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rezensionen

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kurzrezension

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Gleichheit im Unterschied

Hölle der 1000 Martern

Hölle der 1000 Martern

Samuel Fuller war als Regisseur gleichermaßen im Thriller, Kriegsdrama und Western zu Hause. Zu seinen besten Werken zählen unter anderem die Kriegsfilme „Die Hölle von Korea“ (USA 1951), „The Big Red One“ (USA 1980) und die Western „40 Gewehre“ (USA 1957) sowie der vorliegende „Hölle der 1000 Martern“.
Darin fällt der Südstaatensoldat O'Meara (Rod Steiger) in ein emotionales Loch, nachdem der Bürgerkrieg zu seinen Ungunsten beendet wurde. Er kann sich von seinem Hass auf die Nordstaatler nicht lösen. Das bringt ihn selbst in seinem direkten sozialen Umfeld in Misskredit. O'Meara fühlt sich als Heimatloser, so dass er sich auf den Weg in den Westen macht, um sich den Indianern anzuschließen. Dort, so glaubt er, kann er seinen Hass auf die im Bürgerkrieg siegreiche Armee pflegen. Auf dem Weg trifft er den Indianerscout Schleichender Coyote (Jay C. Flippen), der für den Norden gekämpft hat. Als sie in die Gefangenschaft von Sioux geraten, unterwerfen sie sich dem „Lauf des Pfeils“, bei dem sie zwar einen Vorsprung vor den bewaffneten Indianern bekommen, aber Barfuß fliehen müssen. Nur wenn O'Meara entkommt, kann er sich den Indianern anschließen. Parallel dazu plant die Armee der neuen Vereinigten Staaten den Bau eines Forts im Indianergebiet. Dabei verhandeln sie mit gemäßigten Häuptlingen, während andere das Auftauchen der Weißen bekämpfen wollen.

Samuel Fuller, der auch das Drehbuch geschrieben hat, lässt seine Hauptfigur O'Meara mit brillantem Pragmatismus auf die Heimatlosigkeit reagieren, die ihn nach dem Zusammenbruch des gepflegten Feindbildes überfallen hat. Statt seine Ansichten zu überdenken, macht sich der Soldat einfach zu den Menschen auf, die nach seiner Meinung das gleiche Feindbild teilen. Auf schleichende Weise führt Fuller O'Meara aber vor Augen, dass die Welt nicht so simpel zweigeteilt ist, wie er das sieht. Schon der Indianerscout ist ein erstes Zeichen für die Komplexität der gesellschaftlichen Zustände, mit denen sich O'Meara auseinandersetzen muss. Hölle der 1000 Martern Ein Mitglied der Gruppe, die er als Verbündete im Hass auf die Armee der Weißen ansieht, hat im Krieg gegen O'Meara auf Seiten der Nordstaatler gekämpft. Auf diese Weise kratzt Fuller nicht nur an der Eindimensionalität, die O'Meara gegenüber dem früheren Norden an den Tag legt, er demonstriert auch die Vielfältigkeit der Indianer. Trotz großer Unterschiede zwischen den Ureinwohnern und den Weißen treten Ähnlichkeiten zu Tage. Den Riss, den der Bürgerkrieg durch die weiße Bevölkerung geschlagen hat, gibt es in abgewandelter Form auch bei den Indianern. Das betrifft nicht nur das Verhalten während des Bürgerkriegs, sondern gerade auch während der Zeit danach. Kriegerische Indianer wie Crazy Wolf (H.M. Wynant) wollen ihr Land verteidigen, ohne mit den Weißen zu reden, andere wie Blue Buffalo (Charles Bronson) sind gemäßigter.

Der Integrationsgedanke zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen kommt bei Fuller auch auf formaler Ebene zum Ausdruck. Der Weiße, der zu den Indianern will, trifft auf einen Indianer, der zu den Weißen gegangen ist. Ihre Zusammenkunft prägt das weitere erzählerische Programm des Films, der Unterschiede nicht negiert, aber Gleichheiten präsentiert. Die Möglichkeit des Friedens wird dabei immer wieder von einzelnen Personen torpediert, die ihre Borniertheit nicht überwinden kann. Dazu zählt faszinierenderweise nicht etwa O'Meara, sondern mit Lieutenant Driscoll (Ralph Meeker) unter anderem der Soldat, den O'Meara noch am letzten Tag des Bürgerkrieges mit einer Kugel niedergestreckt hat, um ihn dann zum Arzt zu bringen.

Besonders bemerkenswert ist vor dem Hintergrund des Entstehungsjahrs die Präsentation der Indianer. So durften zwar immer noch keine indianischen Schauspieler in die Rollen schlüpfen, aber Fuller hat den amerikanischen Ureinwohnern ein Gesicht gegeben, das sich deutlich von der primitiven Darstellung sonstiger Western der Zeit abhebt. Statt mit rasender Wildheit zeigen sich die Indianer als differenzierte Menschen, die nicht nur Schlachtvieh sind.

Bildqualität

Hölle der 1000 Martern

Die technische Qualität der DVD ist schlecht. Das Bild sieht so extrem matschig und unscharf aus, dass sich die Ausdrücke Konturen und Details verbieten. Es wirkt, als habe ein schwaches VHS-Master für die DVD vorgelegen. Das gilt zumindest für die englischsprachige Originalversion, die im Menü der DVD als US-Langfassung bezeichnet wird. Die deutsche Fassung ist zwar schärfer, weist aber zahlreiche analoge Defekte auf und verfügt über einen zu steilen Kontrast, der einige Überstrahlungen heller Bereiche zur Folge hat. Beide Fassungen weisen ruckelnde Bewegungen, Dopplungen an Objekträndern und ein erhebliches Bildrauschen auf.

Tonqualität

Die Mono-Tonspuren sind nicht besonders gut, aber wenigstens lassen sich die Dialoge verstehen. Anders als auf dem Cover angegeben handelt es sich dabei nicht um einen 2.0-Mono-Ton, sondern nur um eine Einkanalpräsentation. Während die englische Tonspur dumpf klingt, aber ein gewisses maß an Volumen besitzt, ist die deutsche Tonspur blechern verzerrt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der ungeschnittenen Fassung des Films, die allerdings nur mit englischer Tonspur vorliegt. Untertitel existieren nicht, so dass diejenigen, die kein Englisch können, auf die geschnittene deutsche Fassung zurückgreifen müssen.

Fazit

Natürlich kann man immer froh sein, dass ein Film überhaupt verfügbar ist, wenn es sich um einen so qualitativ hochwertigen Western wie „Hölle der 1000 Martern“ handelt. Aber die inhaltlichen Qualitäten des Werks, in dem Fuller den Indianern ein menschliches Gesicht gab und das durch seine geschickte Integrationsdramaturgie zwischen feindlichen Bevölkerungsteilen besticht, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die DVD technisch ungenügend ist.

Stefan Dabrock

10.03.2012

   
Originaltitel Run of the Arrow (USA 1957)
Länge 75 Minuten (Pal)
Studio Schröder Media
Regie Samuel Fuller
Darsteller Rod Steiger, Sara Montiel, Brian Keith, Ralph Meeker, Jay C. Flippen, Charles Bronson, Olive Carey, H.M. Wynant, Neyle Morrow, Frank DeKova, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Ungeschnittene Version des Films in englischer Sprache
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch ungenügend