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28.01. | Die Engel von St. Pauli |
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06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
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06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
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21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Mediabook mit Bluray und DVD
Sergio Sollima gehört zur politischen Schule der italienischen Regisseure aus den 1960er Jahren, der seine Genre-Stoffe mit gesellschaftskritischen Aspekten aufgeladen hat, ohne die eigenen Intentionen lehrstückhaft auszustellen. Bereits sein erster Italo Western „Der Gehetzte der Sierra Madre“ greift soziale Themen auf, um sie in einer clever erzählten Westernhandlung unterzubringen. Cuchillo (Tomás Milian) ist ein armer Habenichts, der sich mit Gaunereien über Wasser hält. Auch wenn man ihn nicht beim Stehlen sieht, deutet sein trickreiches Verhalten darauf hin. Sergio Sollima drängt den Zuschauer durch entsprechende Andeutungen dazu, Cuchillo eine Rolle zuzuschreiben, die keineswegs bewiesen ist. Leichtgläubigkeit unter dem Einfluss mächtiger, gesellschaftlich anerkannter Personen ist ein zentrales Thema in „Der Gehetzte der Sierra Madre“. Der reine Anschein genügt, um Schlüsse zu ziehen. So verwundert es auch nicht, dass der alternde Kopfgeldjäger Corbett (Lee van Cleef) ohne zu zögern den Auftrag eines reichen Amerikaners annimmt, Cuchillo zu jagen, weil der mexikanische Streuner ein 12-jähriges Mädchen vergewaltigt haben soll. So wird die gnadenlose Menschenjagd in Gang gesetzt.
Die großen Qualitäten Sergio Sollimas liegen darin, dass er seinen Italo-Western zwar mit politischen Themen angereichert hat, dass der Film aber auch gänzlich ohne politische Interpretationen als Duell zweier gegensätzlicher Charaktere funktioniert. Das sichert dem Werk die Leichtigkeit, mit der Sollima eine ungelenk-hölzerne Plumpheit vermeidet. Die eine Figur, ein mexikanisches Schlitzohr, besitzt die Fähigkeit, sich mit viel Einfallsreichtum aus den ausweglosesten Situationen herauszuwinden. Cuchillo ist kein Meister mit der Pistole, sondern er beherrscht den Umgang mit dem Messer. Die andere Figur, der altgediente Revolverheld Corbett, vermag durch strategisches Denken seinen Gegner immer wieder in die Enge zu treiben. Lee van Cleef und Tomás Milian überzeugen als ideale Besetzung.
Bereits hier deutet Sollima sein Interesse für psychologische Machtstrukturen und
gesellschaftliches Herrschaftsdenken an. Cuchillo und Corbett liefern sich eine Auseinandersetzung des Geistes, während mächtige Leute im Hintergrund die Strippen ziehen. Kapital, politische Ambitionen und geschickte Streuung von Falschinformationen setzen eine Geschichte in Gang, deren Dynamik unabhängig von der Wahrheit in Gang kommt. Sollima analysiert mit seinem Film vortrefflich, wie das unheilige Gemisch der Einflussfaktoren, den kritischen Geist ausschalten. Die Frage nach der Wahrheit spielt keine Rolle mehr, die Menschenjagd stellt alles in den Schatten. So wird die einmal bestehende Macht, mit der sich gesellschaftlich hochstehende Kreise schmücken können, zu einem gefährlichen Multiplikator, der einer ständigen Kontrolle Bedarf. Die subtile Diktatur elitärer Netzwerke gehört zur immerwährenden Gefahr in einer freien Gesellschaft. Auch davon erzählt „Der Gehetzte der Sierra Madre“.
Bildqualität
Das Bild der Bluray ist weitgehend gut geworden. Gegenüber der alten DVD wurde das analoge Rauschen auf ein Minimum reduziert. Dennoch hat man es geschafft die Konturen mit einer zumeist guten Schärfe zu versehen. Bei Nahaufnahmen kommen auch zahlreiche Details zur Geltung. An manchen Stellen ist man bei der digitalen Bearbeitung jedoch über das Ziel hinausgeschossen. Einige Hintergründe – Landschaften oder das einsam gelegene Haus der alleinstehenden Frau mit ihren angestellten Männern – wirken nicht mehr wie reale Objekte eines Films. Stattdessen sehen sie gemalt aus. Hier hat die digitale Filterung ihre Spuren hinterlassen. Insgesamt hat die Textur des Films durch die digitale Bearbeitung gelitten. Teilweise erinnert das Bild eher an Aufnahmen einer digitalen Videokamera als an Aufnahmen einer 35mm-Kamera. Gelegentlich treten auch dezente Doppelkonturen auf. Bei einigen Kameraschwenks kommt es zu Rucklern mit Verschiebungen innerhalb des Bildes. Die Farben sehen recht frisch aus, de Kontrast macht stets eine gute Figur. Bei der Neuauflage des Films hat man sich bemüht, die grobe Qualität der alten DVD zu verbessern. Der Transfer erweist sich als weitgehend gute Lösung, an manchen Stellen wurde jedoch übertrieben, so dass die Natürlichkeit der Optik verloren ging.
Tonqualität
Die neue deutsche Synchronisation im DD 2.0-Mono-Format kommt ohne Hintergrundrauschen und Verzerrungen aus. Die Abmischung mit der Musik folgt wieder stärker der „Originalfassung“. So ist bei manchen Szenen die Musik im Hintergrund zu hören, während sie beim alten deutschen Ton komplett ausgeblendet wurde. Die Dialoge sind verständlich, manchmal aber mit zu großem Fokus auf den Höhen.
Die übrigen DD 2.0 Mono-Tonspuren verfügen über eine ordentliche, aber keine gute Qualität. Der Monoton hat mit der Zeit etwas gelitten, sodass einige Verzerrungen gut hörbar sind. Zu den Alterserscheinungen gehören auch einzelne Knackgeräusche sowie Hintergrundrauschen. Die Verständlichkeit ist an keiner Stelle gefährdet. Die Musik kommt trotz gelegentlichen Schrebbelns gut zur Geltung. Der alte deutsche Ton klingt gegenüber der englischen und der italienischen Fassung voller. Vor allem der italienische Ton hat gelitten und hört sich sehr blechern an.
Extras
Auf der Bluray beziehungsweise der DVD mit dem Hauptfilm befinden sich diverse Trailer und Vorspänne zum Film.
Das restliche Bonusmaterial befindet sich auf einer eigenen DVD.
Die rund 50-minütige Dokumentation „Spaghetti Western Memories“ beinhaltet Interviews mit Regisseur Sergio Sollima und Darsteller Tomás Milian, die sich über die Entstehung des Italowesterngenres, die Dreharbeiten zu „Der Gehetzte der Sierra Madre“ und ihr persönliches Verhältnis auslassen. Dabei kommen auch unterschiedliche Wahrnehmungen ans Tageslicht. Eine gute Dokumentation mit vielen, auch unterhaltsamen Informationen.
Das etwa 45-minütige „Lee-Van-Cleef-Western Trailer Reel“ präsentiert Trailer aus verschiedenen Ländern zum filmischen Schaffen des Darstellers im europäischen Westernkino. Leider ist die Bildqualität der ausnahmslos nicht anamorphen Trailer meist bescheiden, sodass der Wert etwas eingeschränkt bleibt.
Ein Highlight ist der vollständige Soundtrack, der auf der DVD als isolierter Track angehört werden kann.
Das 24-seitige Booklet von Steffen Wulf liefert einen biographischen Abriss über Lee van Cleefs Schaffen. Dabei geht Wulf auf die Entwicklung des Darstellers und die einzelnen Rollen in den Filmen ein, um sie zu analysieren. Ein lesenswerter Text.
Fazit
„Der Gehetzte der Sierra Madre“ gehört zu den Meilensteinen des Italo-Western-Genres. Sergio Sollima verknüpft gesellschaftskritische Fragestellungen über Macht und Meinungsmache mit einer packenden Duellinszenierung, die keine Wünsche offen lässt. Die episodische Handlung wurde flüssig in Szene gesetzt und zu einer Einheit verbunden. Technisch ist die Bluay gut, auch wenn leichte Schwächen aufgrund des Filmalters nicht ausbleiben.
Stefan Dabrock
11.10.2012
Originaltitel | La resa dei conti (Italien/Spanien 1966) |
Länge | 110 Minuten (24p) |
Studio | explosive media |
Regie | Sergio Sollima |
Darsteller | Tomas Milian, Lee van Cleef, Roberto Carmadiel, Fernando Sancho, Walter Barnes, Gérard Herter, Maria Granada, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch (alte und neue Synchronisation), Italienisch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Dokumentation „Spaghetti Western Memories“, Diverse Trailer und Vorspänne zum Film, Lee-Van-Cleef-Western Trailer Reel, Soundtrack, 24-seitiges Booklet |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch trotz leichter Schwächen gut |