dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Abfahrt vom Irrweg

Drive

Drive

Der unter dem Künstlernamen Sabu auftretende Japaner Hiroyuki Tanaka wurde mit Filmen wie „Postman Blues“ („Posutoman burusu“, 1997) und natürlich „Monday“ (2000) international bekannt. Darin verändern absurde Ereignisse die Lebenswege der Protagonisten so nachhaltig, dass sich daraus eine Reflexion über die Möglichkeiten der Lebenssteuerung ergibt.
Auch beim 2002 entstandenen „Drive“ blieb sich Sabu treu. Der japanische Büroangestellte Asakura (Shin'ichi Tsutsumi) leidet unter stressbedingten Kopfschmerzen. Als er gerade friedlich in seinem Auto sitzt, springen plötzlich drei maskierte Männer in seinen Wagen und fordern ihn auf, einem anderen Gefährt zu folgen. Nach kurzer Schockphase macht Asakura das auch, aber er hält sich dabei peinlich genau an die Verkehrsregeln, weil das seinem Naturell entspricht. So gelingt es ihm zum Missvergnügen seiner Kidnapper nicht, den davonbrausenden Komplizen der drei Männer einzuholen, der mit der Beute eines Banküberfalls abgehauen ist. Dennoch fahren die Bankräuber Arai (Susumu Terakima), Nishi (Ren Ohsugi) und Makoto (Masanobu Andô) weiter mit Asakura durch die Stadt. Während ihr Komplize auf der Fucht mit dem Arm in einem Erdloch stecken geblieben ist, machen sie lebensentscheidende Erfahrungen.

Für das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ hat Sabu nicht besonders viel übrig. Seine Protagonisten müssen mit den Unbillen des Lebens kämpfen, die sie nicht kommen sehen. Ihnen bleibt keine Chance, eine vollkommen durchgeplante Lebensführung an den Tag zu legen. Das bedeutet aber nicht, dass Sabu in seinen Filmen fatalistischen Gleichmut predigt, der auf jeden Schicksalsschlag mit der depressiven Einsicht reagiert, man könne ohnehin nichts ändern. Denn Sabus Credo lässt sich unter dem Motto zusammenfassen, dass man den Zufall schmieden muss, solange er heiß ist. Im Gegensatz zur fatalistischen Passivität blühen seine Figuren in „Drive“ unter dem Einfluss des Zufalls auf. Sie finden ihre Bestimmung, die sie bislang immer vergeblich gesucht haben, weil sie mit energischer Einsicht das annehmen, was ihnen vor die Füße fällt. Sie greifen im richtigen Moment zu. Die Fahrt durchs nächtlich Tokio wird so zu einer Reise, auf der die Menschen den Irrweg verlassen, auf den sie sich mit dem verzweifeten Banküberfall begeben haben.
Sabus Stärke liegt dabei in der brillanten komödiantischen Umsetzung dieser Philosophie, die Humor und Weisheit miteinander vereint. Wenn Arai unabsichtlich auf die Bühne eines Kellerklubs stürmt, auf der gerade eine Punkband ohne Sänger spielt, weil der sich mit Drogen abgeschossen hat, dann ist das erstmal nur ein drolliger Unfall. Aber dann geschieht die Drive sabu'sche Wendung. Arai schnappt sich das Mikrophon, weil er mit der Situation des grölenden Publikums überfordert ist und weil er ihre künstliche Attitüde nicht mag. Er rotzt eine Tirade grimmiger Worte ins Publikum, mit der er seine Zuhörer auffordert, endlich etwas aus ihrem Leben zu machen. Die rohe Echtheit, mit der Arai zu Werke geht ist dabei mehr Punk, als alles, was sonst im Klub abgeht. So findet er seine Bestimmung. Die übrigen Figuren müssen auf ihre noch warten, aber auch für sie ergibt sich der Moment des Zufalls, den die schmieden müssen.

Bildqualität

Das Bild der DVD ist nicht besonders überragend. Es sieht aus wie eine etwas verwaschene Kinokopie mit weichen Konturen und relativ wenig Details. Das bedeutet aber nicht, dass das Bild unansehnlich matschig ist. Es kommt nur nicht an den Standard aktueller Filme heran. Das analoge Rauschen wurde glücklicherweise nicht weggefiltert, so dass die Schärfe noch brauchbar bleibt. Die Farben sind etwas reduziert, der Kontrast könnte etwas knackiger sein, um die einzelnen Bildelemente besser herauszuarbeiten.

Tonqualität

Die DD-5.1-Tonspuren verfügen über klare Dialoge, deren Verständlichkeit nie gefährdet ist. Die räumliche Atmosphäre kann demgegenüber nicht überzeugen, da weder Nebengeräusche noch die Musik die hinteren Lautsprecher nennenswert nutzen.

Extras

Drive

Das etwa 12-minütige Making Of besteht hauptsächlich aus unkommentiertem B-Roll-Material ohne Untertitel. Einzig die Zwischentitel und ein paar Blödeleien einiger Darsteller wurden mit deutschen Untertiteln versehen.
Die Interviews mit einigen Schauspielern, darunter die Hauptdarsteller Ren Ohsugi und Masanobu Andô, sowie Regisseur Sabu sind zwischen einer Minute und knapp vier Minuten lang. Entsprechend hält sich der Informationsgehalt trotz deutscher Untertitel in Grenzen. Sabu äußert sich ein wenig über den kreativen Prozess der Drehbuchentwicklung. Eine Ausnahme bildet das Doppelinterview mit Sabu und Darsteller Ren Ohsugi, das neben den Einzelinterviews der beiden auf der DVD enthalten ist. In der gut 10-minütigen Laufzeit lassen Ohsugi und Sabu einige Aspekte des Drehs Revue passieren und liefern ein paar Anekdoten.
Ein gut vierminütiger, deutsch untertitelter Clip von der Filmpremiere ist neben Trailern zu „Drive“ ebenfalls auf der DVD enthalten.

Fazit

„Drive“ ist eine ebenso absurd-komische wie kluge Auseinandersetzung mit der Frage, auf welche Weise man sein Glück im Leben finden kann. Technisch ist die DVD unterer Durchschnitt.

Stefan Dabrock

15.08.2012

   
Originaltitel Drive (Japan 2002)
Länge 101 Minuten (Pal)
Studio I-on new media
Regie Sabu
Darsteller Shin'ichi Tsutsumi, Ren Ohsugi, Ko Shibasaki, Masanobu Andô, Toshio Kakei, Susumu Terajima, Yasuko Matsuyuki, Kani Tsuda, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Interviews, Filmpremiere, Trailer
Preis ca. 11 EUR
Bewertung gut, technisch unterer Durchschnitt