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rezensionen

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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Steiniger Marsch

Frauen, die durch die Hölle gehen

Frauen, die durch die Hölle gehen

Mit internationaler Finanzierung und Darstellerinnen sowie Darstellern aus zahlreichen Ländern wurde „Frauen, die durch die Hölle gehen“ im spanischen Almeria gedreht, der Heimat des Italowestern. Wie viele der drei in den Stabangaben genannten Regisseure tatsächlich inszeniert haben, ist nicht mehr so ganz klar. Der Amerikaner Sidney W. Pink stemmte laut DVD-Booklet den Hauptteil der Regiearbeit, während Gianfranco Parolini, der unter anderem die Italowestern „Sabata“ (Italien 1969), „Sabata kehrt zurück“ („È tornato Sabata ... hai chiuso un' altra volta“, Italien 1971) und „Adios Sabata“ („Indio Black sai che ti dico: Sei un gran figlio di...“, Italien 1970) gedreht hat, vermutlich einen sehr geringen Anteil zum Ergebnis beitrug.
Das Drehbuch von Mike Ashley stellt sieben Frauen (Anne Baxter, Maria Perschy, Rossella Como, Adriana Ambesi, Christa Linder, Perla CristalMaría Mahor) in den Mittelpunkt, die einen Indianerangriff auf den Siedlertreck, dem sie angehören, mit knapper Not entrinnen können. Da sämtliche Männer getötet wurden, sind die Frauen auf sich allein gestellt. Ihnen fehlt die Erfahrung, in der Wildnis zu überleben, müssen sich aber zu Fuß zum etwa 100 Meilen entfernten Fort durchschlagen. Dabei werden sie immer wieder von den Indianern bedroht, weil sich einer der Apachenkrieger nicht an das Gebot des Häuptlings Weiße Wolke (Fernando Hilbeck) hält, die Frauen in Ruhe zu lassen. Während die Apachen mit den kämpferisch unterlegenen Frauen spielen, entwickeln diese eine immer größere Fähigkeit, sich gegen die Gefahr durchzusetzen.

Die dramaturgische Konzeption des Films wartet neben der überraschenden Frauendichte in einem Western mit einer grundsoliden Ausgangssituation auf, die sich für eine packende Inszenierung aus Spannung und Action eignet. Dieses Versprechen kann „Frauen, die durch die Hölle gehen“ nicht ganz einlösen. Es ist zwar immer klar, in welcher Gefahr die Hauptfiguren schweben, wenn sich die verfolgenden Indianer ihnen nahezu mühelos nähern, sich wieder entfernen und nadelstichartig zuschlagen, aber die strategischen sowie kämpferischen Fähigkeiten der Apachen lassen zu wünschen übrig. Auf der Suche nach den Frauen laufen Frauen, die durch die Hölle gehen zwei von ihnen beispielsweise an direkt einsehbaren Höhleneingängen ihres Friedhofs vorbei, ohne die im vorderen Bereich der Felsformation befindlichen Frauen zu sehen. Die Folge des starr geradeaus gerichteten Blicks der Indianer ist ihre Niederlage. Während das am Anfang der Jagd noch durchgehen könnte, weil die Apachen die unerfahrenen Frauen unterschätzen, haben diese gegen Ende schon unter Beweis gestellt, dass etwas mehr in ihnen steckt. Solche Entwicklungen beachtet die Inszenierung nicht. Beim Katz- und Mausspiel zwischen den Indianern und den Frauen bleiben die Indianer auf einem Niveau stehen, während die Frauen etwas an kämpferischer Raffinesse zulegen und so ihren Gegnern Paroli bieten können. Dabei spiegeln die Aussagen der Apachen sowie ihre Art, sich anzuschleichen, auch zu Beginn keine überhebliche Arroganz wieder. Grimmige Gesichter strahlen entschlossene Wut aus, die Frauen zu bestrafen. Dass die Indianer dennoch ein ums andere Mal übertölpelt werden, wirft die Frage auf, wie sie in der Wildnis überhaupt überleben konnten, wenn sie nicht einmal in der Lage sind, die vergleichsweise harmlosen Hauptfiguren zu überwältigen.

Daraus ergibt sich eine Diskrepanz aus behaupteter und tatsächlicher Gefahr. Die Erfolge der Indianer, die zwischendurch auch Gewalt gegenüber den Frauen ausüben, wirken deswegen ebenso absurd wie ihre Niederlagen. Der Film entwirft eine Welt, die sich nicht darum kümmert, Spannung aus Charaktereigenschaften und inszenatorisch vorbereiteten Gefahrensituationen zu entwickeln. Stattdessen herrscht das Gesetz des für eine Erzählung notwendigen, hier aber willkürlich begründeten Wechsels aus Ruhe und Aktion. Sowohl die Indianer als auch die Frauen müssen Erfolge und Misserfolge vorweisen können, damit die Dramaturgie ihrer Auseinandersetzung offen bleibt. Konsistenz ist jedoch Nebensache.
Unter diesen Voraussetzungen hat der Film eigentlich nur noch die Möglichkeit, die Karte des Absurden so weit wie möglich auszureizen. Wenn Fähigkeit und Unfähigkeit im Kampf bei denselben Figuren ohnehin wechselt, wie es der Film gerade braucht, dann kann man auch gleich ein bizarres Schauspiel im Wilden Westen zum Thema machen, das sich als Karneval des Grotesken gefällt. Ansätze dazu gibt es auch. Denn zwei der Frauen sind Zirkusartistinnen mit entsprechendem Können. Zwei Hasen mit einem Schuss zu erledigen, um Munition zu sparen, ist für sie ebenso wenig ein Problem, wie stehend auf Pferden zu reiten, um so die verblüfft drein schauenden Apachen zu verwirren. Der Aspekt des Aufeinanderpralls einer listenreichen, mit Verblüffung, Überrumpelung sowie artistischer Eleganz arbeitenden Kampfweise und eines grimmigen Stils der Indianer hätte sich gut zu einem ebenso spannenden wie absurden Western ausbauen lassen. Für die klassische Inszenierung aus Jagd und Verfolgung fehlte das Können, Gefahren nicht nur mit dem Holzhammer zu behaupten, sondern sie auch inszenatorisch aufzubauen.

Bildqualität

Frauen, die durch die Hölle gehen

Der laut imdb im Format von 1:2,35 gedrehte Film liegt auf der DVD leider nur als 1:1,33 vor. Das Bildformat ist angesichts eines Films, der in der eindrucksvollen spanischen Landschaft um Almeria herum gedreht wurde höchst bedauerlich. Natürlich lässt sich die Quellenlage von außen nicht wirklich beurteilen, aber das vorliegende Master im Vollbildformat ist nicht in der Lage, die visuellen Qualitäten des Werkes angemessen zu würdigen.
Unabhängig davon verfügt der Film über eine ordentliche Schärfe, bei der die Konturen recht gut wiedergegeben werden und der Detailgrad schwächer ausgeprägt ist. Die Brauntöne der Landschaft werden gut wiedergegeben, auch der Kontrast ist ansprechend. Zwischendurch sind ein paar Defekte oder Verschmutzungen zu sehen, ohne dass solche Beeinträchtigungen überhand nehmen. Einzelne Bilder des Films weisen leider deutlich streifenartige Strukturen auf. Glücklicherweise handelt es sich nur um sehr wenige Szenen. Die Körnigkeit des Materials ist stets sichtbar, bleibt aber auf einem brauchbaren Niveau.

Tonqualität

Die DD 2.0 Mono Tonspuren bewähren mit einer ordentlichen Qualität. Leichte Verzerrungen sind sowohl bei den Dialogen als auch der Musik zu hören, ohne dass sie dominant klingen. Die Dialoge sind gut verständlich. Bedauerlicherweise fehlt die englische Originaltonspur des Films, der laut beiliegendem Booklet nicht wie bei europäischen Produktionen aus der Zeit üblich mehrsprachig gedreht wurde. Während die mehrsprachig entstandenen Werke ohnehin nur synchronisiert existieren – für jedes Land wurde eine entsprechende Fassung erstellt – gibt es bei „Frauen, die durch die Hölle gehen“ also eine Originaltonspur.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem 8-seitigen Booklet, indem ein Nachdruck des Filmprogramms „Illustrierte Filmbühne“ sowie Texte über den Film und einige Stabmitglieder enthalten sind.

Fazit

„Frauen, die durch die Hölle gehen“ schafft es nicht, seine Gefahrensituation so konsequent umzusetzen, dass echte Spannung entsteht. Stattdessen lässt er sich auf eine inkonsequente Mischung aus Brutalität und Absurdität ein, ohne den Gehalt beider Aspekte in Szene zu setzen. Übrig bleibt ein netter Western, dessen Schwächen stets offensichtlich sind. Technisch ist die DVD unzureichend, da das Bildformat fragwürdig ist und die Originaltonspur fehlt.

Stefan Dabrock

28.02.2012

   
Originaltitel Las siete magníficas (Spanien/Italien/Österreich 1966)
Länge 99 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Sidney W. Pink, Rudolf Zehetgruber, Gianfranco Parolini
Darsteller Anne Baxter, Maria Perschy, Gustavo Rojo, Rossella Como, Adriana Ambesi, Christa Linder, Luis Prendes, Mara Cruz, Perla Cristal María Mahor, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras 8-seitiges Booklet
Preis ca. 11 EUR
Bewertung nett, technisch wegen des fehlenden Originaltons unzureichend