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rezensionen

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11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Der Tod ist ein schlechter Gefährte

Die Zeit der Geier

Western Unchained Nr. 1: alle Filme

Die Zeit der Geier

Jeder Mensch muss damit leben, dass er am Ende einmal sterben wird. Aber wer will dieser Tatsache schon offen in die Augen sehen? Letztlich ist der Tod ein schlechter Gefährte, mit dem man keine angenehme Reise machen kann. Der Italowestern hat seine Präsenz immer wieder in direkte, besonders drastische Bilder gegossen, die oft an infernalische Szenerien erinnern. Nando Cicero treibt das Stilmittel in „Die Zeit der Geier“ auf die Spitze.
Der Viehhüter Kitosh (George Hilton) erfreut sich als Frauenheld, der mit vergebenen Vertreterinnen des anderen Geschlechts gerne das Stroh auf Don Jaime Mendozas (Eduardo Fajardo) Ranch unsicher macht. Als er im Zimmer von Don Jaimes Frau Steffy (Pamela Tudor) erwischt wird, kommt er jedoch nicht nur mit ein paar Peitschenhieben davon. Ein Brandzeichen soll ihn zum Besitz des Ranchers deklarieren. Mit Mühen gelingt Kitosh die Flucht von dem Anwesen. Dabei gerät er jedoch in die Fänge des örtlichen Sheriffs, der unter Don Jaimes Einfluss steht und den Viehhüter verhaftet. Eine glückliche Fügung sorgt dafür, dass er aus der Zelle heraus dem Banditen Joshua Tracy (Frank Wolff) beistehen kann. Der befreit Kitosh. Nach kleinen Scharmützeln machen beide gemeinsame Sache, um an Gold zu kommen. Aber Tracy geht es vor allem um Rache an seiner ehemaligen Geliebten Traps (Maria Grazia Marescalchi) und deren Komplizen, die ihn einst verraten haben.

Die schwarze Kleidung, die Joshua Tracy den mystisch klingenden Namen „Schwarzer Tracy“ eingebracht hat, sowie der offene Wagen mit Sarg hätten Kitosh ein wenig misstrauisch machen müssen, mit wem er sich da zusammentut. Aber der Viehhüter ist kein Charakter, der sich mit morbiden Gedanken beschäftigt. Seine zu Beginn des Films gezeigte unbekümmerte Art, den Frauen nachzusteigen, macht ihn zu einem Schelm mit zweifelhaftem Verhalten, der auch gut einer burlesken Komödie entsprungen sein könnte. Als Viehhüter gehört er ins einfache Volk, das in solchen Geschichten der Obrigkeit gerne eine lange Nase zeigt. Nando Die Zeit der Geier Cicero legt dadurch eine falsche Spur aus, um die restlichen Ereignisse des Films umso drastischer erscheinen zu lassen. Der unschuldig-naive Kitosh, der seinem Vergnügungstrieb folgt, ohne sein Verhalten zu reflektieren, gerät an einen Charakter, dessen Triebwelt Verderben mit sich bringt.
Joshua Tracy trägt den Tod in sich oder man könnte ihn auch als eine Mischung aus allegorischer Darstellung des Sensenmanns und Triebtäter bezeichnen. In regelmäßigen Anfällen kommt seine sadistische Natur zum Vorschein. Die Folge ist Zerstörung. Mit symbolisch anmutendem Feuer rächt er sich an seiner ehemaligen Geliebten. Weitere Brutalitäten begleiten Tracys Aktionen. Kitosh hat den fatalen Fehler begangen, den Tod zu seinem Gefährten zu wählen. Dadurch konfrontiert er sich selbst mit der eigenen Sterblichkeit. Die plötzlichen Gewaltausbrüche Tracys entfachen ein Inferno, das nicht nur die abgründige Natur menschlichen Gräuelpotenzials auslotet, sondern auch die Angst vor dem Tod reflektiert. Der schwarz gekleidete Bandit erfüllt eine gespenstische Doppelfunktion.

Sowohl der Zuschauer als auch Kitosh müssen sich mit dieser übermächtigen Figur auseinandersetzen, deren diabolische Natur Frank Wolff mit stechenden Augen und stets lauerndem Gesichtsausdruck verkörpert. Seiner Schauspielerei ist es zu verdanken, dass Tracy als tödliche Nemesis erscheint, vor der die Menschen lieber davonlaufen, wenn sie ihren wahren Kern erkannt haben. Aus dem Schelm Kitosh wird im Laufe des Films ein nachdenklicher Charakter, der die psychologisch verständliche Verdrängung des Todes nicht weiter betreiben kann. „Die Zeit der Geier“ findet für die schmerzliche Erkenntnis besonders karge Bilder steiniger Berglandschaften. Hier, so glaubt man sofort, lassen sich zunächst unangenehm wirkende, spirituelle Erfahrungen machen, deren gedankliche Durchdringung am Ende aber auch etwas Befreiendes hat. Denn dem Tod kann man auch durch Verdrängung nicht entkommen.

Bildqualität

Die Zeit der Geier

Das Bild der DVD hat seine Schwächen, liefert im Rahmen der Möglichkeiten aber ein respektables Ergebnis. Schon zu Beginn wird deutlich, dass das vermutlich relativ schwache Ausgangsmaterial für den Transfer mit Filtern etwas glatt gebügelt würde. Dadurch erhalten einige Szenen einen videoartigen, weichen Anstrich. Darunter hat die Schärfe gelitten, sodass die Konturen nur selten ganz klar aussehen. Details kommen nicht besonders deutlich zur Geltung. Insgesamt nehmen die Filtereinsatzeffekte aber nicht soweit überhand, dass das Bild seiner Struktur vollkommen beraubt wird. Sie werden aber beeinträchtigt. Die reduzierten Farben decken sich wahrscheinlich mit der ästhetischen Gestaltung der Bilder. Der Kontrast fällt etwas flau aus, ist aber in Ordnung.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren liefern das erwartete Ergebnis. Die italienische Fassung macht eine sehr ordentliche Figur. Rauschen hält sich hier im Hintergrund, die Dialoge kommen recht gut zur Geltung. Der englische Ton klingt dumpfer und weist mehr Rauschen auf. Der deutsche Ton hat ebenfalls mit etwas Hintergrundrauschen zu kämpfen, verfügt aber über relativ klare Dialoge.

Extras

In der etwa 12-minütigen Featurette „Liebesgrüße aus Uruguay“ lässt Darsteller George Hilton seinen Werdegang von Uruguay bis zum italienischen Film schlaglichtartig Revue passieren, sodass man einen guten ersten Eindruck bekommt.
Die etwa neunminütige Featurette „Mit Kitosh kam der Tod“ enthält einen Vortrag des Filmhistorikers Fabio Melelli, der im Stakkatostil „Die Zeit der Geier“ in das Genre des Italowestern einordnet und interessante Informationen zu den Motiven sowie den Darstellern gibt.
Eine Bildergalerie ist auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Die Zeit der Geier“ ist einer allegorische Konfrontation der Hauptfigur mit dem Tod, den er sich selbst zum Gefährten gewählt hat. Das führt zu einem schmerzhaften Auseinandersetzungsprozess mit der eigenen Sterblichkeit. Technisch ist die DVD im Rahmen der Möglichkeiten respektabel.

Stefan Dabrock

23.02.2013

   
Originaltitel Il tempo degli avvoltoi (Italien 1967)
Länge 91 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Nando Cicero
Darsteller George Hilton, Frank Wolff, Pamela Tudor, Eduardo Fajardo, Femi Benussi, Maria Grazia Marescalchi, Cristina Iosani, Guglielmo Spoletini, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Featurette „Liebesgrüße aus Uruguay“, Featurette „Mit Kitosh kam der Tod“, Bildergalerie
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch im Rahmen der Möglichkeiten respektabel