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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Verstand ist auch nur eine Illusion

Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt

Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt

Immer wieder taucht in Jess Francos Filmen eine Figur namens Al Pereira auf, die das Schaffen des spanischen Regisseurs bis zu seinen letzten Werken „Al Pereira vs. The Alligator Ladies“ (Spanien 2012) und „Revenge of the Alligator Ladies“ (Spanien 2013) begleitet hat. In der Erwin C. Dietrich-Produktion „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ schlüpfte Franco selbst in die Rolle des Privatdetektivs und zeichnete so ein Selbstporträt, dessen Ironie wiederum alles in Zweifel zieht.
Privatdetektiv Al Pereira (Jess Franco) steht das Wasser bis zum Hals, als die dunkelhaarige Cynthia (Lina Romay) in seinem Büro auftaucht und sich als Frau Ramos vorstellt. Pereira soll ihren Mann beim Sex mit seiner Liebhaberin fotografieren. Da der Detektiv das Geld braucht, nimmt er den Auftrag an. Noch am selben Abend liefert er die Bilder im Nachtklub ab, in dem Cynthia eine Stripshow hinlegt. Die Angelegenheit scheint erfolgreich erledigt zu sein, doch dann wird Pereiras Fotoobjekt tot aufgefunden. Inspector Mendoza (Paul Muller) verdächtigt den Detektiv, die Tat begangen zu haben, aber die echte Olga Ramos (Monica Swinn) entlastet ihn. Als sich Pereira gegen alle Vernunft weiter mit Cynthia einlässt, gerät er immer mehr in Gefahr.

Jess Franco war bei seinen Filmen immer dann am stärksten, wenn er die Grenzen der Logik überschritt und jenseits bekannter erzählerischer Konventionen eine eigene, traumartige Welt erschuf, die in die Tiefen menschlicher Obsessionen führt. In “Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ ist davon wenig zu spüren. Nach grobem Noir-Muster gestrickt, gerät ein Privatdetektiv in die Fänge einer Femme fatale und ihrer Freundin (Martine Stedil), die zu seinem Untergang zu werden drohen. Auch wenn manches Ereignis dem einen oder anderen vielleicht unglaubwürdig erscheint, so hat Franco den Film doch absolut gradlinig in Szene gesetzt. Er versucht hier, das klassische Detektivgenre mit seiner persönlichen Vorstellung eines Erotikfilms zu kreuzen, ohne dabei zu wahnwitzigen Szenen jenseits des Verstandes zu greifen. Weil er sich aber weder besonders gut auf Erotik noch auf Spannung oder Subtilität versteht, heimst sich Franco große Nachteile ein. Wo die Femme fatale im Film Noir ein raffiniertes Konstrukt zur Manipulation der in der Regel männlichen Hauptfigur ist, besteht die Manipulationskunst Lina Romays als Cynthia allein darin, besonders oft nackt zu sein. Das ist zu offensichtlich gedacht, um auf irgendeiner Ebene interessant sein zu können. Ohne den Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt Irrsinn der „misslungenen“ narrativen Montage bleibt eben nur noch Francos Wunsch übrig, möglichst oft und detailliert die körperlichen Vorzüge seiner Darstellerinnen zu präsentieren. Was wahrscheinlich ganz im Sinne von C. Dietrich gewesen sein dürfte, macht Francos Film ärmer.

Sehenswert ist das Werk allein durch Franco in der Hauptrolle des Detektivs. Wie ein einsamer Tor mit großen, unschuldigen Augen läuft er durch eine Welt, die er in keiner Weise unter Kontrolle hat. Peireiras süffisanter Offkommentar und seine gelegentlichen, bissigen Spitzen gegenüber Cynthia wirken wie ironische Angriffe auf die zur Schau gestellte, aber nicht vorhandene Souveränität des Detektivs. Er verstrickt sich in seine Obsessionen und fällt auf die billigsten Tricks der weiblichen Gegenüber herein, weil er so lange und so oft wie möglich in der Nähe ihrer nackten Körper sein will. Verstand braucht er dafür nicht, er muss nur brav die „Brotkrumen“ aufsammeln, die ihm hingestreut werden. Franco macht in dieser Rolle eine absolut komische Figur, während er einerseits seine eigene Persönlichkeit porträtiert und sie andererseits so offensiv ironisiert, dass wiederum gar nichts klar ist. Hier blitzt die Verrücktheit des manisch aktiven Filmemachers auf, der aber letztlich bessere Werke hinterlassen hat.

Bildqualität

Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt

Die Bluray überrascht mit einer guten Schärfe, die man bei einem Franco-Film nicht unbedingt erwartet. Aber Produzent Erwin C. Dietrich hat sein persönliches Filmarchiv gut gepflegt und so stand für die Veröffentlichung qualitativ hochwertiges Ausgangsmaterial zur Verfügung. Das ist bei Filmen des spanischen Regisseurs oft nicht der Fall. Die Unschärfen, die zwischendurch immer wieder auftreten, haben wenig mit der Bluray und viel mit der Tatsache zu tun, dass Franco bei seinen Filmen darauf nicht so geachtet hat. Die Farben sehen etwas blass aus, machen aber noch eine gute Figur. Der Kontrast überzeugt.

Tonqualität

Die deutsche DTS-HD-Master-5.1-Tonspur ist nicht der Lage, eine nennenswerte, räumliche Atmosphäre zu erzeugen. Die Dialoge sind aber trotz des leichten Hintergrundrauschens gut zu verstehen. Die schmissige Musik klingt voll und kräftig.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.

Fazit

Jess Franco hat sich bei „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt an einer gradlinigen Kreuzung aus Detevtiv- und Erotikfilm versucht, die Reize beider Genres jedoch verfehlt. Nur seine eigene Darstellung des wenig cleveren Detektivs Al Pereira sorgt für Unterhaltungswert. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

12.12.2013

   
Originaltitel Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt (Schweiz 2011)
Länge 87 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Jess Franco
Darsteller Jess Franco, Lina Romay, Paul Muller, Martine Stedil, Beni Cardoso, Eric Falk, Raymond Hardy, Monica Swinn, Ronald Weiss, Roman Huber, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch
Untertitel Englisch
Extras Bildergalerie
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch gut