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Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Nachdem die „Election“-Filme schon als Einzel-Blurays veröffentlicht worden waren, hat 3L mit einer Doppel-Bluray nachgelegt, die beide Teilen enthält.
Die Hongkonger Wo-Shing-Triade sieht sich in der Tradition alter Geheimgesellschaften, die im 17. Jahrhundert von Anhängern der Ming-Dynastie gegründet wurden, um gegen die Qing-Dynastie zu kämpfen. Aus diesem Verständnis heraus resultiert auch die Wahl ihres Anführers, der alle zwei Jahre in einem Verfahren bestimmt wird, das sich einen demokratischen Anstrich gibt. Natürlich versuchen die Bewerber, Stimmen mit Hilfe ansehnlicher Geldgeschenke zu kaufen. Darüber hinaus gibt es im Vorfeld Verabredungen und Hinterzimmergespräche, die den Ausgang der Abstimmung beeinflussen. Nachdem diesmal Lam Lok (Simon Yam) gewählt wurde, will sein Konkurrent Big D (Tony Leung Ka Fai) das Ergebnis aber nicht anerkennen. Er schickt seine Leute los, um zu verhindern, dass das Symbol des Triadenführers – das Drachenkopfzepter – Lam Lok erreicht. Der wiederum setzt alls daran, um es in den Besitz zu bekommen. Parall dazu bemühen sich ein paar altgediente Triadenmitglieder, eine Verhandlungslösung zu erzielen. Aber die Fronten sind verhärtet.
Der erste „Election“-Teil erzählt vom inneren Zerfall einer Gesellschaft, die sich mit Werten wie Loyalität und Zusammenhalt schmückt, aber in kritischen Phasen offenbart, wie brüchig ihr Fundament ist. Dabei setzt Johnnie To nicht auf rasante Actionszenen, sondern auf die Anspannung, die sich bei den Triadenmitgliedern breit macht, nachdem Big D den Konsens des Wahlverfahrens aufgekündigt hat. Die Jagd nach dem Drachenkopfzepter entwickelt sich als Thriller, bei dem sich strategische Überlegungen und kurze Gewaltausbrüche abwechseln. Die
Selbstzerfleischung der Triade ist kein offener Krieg in den Straßen Hongkongs, der sich auch den gewöhnlichen Bürgern offenbart. Er findet vielmehr unter der Oberfläche des sonstigen Lebens statt. Attentate auf offener Straße werden so schnell und leise verübt, dass der Fluss der städischen Gesellschaft fast unbeeindruckt weitergeht, obwohl die Morde auch von gewöhnlichen Passanten bemerkt werden. Die Polizei will verhindern, dass die Gewalt eskaliert. Sie bleibt aber ein Akteur ohne Einfluss. Denn selbst aus dem Gefängnis heraus organisieren Lam Lok und Big D ihren Kampf gegeneinander.
Die Schönheit der durchkomponierten Bilder spannt eine Oberfläche auf, die mit dem Anschein korrespondiert, den sich die Triade selbst gerne gibt. Ein Zusammentreffen der wahlberechtigten Triadengrößen sieht aus wie ein heimeliger Plausch unter Freunden, der auch 80 oder 90 Jahre vorher stattgfunden haben könnte. So altmodisch-friedlich wirkt der in Brauntönen gehaltene, leicht dämmrige Raum. Die kurzen Gewaltausbrüche durchschlagen die Oberfläche der Harmonie wie Blitze. Formal ist To hier auf der Höhe seines inszenatorischen Könnens, das mit einer intelligenten Reflexion über die destruktiven Kräfte innerhalb menschlicher Gemeinschaften einher geht. Unter dem Einfluss egoistischer Machtinteressen schwächt sich die Triade selbst. Sie wird von außen angreifbar.
Zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils steht in der Wo-Shing-Triade die neue Wahl eines Anführers an. Lam Lok (Simon Yam) will die Macht nicht abgeben und sich erneut zur Wahl stellen. Ihm gegenüber steht der junge Jimmy Lee (Louis Koo), der mit dem Vertrieb von Porno-Film-Raubkopien zu Geld gekommen ist. Eigentlich will Jimmy gar nicht Triaden-Chef werden, aber sein Geschäft mit den Filmen macht er in China. Die kommunistische Partei, die mit den Triaden zusammenarbeitet, hat keine Lust, ständig einen neuen Triaden-Boss vor die Nase gesetzt zu bekommen. Jimmy passt in das Konzept des örtlichen politischen Verreters, während Lam Lok für Unmut sorgt. Damit Jimmy sich zur Wahl stellt, verhindern die Kommunisten, dass er seine Geschäfte weiter in China betreiben kann. Deswegen sieht sich Jimmy gezwungen, in einen erbitterten Kampf mit Lam Lok einzutreten, um seine Pläne verwirklichen zu können.
„Election 2“ erzählt nur scheinbar die gleiche Geschichte wie der ersten Teil, denn die Auseinandersetzung um den Führungsposten in der Triade bildet nur den Aufhänger für das eigentliche Thema Johnnie Tos. Er setzt sich mit dem wachsenden Einfluss der kommunistischen Partei auseinander, den diese auf die organisierte Kriminalität Hongkongs ausübt. Obwohl die politischen Vertreter der Volksrepublik vergleichweise kurze Auftritte haben, sind sie die entscheidende Kraft hinter den zunehmend brutaler werdenden Ereignissen. Der Krieg innerhalb der Triade ist ein Krieg, den die Kommunisten angestoßen haben, damit am Ende ihr Wunschergebnis herauskommt. Die Triadenmitglieder sind Getriebene, die plötzlich einen Angriff von außen auf ihre Verwaltungshoheit hinnehmen müssen. Ohne eine echte Chance, gegen den Angriff vorgehen zu können, richtet sich die Gewalt umso unverminderter nach innen. Daraus resultiert eine Brutalität, welche die Ereignisse des ersten Teils deutlich übersteigt. Die Triade muss der Selbstschwächung Tribut zollen, die sie sich im ersten Teil zugefügt hat.
Stilistisch setzt Johnnie To da an, wo er in „Election“ aufgehört hat. Mit eleganten Bildern erschafft er eine Atmosphäre visueller Schönheit, die in einem starken Gegensatz zu der Verrottung steht, mit der die Menschen hier agieren. Die daraus resultierende Spannung lädt den Film mit einer wuchtigen Energie auf, die viele Filme Tos zu mitreißenden Ereignissen macht.
Bildqualität
„Election“ wartet mit einer schwankenden Schärfe auf. Während viele Szenen mit klaren Konturen überzeugen können, mischen sich immer wieder Bilder darunter, die Unschärfen aufweisen. Das schlägt sich auch im Detailreichtum nieder. Die Farben sehen kräftig aus, während der Kontrast etwas unausgewogen wirkt, da manchen Szenen leicht überstrahlen.
Bei „Election 2“ ist das Bild durchgehend scharf, Schwankungen wie beim ersten Teil gibt es fast gar nicht. Aufgrund eines eingeschränkten Detailreichtums kommt das Bild aber nicht an den Standard der Blurays bei aktuellen Filmen heran, liegt aber über DVD-Niveau. Die Farben können überzeugen. Dunkle Szenen weisen allerdings ein deutlich sichtbares Rauschen auf, das zu Lasten der Durchzeichnung geht.
Tonqualität
Die deutschen DTS-HD-Master-5.1- sowie die kantonesischen DD-5.1-Tonspuren verfügen jeweils über gut verständliche Dialoge. Da der Ton nur wenig Gelegenheit hat, besonders druckvoll zu sein, gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Ein paar Nebengeräusche wurden sauber in die hinteren Lautsprecher gemischt, die Musik übernimmt den Rest der räumlichen Atmosphäre. Insgesamt ein ordentlicher Ton.
Extras
Das etwa siebenminütige Making Of zu „Election“, in dem hauptsächlich die Darsteller Simon Yam und Tony Leung Ka Fai zu Wort kommen, hat im wesentlichen Werbecharakter.
Der Trailer zum Film und zwei TV-Spots sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Die Bluray von „Election 2“ enthält ebenfalls ein etwa siebenminütiges Making Of, das besser als sein Pendant zum ersten Teil ist, weil Johnnie To einen Zusammenhang zwischen dem gesellschaftlichen Wandel Hongkongs nach der Übergabe an China 1997 und den Triaden in seinem Film herstellt.
Das gut 10-minütige Interview mit Simon Yam und Johnnie To wird fast nur von Regisseur To bestritten. Darin äußert er sich zu Fragen der Gewalt sowie der Natur der Triaden. Dadurch vertieft To die im Making Of enthaltenen Aussagen zum gesellschaftlichen Wandel.
Trailer zum Film runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Election“ und „Election 2“ funktionieren als konsequentes Epos vom Umbruch einer Triade, deren selbst ernannte Tradition zunächst durch innere und dann durch äußere Einflüsse ins Wanken gerädt. Die Folge des Umbruchprozesses ist eine zunehmende Gewalt, da traditionelle Kräfte und neue Einflussgrößen erbittert gegeneinander kämpfen. Technisch sind die Blurays ordentlich.
Stefan Dabrock
07.07.2012
Originaltitel | Hak se wui / Hak se wui yi wo wai kwai (Hongkong 2005 / 2006) |
Länge | 100 / 88 Minuten (24p) |
Studio | 3L |
Regie | Johnnie To |
Darsteller | Simon Yam, Tony Leung Ka Fai, Louis Koo, Nick Cheung, Ka Tung Lam, Su-Fai Cheung, Suet Lam, Tian-lin Wang, Ping-Man Tam, Maggie Siu, David Chiang, u.a. / Louis Koo, Simon Yam, Nick Cheung, Ka Tung Lam, Suet Lam, Siu-Fai Cheung, Tian-lin Wang, Mark Cheng, Ping-Man Tam, Yue-Tong Pan, Andy On, Yong You, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, DD 5.1 Kantonesisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of, TV-Spots, Trailer / Making Of , Interview mit Simon Yam & Johnnie To, Trailer |
Preis | ca. 13 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch ordentlich |