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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Friedhof der Ehre

Hara-Kiri – Tod eines Samurai

Hara-Kiri – Tod eines Samurai

Bereits mit dem Samuraifilm-Remake „13 Assassins“ hat Takashi Miike seine Fähigkeit demonstriert, streng gestaltete visuelle Tableaus mit ruhiger Hand zu inszenieren, bevor die Handlung des Films an Dynamik zunahm. Bei „Hara-Kiri – Tod eines Samurai“, der auf Masaki Kobayashis Drama „Harakiri“ aus den 1960er Jahren beruht, geht Miike noch einen Schritt weiter. Hier konzentriert er sich ganz auf die weitgehend dezent gestaltete Erzählung, die erst durch tragische Verflechtungen sowie die Unnachgiebigkeit des gezeigten Fürstenhauses ihre wuchtige Wirkung entfaltet.
Als der Ronin Hanshirô Tsugumo (Ebizô Ichikawa) am Haus des Fürsten Ii vorspricht, um im Innenhof rituellen Selbstmord zu begehen, berichtet ihm der Verwalter Kageyu (Kôji Yakusho) über einen ähnlichen, erst kurz zurückliegenden Fall. Damals tauchte Motome (Eita) in der Absicht auf, mit der Ankündigung eines Selbstmordes Barmherzigkeit zu erwecken. Motome wollte nur ein bisschen Geld erhalten. Aber die entscheidenden Kräfte innerhalb des Fürstenhauses, zu denen auch Verwalter Kageyu gehört, wollten an Motome ein Exempel statuieren. Dadurch sollten andere Ronin abgehalten werden, auf diese Weise verschleierte Bettelei zu begehen. Mit der Schilderung der dramatischen Ereignisse möchte Kageyu erreichen, dass Hanshirô wieder von dannen zieht. Aber der herrenlose Samraurai hat seine eigene Agenda und lässt sich nicht abweisen. Stattdessen erzählt er eine eigene Geschichte, die schnell Verflechtungen zu Motomes Schicksal aufweist und die Situation im Innenhof des Fürstenhauses immer weiter zuspitzt.

Miike arbeitet bei der Inszenierung des Films mit einer Strenge, die den rituellen Kodex des Samuraisystems visuell reflektiert. Die Kamera bewegt sich auf klaren, geometrischen Achsen, ohne jemals in dynamische oder gar wilde Regionen zu gelangen. Die Anordnung der Räume mit ihrer spartanischen Einrichtung, die ebenfalls auf klaren Linien beruht, ist Ausdruck der Hara-Kiri – Tod eines Samurai inneren Einstellung beziehungsweise des Selbstverständnisses der Samurai. Hier gibt es keine Unordnung, alles hat seinen eindeutigen Platz. Die dezente Kameraarbeit fügt sich in das System nahtlos ein. Miike wird zu einem exakten Beobachter der Ordnung, die sich auch im strengen Licht-Schatten-Spiel wiederspiegelt. In manchen Szenen herrscht keine Bewegung vor, sodass die angeordneten Samurai wie Statuen eines Künstlers wirken, während die Erzählerstimme fortfährt. So zeigt Miike die statische Natur des Ehrensystems, dessen Verkrustung offensichtlich wird. Nichts scheint hier lebendig zu sein. Fast museal existieren die Figuren in einer Welt, die mit ihrer absurden Strenge keinen Sinn für das hat, was sich vor den Toren als Drama abspielt.
Das zieht mithilfe des Ronin Hanshirô ein, der die Regelhaftigkeit für seine eigenen Zwecke nutzt. Seine Präsenz und seine Schilderung kratzt am System der Ehre, das letztlich ehrlos ist, weil es das Leben ignoriert. Die Verkrustung bricht schließlich in einem brachialen Akt der Auseinandersetzung auf. Die Brutalität, die in der drakonischen Anwendung des Kodex bereits angelegt war, wird nun endgültig sichtbar.

Bildqualität

Hara-Kiri – Tod eines Samurai


Das Bild der Bluray mag zwar nicht an die besten HD-Scheiben herankommen, kann sich aber durchaus sehen lassen. Die leichte Unschärfe gegenüber anderen Blurays lässt sich verschmerzen. Insgesamt verlangen die Bildkompsitionen nicht zwangsläufig nach einer in allen Belangen detaillierten Zeichnung der Landschaft sowie der Innenräume. Die reduzierte Farbparlette, die das strenge Kodexsystem reflektiert, wurde gut auf die Bluray übertragen. Der Kontrast kann nicht verhindern, dass in dunklen Szenen Details verschluckt werden. Hier bleibt aber unklar, inwieweit das von Miike beabsichtigt war, um dunkle und helle Bereiche besonders stark voneinander abzugrenzen. Zur Thematik des Films passt die visuelle Qualität so wie sie ist. Das Rauschen in dunklenen Szenen stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren bieten eine minimalistische Abmischung an, die präzise auf die feinfühlige Atmosphäre des Films abgestimmt ist. Dezent, aber gut hörbar tauchen Vogelgezwitscher oder andere Nebengeräusche gezielt in allen Lautsprechern auf. Wer über eine gut eingestellte Anlage verfügt, wird mit einem fein austarierten Surroundsound der leisen Töne beschenkt. So fügt sich das akustische Geschehen hervorragend in die Handlung ein. Die Dialoge sind klar und verständlich. Eine ausgezeichnete Abmischung, die dem strengen Drama vollkommen gerecht wird.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Masaki Kobayashis „Harakiri“, auf dem Miikes Werk basiert. Überraschenderweise bricht das Original immer wieder aus der Strenge der Inszenierung aus, indem angeschrägte Aufnahmen und eine im Vergleich zu Miikes Arbeit dynamischere Kamerabewegungen vorkommen. Auch die Darsteller agieren etwas lebendiger als bei Miike, der die Verkrustung in menschliche Statuen gehauen hat. Da der Film in Deutschland bislang unveröffentlich ist, lohnt sich die Doppel-Bluray mit beiden Werken besonders. Der Film ist im japanischen Original mit deutschen Untertiteln enthalten.
Trailer zu Miikes Version sind ebenfalls vorhanden.

Fazit

„Hara-Kiri – Tod eines Samurai“ überzeugt durch eine beeindruckende formale Strenge, die jederzeit zu bersten droht. Die dramatische Erzählung pumpt in das statische Ehrensystem immer neue tragische Energie, die sich ihre Bahn brechen muss. Miikes eindrucksvolle Auseinandersetzung mit der Lebensfeindlichkeit eines Ehrsystems, das in musealer Absurdität nur noch sich selbst genügt, gehört zu den besten Samuraifilmen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

23.08.2012

   
Originaltitel Ichimei (Japan 2011)
Länge 128 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Takashi Miike
Darsteller Kôji Yakusho, Naoto Takenaka, Eita, Hikari Mitsushima, Ebizô Ichikawa, Kuzuki Namioka, Munetaka Aoki, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer, Bonus Film „Harakiri“ (Das Original)
Preis ca. 18 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut