30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Filmart Polizieschi Edition Nr. 1: alle Filme
In den 1970ern war die Gewalt in der italienischen Gesellschaft ein zentrales Thema, das seinen Niederschlag in den Polizeifilmen, den sogenannten „Polizieschi“ fand. Die Protagonisten des Genrekinos siedelten ihre Geschichten nicht mehr in einer mythologischen Vergangenheit an, wie es beim Italowestern der Fall war, sondern sie suchten die städtischen Schauplätze auf, die dem Publikum bekannt waren. Differenzierte Auseinandersetzungen mit politischen Ursachen und sozialen Themen gab es dabei jedoch kaum, es ging vielmehr darum, die Strömung aufflammender Gewalt an sich aufzunehmen und für das Kino zu nutzen. Das macht die Filme jedoch nicht schwächer, denn ihre Spiegelung des gesellschaftlichen Gewaltproblems bleibt offensichtlich, sodass der Finger in eine klaffende Wunde gelegt wurde. Die genauere Ursachenforschung ist ein Thema für die Anschlussdiskussion.
Zu den Genrebeiträgen mit besonders sprechenden Originaltiteln gehören „Roma Violenta“ („Gewalt rast durch die Stadt“, Regie: Marino Girolami, Italien 1975), „Napoli Violenta“ („Camorra – Ein Bulle räumt auf“, Regie: Umberto Lenzi, Italien 1976) und natürlich der vorliegende „Milano Violenta“. In den großen Städten des beliebten Urlaubslandes am Mittelmeer herrscht die Gewalt. Vier Gangster überfallen in Mailand ein Wirtschaftsunternehmen, um dessen Lohngelder zu rauben. Walter (Vittorio Mezzogiorno) und Tropea (Biagio Pelligra) können mit der Beute entkommen, während Anführer Raul (Claudio Cassinelli) und Fausto (John Steiner) ihre Flucht vor der eingetroffenen Polizei erst mithilfe einiger Geiseln erzwingen müssen. Im Laufe der anschließenden Verfolgung kommt Fausto ums Leben, nur Raul kann sich in Sicherheit bringen. Auf sich allein gestellt macht er sich auf die Suche nach den zwei verbliebenen Komplizen, die in einem alten Schlachthof Unterschlupf gefunden haben. Gier und Misstrauen sorgen jedoch dafür, dass gefährliche Spannungen auftreten. Während Raul den Beutezug auch für sich zu einem glücklichen Abschluss bringen will – dabei baut er unter anderem auf die gewalttätig eingeforderte Hilfe der Prostituierten Leila (Silvia Dionisio) -, ermittelt Kommissar Foschi (Elio Zamuto) mit schleppendem Erfolg.
Die Polizeiarbeit steht deswegen auch gar nicht im Vordergrund des rasant in Szene gesetzten Thrillers, in dem eine düstere Atmosphäre immerwährenden Zwielichts herrscht. Nebel, kahle Bäume, wenig glamouröse Straßenzüge und selbst touristische Markenzeichen wie der Dom wirken trist. In diesem Mailand scheint das Glück nicht mehr zu Hause zu sein. Die Gangster versuchen es zwar mit ihrer fragwürdigen Gewaltaktion in die eigene Hand zu nehmen, aber sie agieren im permanenten Grau des Herbstes, das sie wie die Drohung einer schlimmen Zukunft umschlingt. Das leicht ungepflegte Äußere Rauls und die einfachen Klamotten, die sie am Leib tragen - als Habenichtse charakterisiert starten sie aus einer Position der
Unterlegenheit heraus. Sie existieren nicht auf der Sonnenseite des Lebens und der weite Weg dahin ist nicht einmal sichtbar.
Daraus resultiert der Mut der Verzweiflung, mit dem die Gangster alles auf eine Karte setzen. Gewalt ist für sie kein Problem mehr. Wo auch die letzte Hoffnung auf ein geregeltes Leben versiegt, da wird es ruppig. Mario Caiano pumpt „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ mit adrenalingeschwängerten Verfolgungsjagden, lebensbedrohlichen Geiselnahmen, Verrat unter Gangstern, sporadischen Schießereien und ausweglos erscheinenden Situationen voll, um die deprimierende Stimmung temporeich in Szene zu setzen. Die Energie dafür schöpft er aus der existenziellen Verzweiflung der Hauptfiguren. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und haben nichts mehr zu verlieren.
So entfaltet Caiano nicht nur einen veritablen Actionfilm, der auch im ruhiger gehaltenen Mittelabschnitt hochspannend ist, weil die Bedrohung immer präsent bleibt, er schafft es auch, mithilfe der visuellen Gestaltung ein grimmiges Drama auf die Beine zu stellen. Dreckige Keller, kaputte Industrieanlagen und schäbige Hinterzimmer passen in dieses Bild. Und wenn am Ende zweimal unterschiedliche Villen im Zentrum des Geschehens stehen, dann setzt er tragische Akzente. Denn der Traum von einem Leben in angenehmer Atmosphäre bildet einen perfekten Kontrast zur grauen Tristesse des restlichen Films. Schönheit kann manchmal unglaublich bitter sein.
Bildqualität
Die DVD wartet mit einer akzeptablen Qualität auf, ohne an die besseren Veröffentlichungen aus dem Hause filmArt heranzureichen. Alles in „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ sieht etwas matschig aus, dafür sucht man Defekte vergeblich. Die Farben sind etwas ausgebleicht, sodass der triste Eindruck des Films sogar noch verstärkt wird. Das gleiche gilt für den flachen Kontrast. Auch wenn die Bildqualität der DVD Schwächen aufweist, lässt sich der Film aber immer noch gut ansehen, weil das Bild stabil wiedergegeben wird.
Tonqualität
Die DVD enthält leider nur den deutschen Monoton, der aber in absolut brauchbarer Qualität vorliegt. Die Dialoge sind gut verständlich und nennenswerte Verzerrungen gibt es ebenfalls nicht. Darüber hinaus ist die Synchronisation gut. Auch wenn Fans besonders markiger Sprüche wahrscheinlich bedauern, dass bei der Erstellung der vorliegenden deutschen Fassung darauf verzichtet wurde, tut das dem Film gut. So entfaltet sich das Potenzial der visuellen Gestaltung, ohne dass die Grimmigkeit unterlaufen wird.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer zum Film und einem 12-seitigen Booklet mit einem Text von Heiko Hartmann. Darin ordnet er „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ in das Genre des italienischen Polizeifilms ein, erläutert einige Motive des Films und würdigt Regisseur Mario Caiano sowie einige Darsteller. Lässt man die zuweilen etwas aufgesetzte Launigkeit der verwendeten Sprache außen vor, so bleibt ein inhaltlich spannender Text übrig.
Fazit
„Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ gehört zwar nicht zu den bekanntesten Polizeifilmen aus Italien, aber die Qualität stimmt. Dank der rasanten Inszenierung und der tristen Atmosphäre wirkt der Film mitreißend grimmig. Technisch ist die DVD akzeptabel.
Stefan Dabrock
18.11.2013
Originaltitel | Milano Violenta (Italien 1976) |
Länge | 91 Minuten (Pal) |
Studio | filmArt |
Regie | Mario Caiano |
Darsteller | Claudio Cassinelli, Vittorio Mezzogiorno, John Steiner, Biagio Pelligra, Elio Zamuto, Silvia Dionisio, Salvatore Puntillo, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | Mono Deutsch |
Untertitel | Englisch |
Extras | Trailer, 12-seitiges Booklet |
Preis | ca. 23 EUR |
Bewertung | gut, technisch akzeptabel |