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rezensionen

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kurzrezension

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Genpotenzial

Errors of the Human Body

Errors of the Human Body

Auf den Spuren der Biologie sowie der Genwissenschaft sucht Regisseur Eron Sheean im menschlichen Drama nach der Spannung zwischen Thriller und Tragödie. Rätselhaftigkeit, Forschungshybris und der Widerstreit rationaler sowie emotionaler Aspekte prägen seinen eindringlichen Film.
Der prominente Forscher Geoffrey Burton (Michael Eklund) reist auf Einladung eines renommierten Instituts nach Dresden, wo er seine ehemalige Assistentin und Ex-Geliebte Rebekka Fiedler (Karoline Herfurth) bei ihrer Arbeit unterstützen soll. Sie führt seine Forschung, die er nach dem tragischen Tod seines Sohnes durch eine seltene Genkrankheit begonnen hatte, mit eigenen Ansätzen weiter. Rebekka befindet sich trotz der faszinierenden Entdeckung des sogenannten Oster-Gens, das die Zellreproduktion massiv beschleunigt, in einer wissenschaftlichen Sackgasse. Während sie versucht, eine erneute Zusammenarbeit mit Burton zu organisieren, entdeckt dieser, dass Rebekkas Kollege Jarek Novak (Tómas Lemarquis) eine riskante Geheimforschung betreibt. Burton versucht, Jarek zu stoppen.

Auch wenn der Thriller-Handlungsstrang um Jarek in der zweiten Hälfte des Films etwas an Fahrt gewinnt, ist „Errors of the Human Body“ in erster Linie ein ruhig erzähltes Drama über den Konflikt zwischen kühler Forschungsmechanik und menschlichen Gefühlen. Am Anfang stand die Tragödie eines Säuglingstodes, die Burton angetrieben hat, auf diesem Gebiet zu forschen. Als rationaler Wissenschaftler hat er sich mit unübersehbaren Folgen für das Privatleben in seine Aufgabe verbissen. Die Ehe ist Geschichte, das Schicksal seines Sohnes benutzt er mit sachlicher Strenge für Vorträge und eine Affäre mit seiner Assistentin liegt hinter ihm. Als Burton in Dresden ankommt, um seine Ex-Geliebte bei der Forschung zu unterstützen, hat ihn der rationale Wissenschaftseifer, den Eron Sheean mit diesen prägnanten Indizien andeutet, bereits zu einem gebrochenen Mann gemacht. Denn trotz der Konzentration auf die Stärke des Geistes kann Burton die Tragödie nicht abschütteln, mit der alles begann. Seine Forschung ist keine Auseinandersetzung mit dem Schicksalsschlag, sondern eine Art Flucht.
Michael Eklund läuft als Burton durch den Film, als habe er mit einer Mischung aus Dauer-Jetlag und permanenter Übelkeit zu kämpfen. Das blasse Gesicht spiegelt in Verbindung mit der hageren Gestalt und dem stets angestrengt-müden Blick die schwindenden Kräfte des Wissenschaftlers wieder. Mit schönen, aber kühlen Winteraufnahmen kreiert Sheean eine Atmosphäre, die perfekt zu den sterilen Fluren des modernen Wissenschaftsgebäudes aus Glas und Stahl passt, in dem der logikorientierte Forschungsbetrieb auch für Burton weitergehen soll. Aber der innere Konflikt lässt eine reibungslose Eingliederung nicht mehr zu, die Kraft der menschlichen Tragödie ist so stark, dass sich neue Brüche zeigen. Burton sieht mit Errors of the Human Body zunehmender Lauflänge des Films immer fertiger aus. Rückblenden reflektieren seine inneren Dämonen, die schließlich in einem Albtraum aus Labormäusen kulminieren, die aus einer Wunde seines Kopfes zu quellen scheinen. Der Niedergang des Wissenschaftlers ist unvermeidlich, weil er die Menschlichkeit zugunsten reiner Logikhörigkeit aufgegeben hat. Eron Sheean entwickelt auf schleichende Weise aus dem Drama Burtons die Frage nach der richtigen Balance im Wissenschaftsbetrieb. Ohne emotionales Korrektiv droht der Untergang.

In diesem Sinne flankieren die Nebenfiguren Rebekka und Jarek das zentrale Drama. Während sich Rebekka ihre Emotionalität bewahrt hat, sucht Jarek nur nach dem Erfolg. Die Konfrontation Burtons mit Jarek ist deswegen der Blick in einen Spiegel, was aus ihm ohne den Schicksalsschlag hätte werden können, und Rebekka erinnert ihn an die sozialen Qualitäten der menschlichen Natur. Sheean macht es sich aber nicht so einfach, die karriereorientierte Art Jareks, die schließlich zu handfesten, spannungsorientierten Auseinandersetzungen um die Forschungshoheit führen, in Bausch und Bogen zu verdammen. Stattdessen legt er am Ende nahe, das beide Seiten in eine ausgewogene Balance gebracht werden müssen. So entwickelt sich „Errors of the Human Body“ zu einer faszinierenden Auseinandersetzung mit den Fragen nach ethischen Grenzen der Forschung, der Natur des Menschen und den Grundlagen eines Fortschritts, der den Menschen in seinem Wesen intakt lässt. Denn ohne die Bewahrung der Integrität zerstören Wissenschaftserfolge und versinken in Sinnlosigkeit.

Bildqualität

Errors of the Human Body

Die Bluray verfügt über eine gute Schärfe, die zwar nicht an die besten Beispiele großer Blockbuster herankommt, aber das war bei dem kleinen Film auch nicht zu erwarten. Insgesamt sind Konturen- und Detailschärfe im grünen Bereich. Die kühlen, entsättigten Farben, bei denen Silber, Grau, Weiß und Blautöne dominieren, werden gut wiedergegeben, auch der prägnante Kontrast ist gelungen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren entwickeln nur selten einmal eine nennenswerte räumliche Tiefe, lediglich die Musik ertönt manchmal auch aus den hinteren Lautsprechern. Das liegt natürlich auch an der ruhigen Machart des Films, aber eine leicht prägnantere Abmischung wäre schon möglich gewesen. Die Dialoge sind sehr gut verständlich, die vorderen Lautsprecher werden effektiv genutzt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa 12-minütigen, amüsant animierten Interview mit Regisseur Eron Sheean, der einige interessante Anmerkungen zur Inspiration für den Film und zu einigen gestalterischen Aspekten macht, sowie einem Trailer zum Film.

Fazit

In „Errors of the Human Body“ steht das innere Drama des Wissenschaftlers Burton im Vordergrund, der zunehmend zwischen inneren Dämonen und kühler Forschung zerrieben wird. In Verbindung mit einer sanft entwickelten Thriller-Handlung um riskante Geheimforschungsaktivitäten eines anderen Wissenschaftlers entstand so ein eindringlicher Film, der sich mit ethischen und emotionalen Fragen zwischen menschlichem Fortschritt und menschlicher Zerstörung beschäftigt. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

23.10.2013

   
Originaltitel Errors of the Human Body (BRD/USA 2012)
Länge 101 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Eron Sheean
Darsteller Michael Eklund, Karoline Herfurth, Tómas Lemarquis, Rik Mayall, Caroline Gerdolle, Yusuke Yamazaki, Ulrich Meinecke, Iván Gonzáles, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Interview mit Eron Sheean (Regie), Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch gut