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Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Auf den Philippinen hat sich in den 1970ern und 1980ern eine veritable Ripp-Off-Filmkultur etabliert, die westliche Vorbilder auf einfache und für das geschulte Auge effektive Weise kopierte. James Camerons „Terminator“ (USA 1984) war vor den asiatischen Produzenten ebensowenig sicher wie Ted Kotcheffs „Rambo“ (USA 1982). Aufgrund der Produktionsbedingungen mussten natürlich Abstriche gemacht werden, außerdem erwiesen sich die philippinischen Verantwortlichen als Meister der Trivialisierung. Was bei den Vorbildern an flotten Sprüchen und dreistem Exploitation-Gehabe fehlte, fügten sie hinzu. Die kopierten Handlungsmuster wurden für die eigenen Zwecke angepasst. Nackte Haut und Gewalt sollten auf eine möglichst oberflächliche Weise präsentiert werden, die leicht konsumierbar war.
Eddie Nicarts „Agent 003 1/2“, der seit kurzem auch auf einer deutschen DVD verfügbar ist, verfolgt eine etwas weniger ruppige Vermarktungsstrategie als viele seiner philippinischen Pendants, gehört mit seinen James-Bond-Anleihen aber in die gleiche Kategorie. Der je nach Quelle lediglich 83 oder 84 Zentimeter große Weng Weng verkörpert den lässigen Spezialagenten 00, der immer dann die Kohlen aus dem Feuer holen muss, wenn es am heißesten brennt. Als der Wissenschaftler Dr. Kohler (Mike Cohen) auf die Insel des Schurken Mr. Giant entführt wird, steht die Sicherheit des Planeten auf dem Spiel. Denn Kohler wäre in der Lage, eine so gefährliche Bombe zu bauen, dass Giant eine unantastbare Machtposition bekäme. Agent 00 macht sich mit ein paar Spezialausrüstungsgegenständen an die Arbeit. Ein Hut mit tödlich scharfer Krempe, eine Art Röntgenbrille sowie ein Kugelschreiber ohne Schreib-, aber mit Schussfunktion sollen ihn zu einem unschlagbaren Gegner für den bösen Mr. Giant machen. Bei seiner Jagd kann sich 00 auch auf weibliche Unterstützung verlassen.
„Agent 003 1/2“ ist keine Komödie und war auch nie als solche geplant. Das war auch den ausländischen Rechteeinkäufern klar, die in der Figur des kleinwüchsigen Agenten aber ein skurriles Vermarktungspotential gesehen haben. Um das Werk aufzupeppen, wurde deswegen
eine Synchronisation erstellt, die mit absurden Sprüchen vollgestopft ist. „Ein Arsch müsste am Himmel erscheinen und euch alle zuscheißen“, „Mein Affe trägt 'nen Colt. Dir haben sie wohl ins Gehirn geschissen!“ oder „Meine Hausfliege feiert Verlobung“ stehen idealtypisch für die Ideen, auf die man dabei gekommen ist. Immer dann wenn die Handlung in statischen Zusammenkünften der nichtssagenden Handlanger Mr. Giants stecken bleibt, hauen die Sprücheklopfer auf den launig-derben Putz.
Die Strategie, aus einer recht schwach erzählten, aber weitgehend ernst gemeinten Agentenhandlung, eine groteske Parodie zu machen, geht jedoch nur ansatzweise auf. Stattdessen entwickelt das Nebeneinander aus dem holprigen, unkomödiantischen Inszenierungsstil und der in eine völlig andere Richtung strebenden Synchronisation eine tragische Dimension. Agent 00 und damit auch Weng Weng müht sich um eine würdevolle Existenz, während um ihn herum ein clowneskes Tollhaus aufgebaut wird. Der kleine Mann, dessen eingeschränkte Größe übrigens konsequent als Überlegenheit erscheint, wirkt wie ein Fremdkörper in einer Nonsenswelt. Sein Hauptgegner ist ist nicht Mr. Giant, sondern das magere Handwerk der Inszenierung, die aus der losen Abfolge einzelner Kämpfe besteht. Unterbrochen werden sie durch zumeist sinnfreie Dialogpassagen, ohne dass Ermittlungsergebnisse Gevatter Zufall auf die Sprünge helfen. Die Blödelsynchronisation steigert die Tragik des Films in unerwartete Höhen.
Bildqualität
Wer schonmal einen philippinischen Unterhaltungsfilm aus den 1980ern gesehen hat, der macht sich keine Illusionen über die Möglichkeiten bei der Bildqualität. Und dafür sieht die DVD wirklich hervorragend aus. Die matschige Vorlage mit ihren weichen Konturen könnte deutlich schlechter aussehen. Mit der sichtbar eingeschränkten Schärfe kann man angesichts der schwierigen Verhältnisse zufrieden sein. Die Farben sind natürlich relativ ausgebleicht, aber auch das ist nicht so stark der Fall, wie man sich das vorstellen könnte. Der Kontrast ist mau, sodass die einzelnen Bildelemente nicht besonders differenziert wiedergegeben werden. Insgesamt kann man mit der Bildqualität dieses seltenen Films zufrieden sein.
Tonqualität
Der Mono-Ton reißt natürlich auch keine Bäume aus, aber die Dialoge sind gut verständlich und das Rauschen hält sich zurück. Besonders deutliche Verzerrungen sind auch nicht vorhanden. Insgesamt ein anständiger Ton.
Extras
Neben der Widescreen-Fassung des Films, bei der es sich einfach um eine Abkaschung der Vollbildversion handelt, enthält die DVD unter anderem die gut 30-minütige Featurette „Die Weng Weng Story“. Dabei handelt es sich um einen dreiteiligen Film des Australiers Andrew Leavold, der sich intensiv mit dem philippinischen Genre-Kino der 1970er und 1980er Jahre beschäftigt hat. Neben biografischen Informationen über den 1992 verstorbenen Weng Weng präsentiert Leavold Ausschnitte aus dessen Filmen und kommentiert die verschrobene Natur der Werke. Eine ebenso informative wie kurzweilige Dokumentation.
Eine Bildergalerie sowie der Trailer zum Film und ein Trailer zu Weng Wengs „The Impossible Kid“ sind auf der DVD ebenfalls enthalten.
Das On-Disc-Booklet enthält einen Text Andrew Leavolds, in dem der Australier den Werdegang Weng Wengs vorstellt. Einige Teile überschneiden sich nahezu wörtlich mit der filmischen Aufbereitung, während andere Teile Neues bringen. Es lohnt sich folglich auch, den Text zu lesen oder ihn sich von Jean-Claude Van Dammes deutscher Synchronstimme Charles Rettinghaus vorlesen zu lassen.
Fazit
„Agent 003 1/2“ ist ein sehr merkwürdiges Filmerlebnis, weil die Diskrepanz zwischen launiger Synchronisation und letztlich ernst gemeinter, aber schwach erzählter Agentenhandlung offensichtlich ist. Die beiden auseinanderstrebenden Kräfte zerreißen den Film und lassen ihn als tragisches Relikt zurück. Technisch ist die DVD angesichts der Materiallage bei einem derart seltenen Film in Ordnung.
Stefan Dabrock
05.02.2013
Originaltitel | For Y'ur Height Only (Philippinen 1981) |
Länge | 83 Minuten (Pal) |
Studio | Media Target |
Regie | Eddie Nicart |
Darsteller | Weng Weng, Yehlen Catral, Carmi Martin, Anna Marie Gutierrez, Beth Sandoval, Mike Cohen, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 1.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Widescreen-Fassung (1:1,66), Featurette „Die Weng Weng Story“, On-Disc-Booklet „Der Weg von Weng“, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 23 EUR |
Bewertung | tragisch, technisch angesichts der Umstände in Ordnung |