dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Friss oder stirb?

The Day

The Day

Bislang hat sich Douglas Aarniokoski vor allem als Second Unit-Regisseur oder Regieassistent einen Namen gemacht. Er wirkte unter anderem an „From Dusk Till Dawn“ (Regie: Robert Rodriguez, USA 1996) und „Resident Evil: Extinction“ (Regie: Russell Mulcahy, USA 2007) mit. „The Day“ ist nach „Highlander: Endgame“ (USA 2000) und „Animals – Das tödlichste Raubtier ist in Dir“ („Animals“, USA 2008) Aarniokoskis dritter Langfilm.
Die Welt in „The Day“ ist vor die Hunde gegangen. Seit mehreren Jahren ziehen vier Überlebende durch eine trostlose Landschaft, um nicht auch über den Jordan zu gehen. Vor kurzer Zeit hat sich die harte Kämpferin Mary (Ashley Bell) der kleinen Gruppe angeschlossen. Ihre Fähigkeiten sind zwar sehr nützlich, aber sie integriert sich nicht so intensiv, wie andere das gerne hätten. Das führt zu kleinen Reibereien, die zunächst nebensächlich werden, als ein Stamm „Anderer“ zum Angriff bläst. Dabei handelt es sich um Menschen, die angesichts der Katastrophe die Entscheidung getroffen haben, kannibalisch zu leben. So decken die „Anderen“ ihren Nahrungsmittelbedarf. Das Kampfgetümmel lenkt von der Frage ab, warum sich Mary reserviert verhalten hat, aber schon während der ersten Ruhepause bricht der Konflikt wieder hervor. So wird die Lage für die fünf Überlebenden, die nichts vom Kannibalismus halten, immer bedrohlicher.

„The Day“ ist ein postapokalyptischer Endzeitfilm, der sich im großen Maße auf seine visuelle Gestaltung verlässt. Gemeinsam mit Kameramann Boris Mojsovski hat Aarniokoski dafür gesorgt, dass die Farben nahezu vollständig herausgedreht wurden. Nur noch ein Hauch Restfarbe unterscheidet die Bilder in „The Day“ von einer Schwarzweißproduktion. In einigen Szenen wurde zusätzlich ein dezenter Farbschimmer über das Bild gelegt, der im Falle eines kaum wahrnehmbaren Orange das Sonnenlicht oder im Falle eines ebenso zart gesetzten The Day Violett die Nacht mit den Gefahren symbolisieren soll, die in ihr lauern. Die nennenswerte Graustufenanzahl sorgt dafür, dass der Film eine visuelle Schönheit jenseits harter Kontraste ausstrahlt. Die Details der Landschaft, seien es nun die Steine eines Bachlaufs oder dessen lebendig wirkendes Wasser mit seinen unterschiedlichen Schattierungen, kommen in ihrer Vielfalt zur Geltung. Die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage mag zwar weit vorangeschritten sein, aber die Hoffnung ist aus den Zeichen der Landschaft noch nicht vollständig gewichen.

Die optische Gestaltung korrespondiert mit dem Plan der Gruppe, irgendwo ein ruhiges, unberührtes Plätzchen zu finden, an dem sie die sorgfältig aufbewahrten Pflanzensamen in die Erde einbringen können, um Landwirtschaft zu betreiben. Aus der Utopie der Menschen und den Bildern entsteht eine dichte Einheit, deren Kraft überwältigend wirkt. Sie wird durch die „Anderen“ jäh gestört. Die Gewalt der Kämpfe auf Leben und Tod greift als Störfaktor nicht nur das Leben der kleinen Gruppe an, die für den Kannibalismus nichts übrig hat, sie versucht auch immer wieder die positive Utopie hinwegzufegen, die zumindest bei Teilen der Gruppe eine wichtige Rolle spielt. Entsprechend ruppig wurden sie in Szene gesetzt. Ihre Brutalität spiegelt das enorme Gefälle zwischen Wunsch und Wirklichkeit wieder, mit dem die Hauptfiguren in der Postapokalypse umgehen müssen.
Denn die Konflikte beschränken sich nicht nur auf die Abwehr der Gefahr von Außen, sie haben längst das Innere der Gruppe um die fünf Überlebenden erreicht. Die Spannungen beschäftigen sich nicht nur mit existenziellen Fragen nach möglicher Nahrung sowie dem Schutz vor den „Anderen“, sie greifen auch auf den Kern des Daseins über. Der besteht aus der Grundsatzentscheidung, mit welchem moralischen Grundgerüst man sein Überleben sichern will. Daraus entfaltet sich im Lauf der Handlung eine grimmige Dynamik, deren Wucht immer wieder in kurzen, besonders rabiaten Szenen ausbricht. Gleichzeitig setzt das zarte Orange, das zwischendurch als Symbol des Abendlichts über die nahezu farbenfreie Szenerie gelegt wurde, einen zerbrechlichen Kontrapunkt. Seine Wärme ist der Wiederschein einer möglichen Hoffnung, die von der Realität der Gewalt zermalmt zu werden droht. Die düsteren Nachtszenen strahlen mit leichtem Violett sowie teils nebelartiger Atmosphäre ein dämonisches Eigenleben aus. Es scheint fast so, als haben sich nicht nur die „Anderen“, sondern als habe sich auch die restliche Umgebung gegen die kleine Gruppe verschworen. Das Grauen richtet sich wie ein übermächtiger Gegner auf. Die darin zum Ausdruck kommende Angst vor dem Ende der Utopie ist noch erschreckender als die Furcht vor dem Ende des eigenen Lebens.

Bildqualität

The Day

Die Bluray gibt den Film sehr gut wieder. Die nahezu schwarzweißen Bilder erstrahlen aufgrund der guten Schärfe in ihrer vollen Schönheit. Die Details der einzelnen Objekte kommen gut zur Geltung und sorgen für die visuell-eindrucksvolle Wirkung des Films. Der Kontrast überzeugt mit einer differenzierten Graustufendarstellung.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren wurden prägnant abgemischt. Auch in den ruhigen Szenen zwischen den Auseinandersetzungen sorgen Wind oder andere Nebengeräusche für eine gute räumliche Atmosphäre. Wenn es dann zur Sache geht, haben alle Kanäle Arbeit. Die Kampfsituation wird auch akustisch sehr gut abgebildet. Die gut verständlichen Dialoge und die atmosphärische Musik stehen dem in Nichts nach.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„The Day“ gelingt es, seine nahezu schwarzweißen Bilder für eine ausdrucksstarke Atmosphäre zu nutzen, welche die Konfliktsituation zwischen Moral, Utopie und deren drohender Zerstörung wunderbar reflektiert. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

05.01.2013

   
Originaltitel The Day (USA 2011)
Länge 90 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Douglas Aarniokoski
Darsteller Shawn Ashmore, Brianna Barnes, Ashley Bell, Brayden Edwards, Michael Eklund, Steffie Hagel, Cory Hardrict, Dominic Monaghan, Shimon Moore, Shannyn Sossamon, Kassidy Verreault, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras -
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut