klassikern in Jackie Chans reichhaltigem Schaffen im Filmgeschäft. Nach „Zwei Schlitzohren in der Knochenmühle“ („Siu kuen gwaai jiu“, Hongkong 1979) führte der Hongkong-Chinese zum zweiten Mal selbst Regie. Auf der vorliegenden Bluray aus dem Hause Splendid ist als Hauptfilm die längere Hongkong-Fassung enthalten. Darüber hinaus befindet sich in der Bonussektion die alte deutsche Filmfassung, die aus dem aktuellen längeren Master rekonstruiert wurde. In dieser Version sind auch zwei Szenen enthalten, die in der Hongkong-Fassung fehlen, also aus einer anderen Quelle stammen. Insofern hat Splendid wie schon bei Police Story I und II einen guten Job gemacht.

Tiger (Pai Wei) ist der bester Löwentänzer der Tien-Schule, aber kurz vor einem wichtigen Wettkampf verletzt er sich scheinbar. Deswegen muss sein Freund Dragon (Jackie Chan) in die Bresche springen. Bei der Löwentanzauseinandersetzung stellt Dragon jedoch fest, dass sich unter dem Kopf des gegnerischen Löwen nicht der ursprüngliche Kämpfer, sondern sein Freund Tiger befindet. Aus Loyalität schweigt Dragon, aber ihr Meister (Feng Tien) findet die Wahrheit heraus und verstößt Tiger. In seiner Not lässt sich der geschasste Schüler tiefer in die kriminellen Kreise hinein ziehen, die ihn bereits zum Verrat an seiner eigenen Schule gedrängt hatten. Da Dragon die unnachgiebige Haltung seines Meisters nicht ertragen kann, verlässt er die Schule, um Tiger zu suchen. Dabei wird er mit seinem inzwischen als Bankräuber gesuchtem Freund verwechselt und muss bei seiner Mission zahlreiche Kämpfe bestehen.

In „Meister aller Klassen“ geht es um typische Themen wie Verrat, Intrige, Freundschaft und die Fähigkeit, Regeln der Ehre nicht ideologisch, sondern mit Augenmaß zu interpretieren. Insofern bedient Jackie Chan das, was man Anfang der 1980er Jahre von einem Vertreter des lange etablierten Kampfkunstfilmgenres erwarten konnte. Aber Chan begnügt sich nicht damit, die bekannten Themen auf bekannte Weise abzuspulen. Stattdessen setzt er auf eine Mischung aus kreativen Humoreinlagen, harten Kämpfen und pfiffigen Choreografien, um dem Geschehen mehr Bandbreite zu verleihen.
Amüsante Komödienteile wie eine Szene in einem zweigeteilten Waschhaus, in dem der zu Unrecht als Verbrecher gebrandmarkte Dragon Zuflucht gefunden hat, strahlen eine Menschlichkeit aus, die im Gegensatz zur manchmal in anderen Martial Arts-Filmen vorherrschenden steifen Atmosphäre stehen. Während sich Dragon wäscht, ohne zu ahnen, dass er auf dem Grundstück des Polizeichefs steht, taucht dieser auf und wäscht sich in der Nachbarkabine. Da der Trog mit dem Wasser für beide Kabinen in der Mitte unter der nicht Meister aller Klassen ganz bis zum Boden reichenden Trennwand steht und Schöpfer sowie Seife nur einmal vorhanden sind, entwickelt sich eine vergnügliche Posse. Chan setzt auf heiteren Suspense, der davon lebt, dass die beiden Figuren nicht wissen, wer noch anwesend ist, der Zuschauer aber schon.
Da hinter der Maske des Heiteren aber das Drama lauert – schließlich droht Dragon eine Gefängnisstrafe –, gelingt es Chan ohne Schwierigkeiten, die Verbindung zu grimmigen Kämpfen zu knüpfen. Vor allem der Schlusskampf hat es in sich, wenn der verbrecherische Kam (Ing-Sik Whang) mit harten Tritten und Schlägen Dragons ganzes Können fordert. Bis es so weit ist, muss Dragon jedoch zahlreiche Episoden bestehen.
Besonders eindrucksvoll sind dabei die Kampfszenen, in denen Chan Komödie und Härte zusammenbringt. So nutzt Dragon einen Rock, um mit dem wallenden Tuch seine Bewegungen so lange wie möglich zu verstecken, bis die Kicks seine Gegner getroffen haben. Eine Technik, die er sich von der Tochter (Lily Li) des Polizeichefs abgeschaut hat. Die humorvolle Travestie wird gleichzeitig zu einer geschickten Technik des Täuschens, die als Strategie ausgesprochen effektiv ist. Kampfkunst, Komödie und Taktikdenken gehen eine Liaison ein, deren reichhaltige Aspekte das Genre erweitern. „Meister aller Klassen“ ist deswegen nicht nur ein Klassiker in Chans Schaffen, sondern des Martial Arts-Films an sich.

Bildqualität

Meister aller Klassen

Bei dem verwendeten Master dürfte es sich um einen Upscale handeln. Auch wenn bei einer neuen HD-Abtastung vermutlich bessere Ergebnisse zu erzielen wären, muss man festhalten, dass der Film für ein Martial Arts-Werk von 1980 überraschend gut aussieht. Die Schärfe ist vollkommen in Ordnung und die Farben sind nicht so ausgebleicht, wie man das schon oft gesehen hat. Insofern macht der Film einen relativ frischen Eindruck, ohne dass sich das Alter wirklich verbergen lässt. Der Kontrast zeigt gelegentlich Schwächen, wenn einzelne Bildteile überstrahlen. Insgesamt kann man mit der Bildqualität der Bluray zufrieden sein.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren klingen erfreulich voll. Verzerrungen sind gelegentlich zu hören, nehmen aber nicht überhand. Räumliche Effekte entstehen durch dezent in die hinteren Lautsprecher gemischte Geräusche wie beispielsweise Hundegebell oder die Musik. Daneben kann man noch die kantonesische DTS-HD-Master-2.0-Mono-Tonspur anwählen, die logischerweise ohne räumliche Effekte auskommt, ansonsten aber ähnlich klingt.
Der alte deutsche Mono-Ton ist nur bei der deutschen Filmfassung vorhanden, die als Bonus auf der Bluray enthalten ist.

Extras

Im Audiokommentar erweist sich Hongkong-Filmkenner Bey Logan einmal mehr als sprudelndes Füllhorn. In rasantem Tempo liefert er biografische Informationen zu zahlreichen Haupt- und Nebendarstellern, geht auf die gezeigte Martial Arts ein, erläutert Aspekte wie den Löwentanz und ordnet den Film in den Kontext des Hongkong-Kinos ein.
Hapkido-Meister In-Sik Wong – er spielt den finalen Gegner von Jackie Chan - erläutert im 28-minütigen Interview seine persönliche Martial Arts-Philosophie, die sehr viel mit Entspannung zu tun hat. Sie ist das Ergebnis eines Prozesses, der wiederum auch mit seiner Filmkarriere zusammenhängt. Und so verbindet Wong seine Ausführungen mit Informationen zu seinem Einstieg ins Filmgeschäft. Er geht auch auf die besonderen Bedingungen beim Dreh der Actionszenen ein, die teilweise recht schmerzhaft und anstrengend gewesen sind.
Der gut sechsminütige Workshop mit Jackie Chan besteht aus Analysen zur Kampf- und Schnitttechnik, die Chan bei seinen Martial Arts-Szenen einsetzt. Anhand eines Ausschnitts aus „Meister aller Klassen“ geht er auf einzelne Aspekte ein und verrät auch, dass er mit geschickt platziertem Sand arbeitet, der beim Aufprall aufstaubt, um die Wucht visuell noch zu verstärken.
Im knapp achtminütigen Interview geht Chan auf die Entwicklung des Kampfstils für die finale Auseinandersetzung ein, der sich von den damals gängigen Filmkämpfen unterscheiden sollte. Außerdem reflektiert er über seine persönliche Entwicklung, die ihm mehr Einfluss bei US-Produktionen beschert hat.
Eine gut neunminütige Outtake-Rolle und Trailer zum Film sind auf der Bluray zusätzlich enthalten.

Fazit

„Meister aller Klassen“ verbindet klassische Martial Arts-Themen wie Verrat, Freundschaft und Kampf gegen Kriminelle mit einer Mischung aus Humor und Härte. Dank guter Choreografien und Chans Einfallsreichtum entstand so ein Klassiker des Genres. Technisch ist die Bluray vollkommen in Ordnung.

Stefan Dabrock

27.05.2014

   
Originaltitel See dai chut ma aka. The Young Master (Hongkong 1980)
Länge 107 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Jackie Chan
Darsteller Jackie Chan, Biao Yuen, Pai Wei, Lily Li, Kien Shih, In-Sik Wong, Feng Tien, Fung Fung, Mei Sheng Fanl, David Cheng, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch, DTS-HD-Master 2.0 Mono Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Bey Logan, Deutsche Filmfassung, Workshop mit Regisseur Jackie Chan, Trailer, u.m.
Preis ca. 12 EUR
Bewertung sehr gut, technisch vollkommen in Ordnung