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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Einzelteile

Confession of Murder – Tödliches Geständnis

Confession of Murder – Tödliches Geständnis

In Südkorea kann man den perfekten Mord begehen, wenn man 15 Jahre lang dafür sorgt, dass die Polizei einen nicht überführen kann. Denn nach dieser Zeit verjährt selbst diese grausame Tat.
Das macht sich Doo-seok Lee (Si-hoo Park) in „Confession of Murder – Tödliches Geständnis“ zunutze. Er bekennt sich öffentlich zu mehreren Frauenmorden, die nie aufgeklärt werden konnten. Aber Lee sucht nicht den leisen Weg, sondern das Scheinwerferlicht der Medien, indem er seine Erlebnisse in einer Autobiographie verarbeitet, die natürlich gewinnbringend verkauft wird. Presse, Fernsehen und sonstige Medienvertreter stürzen sich auf Lee, der durch geschickte Selbstinszenierung in kürzester Zeit zu einem Star wird. Sein smartes Äußeres sorgt in Verbindung mit zur Schau gestellter Buße, dass sich ganze Fangruppen bilden, obwohl er nach eigenen Angaben ein mehrfacher Mörder ist. Der Polizist Hyeong-goo Choi (Jae-yeong Jeong), der seinerzeit vergeblich versucht hat, den Täter zu finden, wird durch die aktuellen Ereignisse angestachelt, die Ermittlungen wieder aufzunehmen. Gleichzeitig treten Angehörige der damaligen Opfer auf den Plan, die Lee möglichst qualvoll ins Jenseits befördern wollen. Und plötzlich taucht jemand anders auf, der behauptet nicht Lee sondern er sei der Mörder.

Schon die genannten Teile des Inhalts weisen auf eine verästelte Erzählung hin, die noch durch die persönliche Verwicklung des Polizisten in die Mordserie gesteigert wird. Das ist für einen Spielfilmneuling wie Regisseur Byeong-gil Jeong, der zuvor nur die Dokumentation „Action Boys“ (Südkorea 2008) gedreht hat, eine große Herausforderung. Aber eins kann man dem Mann nicht nachsagen, dass er kein Talent hätte, einzelne Szenen auf den Punkt hin zu inszenieren. Vor allem bei Actionszenen demonstriert er eine innovative Meisterschaft, die einen unnachahmlichen Sog erzeugt.
In den ersten Minuten des Films fängt Jeong eine Verfolgungsjagd ein, die sich Polizist Choi und der damals noch unbekannte Täter bei Nacht und Regen zu Fuß durch enge Gassen, Treppenhäuser und über Dächer liefern. Nicht nur die elegante Ausleuchtung, die mit stimmungsvollen Kontrasten zwischen Dunkelheit und Licht aufwartet, sondern auch der Confession of Murder – Tödliches Geständnis fließende Perspektivenwechsel der Kamera entfacht eine atemlose Spannungsatmosphäre. Mal liefert die Handkamera dynamische Bilder aus der objektiven Sicht einer fiktiven Figur, die mit den beiden Verfolgungskontrahenten mitläuft, mal wechselt sie bruchlos in die subjektive Perspektive einer der beiden Figuren. Dabei geht die Übersichtlichkeit nie vollständig verloren, Jeong gelingt es vielmehr, den adrenalingeschwängerten Charakter einer instinktiven Flucht- und Verfolgungssituation perfekt einzufangen. Ein weiteres Ausrufezeichen ist eine Verfolgungsjagd zwischen mehreren Autos, bei der unter anderem auf den Dächern gekämpft wird. Das besondere der Szene ist die Choreographie, die das Geschehen durch wechselseitiges Vorbeifahren verschiedener Gefährte von einem Auto zum anderen treibt und sogar die Liege eines Krankenwagens miteinbezieht, die erst aus dem Transporter herausrutscht, um durch die Kollision mit einem anderem Fahrzeug eine neue Richtung zu bekommen. Trotz der immer präsenten Todesgefahr entwickelt sich in dem dramatischen Geschehen auch eine Slapsticknote, wenn beispielsweise eine Figur mit jeweils einem Bein auf der Karosserie eines jeweils anderen Wagens steht, während sich beide Gefährte voneinander entfernen. Das schnelle Schnitttempo verhindert jedoch noch, dass der Film seine spannungsgeladene Linie verliert.

Dennoch deutet sich bereits an, dass Jeong zwar einzelne Szenen einwandfrei präsentieren kann, dass er aber Schwierigkeiten hat, die Erzählung konsistent zusammenzuführen. Die perfide Selbstinszenierung des Serienmörders, der öffentlich behauptet, durch seine eigenen Schuldgefühle zu dem Geständnis getrieben worden zu sein, liefert ihm noch den Raum für eine zwar nur oberflächliche, aber dennoch packend-bittere Mediensatire zynischer Natur. Begierig fangen Presse und Verlage jeden Inszenierungsschritt des Mörders so ein, dass sich die jeweilige Wirkung auf die Bevölkerung verstärkt. Im Ergebnis avanciert Lee zu einem Popstar, der nahezu ungefiltert steuern kann, was öffentlich wird. Dass Jeong auf Zwischentöne völlig verzichtet, die auch kritischen Medienvertretern Raum geben oder sich zumindest mit den Beweggründen der vorhandenen Presse auseinandersetzen würden, kann man verschmerzen. Eine Satire darf einseitig zuspitzen.
Allerdings geht die Medienschelte keine Liaison mit dem Handlungsstrang um die Angehörigen ein, die Killer Lee töten wollen. Das liegt zum einen am unernsten Tonfall, mit dem die Figuren inszeniert werden. Ihre Charaktere schwanken zwischen trotteliger Hemdsärmeligkeit, absurd überhöhter Trauermine inklusive melodramatisch aufgesetzter Verzweiflung und Girliepower mit Armbrust. Zum anderen wirken ihre Handlungen wie Fremdkörper, zumal sie auch nicht nennenswert mit den Medien oder Polizist Choi interagieren. Lediglich der Ordnungshüter taucht einmal in ihrem Universum auf, was aber auch komödiantisch verzerrt wird. Aus einer dramatischen Satire wird in solchen Momenten eine Farce, die jeglichen Inhalt der Lächerlichkeit preisgibt.
So entweicht aus dem Film langsam aber sicher die Luft, bis eine überraschende Wendung den Fokus noch einmal neu ausrichtet. Die anfangs gezeigte missliche Mechanik des Medienhypes wird dadurch zwar nicht ausgehebelt, aber die Wendung dreht den Blickwinkel auf das Überraschungsmoment hin. Der zu Beginn des Films sarkastisch ausgerollte Satireteppich gerät in Vergessenheit. Jeong drängt ihn förmlich in den Hintergrund, weil er einen Knalleffekt präsentieren wollte. Statt einer schlüssigen Verbindung zwischen Täteridealisierung und den zugrundeliegenden Mordfällen, entwirft „Confession of Murder“ eine vergleichsweise harmlose Moralposse. Das haben die für sich genommen souverän inszenierten Einzelszenen nicht verdient, die dafür sorgen, dass der Film nie langweilig wird.

Bildqualität

Confession of Murder – Tödliches Geständnis

Das Bild der Bluray sieht großartig aus. Kristallklare Konturen und die einwandfreie Wiedergabe der zahlreichen Details lassen den Film erstrahlen. Selbst bei dunklen Nachtszenen lässt sich dank der guten Durchzeichnung alles erkennen, was zu sehen sein sollte. Die kräftigen Farben gehen mit dem ausgewogenen Kontrast eine fruchtbare Liaison ein, sodass sich die Atmosphäre der jeweiligen Szenen voll entfalten kann.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren geben die Dialoge sauber und verständlich wieder. Gleichzeitig entfalten sie eine wuchtige räumliche Atmosphäre, die bei den Actionszenen den notwendigen Druck entfaltet und bei den ruhigen Szenen durch eine gut austarierte Abmischung immer noch ihren breit angelegten Charakter bewahrt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus rund 15 Minuten „Behind the Scenes“, das die Dreharbeiten einzelner Szenen zeigt. Dank deutscher Untertitel versteht man auch, was Regisseur und Darsteller zu besprechen haben.

Fazit

„Confession of Murder – Tödliches Geständnis“ präsentiert sich als Zusammenstellung perfekt inszenierter Einzelszenen, die zusammen jedoch keine vollständig konsistente Erzählung ergeben. Dadurch schafft es der Film nicht, sein Potenzial abzurufen, langweilig wird er jedoch nie. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

23.05.2013

   
Originaltitel Nae-ga sal-in-beom-i-da (Südkorea 2012)
Länge 125 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Byeong-gil Jeong
Darsteller Jae-yeong Jeong, Si-hoo Park, Won-yeong Choi, Yeong-ae Kim, Gwang Jang, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Behind the Scenes
Preis ca. 17 EUR
Bewertung nicht ganz überzeugend, technisch sehr gut