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rezensionen

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Wild, musikalisch und verboten

Forbidden Zone – Totaler Sperrbezirk

Forbidden Zone – Totaler Sperrbezirk

Anfang der 1970er Jahre gründete Richard Elfman das Musikensemble „The Mystic Knights of the Oingo Boingo“ - eine Truppe, die Stücke der 1920er und 30er Jahre sowie daran angelehnte Musiknummern mit einer absurden Bühnenperformance kombinierte. Nach einigen Jahren wollte Elfman das wilde Treiben der Mystic Knights in einem Film für die Nachwelt festhalten. Das Ergebnis ist das überdrehte Musical „Forbidden Zone“, das jeder Beschreibung spottet. Ein Versuch soll trotzdem unternommen werden.
Im Keller der Hercules-Familie befindet sich eine seltsame Tür, durch die man in die sechste Dimension eintreten kann. Wegen der darin herrschenden großen Gefahren wird sie auch Forbidden Zone genannt. Pa Hercules' (Gene Cunningham) Tochter Frenchy (Marie-Pascale Elfman) lässt sich von Verboten jedoch nicht abschrecken. Aus Neugier verlässt sie den vollkommen irrsinnig gestalteten Schulunterricht, um die geheimnisvolle sechste Dimension zu betreten. Über einen Zeichentrickdarmtrakt und eine Pappkulisse mit aufgemaltem Arsch gelangt sie schließlich an ihr Ziel. Der kleinwüchsige König Fausto (Hervé Villechaize), Herrscher über die sechste Dimension, ist sofort vernarrt in die hübsche Frenchy mit dem verführerischen Akzent. Das ruft die Königin (Susan Tyrell) auf den Plan, die zusammen mit ihrem Froschdiener (Jan Stuart Schwartz) die Konkurrentin kaltstellen will. Als Frenchys Bruder Flash (Phil Gordon) erfährt, wo sich seine Schwester befindet, begibt er sich mit seinem Schulkameraden Quetschkloß (Matthew Bright) und Großvater Hercules (Hyman Diamond) auf eine Rettungsmission.

Seit 2008 gibt es zwar auch eine kolorierte Version des Films, die auf der DVD ebenfalls enthalten ist, aber ursprünglich kam „Forbidden Zone“ Schwarz-Weiß in die Kinos. Die meisten Kulissen bestehen aus Pappe mit aufgemalten Accessoires, die im Dienste einer theatralen Atmosphäre stehen. Harte Kontraste sorgen für eine düstere Stimmung, während der Irrsinn seinen freien Lauf nimmt. Denn auch wenn es in „Forbidden Zone“ Ansätze einer Erzählung gibt, so wird das Unterfangen immer wieder konsequent sabotiert. Ohne logische Verknüpfung taucht beispielsweise die leicht bekleidete Prinzessin (Gisele Lindley) auf, um peitschenschwingend ihrer lüsternen Neigung nachzugehen. Figuren wenden sich willkürlich von ihrem bisherigen Vorhaben ab und machen etwas anderes, und wenn man um die falsche Ecke biegt, steht man plötzlich vor dem Teufel (Danny Elfman), der seine eigene Agenda pflegt. In „Forbidden Zone“ herrscht die erfrischende Anarchie einer aus den Fugen geratenen Performance, in der es um die Spontanität plötzlicher Ideen geht, auch wenn in Wirklichkeit natürlich alles geplant war.
Dadurch treibt Richard Elfman den Verstand des Zuschauers permanent an seinen Grenzen und führt die Sicherheit, Dinge verstehen, entschlüsseln und in eine Ordnung bringen zu können ad absurdum. Stattdessen existiert das Diktat emotionaler Handlungsweisen, das mit den Forbidden Zone – Totaler Sperrbezirk Untiefen der menschlichen Psyche korrespondiert. Die Musik untermalt alles mit wilder Fröhlichkeit, um den Spaß auf die Spitze zu treiben. Hier kann man sich einem Rausch hingeben, bei dem ein Frosch im Frack tanzt und Nachforschungen anstellt, der Teufel seine ganz eigene Version von Cab Calloways „Minnie the Moocher“ intoniert, im Schulunterricht auch mal mit einer automatischen Waffe auf die absonderlichen Schüler geschossen wird und ein menschlicher Kronleuchter für ein spezielles Candle-Light-Dinner sorgt.

Bildqualität

Die Konturen werden recht prägnant wiedergegeben, während die Detailfreude etwas eingeschränkt ist. Das leichte analoge Rauschen stört nicht. Der Kontrast liefert überzeugende Werte, um die expressionistische Wirkung der schönen Schwarz-Weiß-Komposition zu unterstreichen. Aber auch die kolorierte Version entfaltet atmosphärische Qualitäten, weil das Farbenspiel gut zum irrwitzigen Gestus des Geschehens passt.

Tonqualität

Die DD 2.0-Tonspuren liefern gut verständliche Dialoge ohne nennenswertes Rauschen. Dabei werden die räumlichen Möglichkeiten der vorderen Lautsprecher gut genutzt. Die Musik klingt saftig.

Extras

Forbidden Zone – Totaler Sperrbezirk

Es ist wunderbar, dass auf der DVD auch die kolorierte Version des Films enthalten ist, die das ursprüngliche Werk ergänzt. Die Wirkung des Musicals ändert sich durch die Farben, indem die reine Konzentration auf Formen und expressionistische Kontraste zugunsten eines absurden Märchenlandes in den Hintergrund tritt. Beide Versionen haben so ihre Berechtigung.
Im Audiokommentar blödeln Richard Elfman (Regie) und Matthew Bright (Darsteller) die meiste Zeit herum. Hintergrundinformationen tauchen deswegen nur in homöopathischen Dosen auf. Der ein oder andere wird das unterhaltsam finden, aber letztlich ist so ein Kommentar eher schwach. Denn er liegt über einem Film, der als gestaltetes Werk für sich genommen viel unterhaltsamer ist, als das, was Elfman und Bright spontan zum Besten geben.
So kämpfen beide mit ihrer Blödelei ungewollt gegen den Film, den sie kommentieren, und verlieren dabei leider.
Die etwa 35-minütige Dokumentation „A Look into Forbidden Zone“ ist das Herzstück des Bonusmaterials. Regisseur Richard Elfman befragt mehr als 20 Jahre nach den Dreharbeiten Stabmitglieder wie seinen Bruder Danny (Darsteller und Komponist), Marie-Pascale Elfman (Darstellerin und Produktionsdesignerin) oder Matthew Bright (Darsteller und Drehbuchautor) über die Arbeit an „Forbidden Zone“. Passend zu ihren Ausführungen über künstlerische Konzeptionen und die Entstehung des Films sind Archivaufnahmen einiger Auftritte der Performance-Gruppe „The Mystic Knights of the Oingo Boingo“ zu sehen. So ergibt sich ein faszinierendes Gesamtbild, in das der Film sehr gut eingeordnet wird.
Die zusammen knapp sechs Minuten langen entfernten Szenen sind ein hübsches Zubrot, während man bei den zusammen knapp elf Minuten langen Outtakes versteht, warum sie nicht im fertigen Film enthalten sind. Ihr Humor ist zu gewollt-brachial, um zur charmanten Anarchie der „Forbidden Zone“ zu passen.
Die knapp vierminütige „Japanische Promotion“, ein Ankündigungstrailer mit Richard Elfman, besticht durch eine Mischung aus altertümlicher Varietédirektoratmosphäre und absurdem Humor.
Zwei Musiknummern des Vorgängerprojekts „The Hercules-Family“, aus dem schließlich „Forbidden Zone“ hervorgegangen ist, ein Video zum Lied „Private Life“ der Rockgruppe Oingo Boingo und der Trailer zum Film sind auf der DVD zusätzlich enthalten.

Fazit

Das Filmmusical „Forbidden Zone“ entstand aus den Bühnenauftritten der Musikertruppe „The Mystic Knights of the Oingo Boingo“. Deren anarchischer Geist weht ungebremst durch den Film und macht ihn zu einem speziellen Vergnügen. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

17.02.2014

   
Originaltitel Forbidden Zone (USA 1982)
Länge 70 Minuten (Pal)
Studio cmv laservision
Regie Richard Elfman
Darsteller Marie-Pascale Elfman, Hervé Villechaize, Susan Tyrell, Gisele Lindley, Jan Stuart Schwartz, Phil Gordon, Hyman Diamond, Matthew Bright, Danny Elfman, Joe Spinell, Viva, Gene Cunningham, Richard Elfman, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras kolorierte Version des Films, Audiokommentar mit Richard Elfman (Regie) und Matthew Bright (Darsteller), Dokumentation „A Look into Forbidden Zone“, Deleted Scenes, Trailer, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung anarchisch, technisch gut