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rezensionen

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kurzrezension

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Bett oder Galgen?

Zwischen Zwölf und Drei

Zwischen Zwölf und Drei

Charles Bronson, der harte Mann des amerikanischen Films, verstand sich auch auf nuanciertere Darstellungen als die des einsamen Rächers.
In Frank D. Gilroys Mischung aus Komödie, Tragödie und absurder Reflexion des Western-Mythos verkörpert er Graham Dorsey, der sich als Mitglied einer Verbrecherbande auf dem Weg zu einem Banküberfall befindet. Weil er in der Nacht zuvor davon geträumt hat, dass der Coup scheitert, nutzt er eine sich bietende Gelegenheit für den Ausstieg. Um zu verhindern, dass Amanda (Jill Ireland) die Bande verraten kann, bleibt er als Bewacher in ihrem großzügigen, weit vor der Stadt liegenden Haus. Während der Stunden zwischen Zwölf und Drei entspinnt sich ein Spiel aus Begehren, Verführung und Ablehnung, das schließlich in einer Liaison der beiden Menschen mündet. Aber Graham ist in Amandas Haus nicht sicher, da er nicht weiß, was passiert, wenn seine Kumpane geschnappt werden. Sollte einer ihn verraten, dann könnte der Sheriff auftauchen und auch ihn festnehmen.

Der Umgang mit der Wahrheit ist eines der großen Themen in Frank D. Gilroys „Zwischen Zwölf und Drei“. Schon Graham Dorseys Traum entpuppt sich nicht nur als Trugbild, weil es sich um einen Traum handelt, sondern selbst innerhalb seiner Vorstellung ist die Situation nicht so wie sie scheint. Souverän führt Gilroy die Täuschung als zentrales Motiv ein, das sich durch den Zwischen Zwölf und Drei ganzen Film zieht. Im eigenen egoistischen Interesse wird die Wahrheit gebeugt. Das kann sich als prickelndes Wechselspiel zwischen Mann und Frau entwickeln, wenn sich Graham und Amanda mit ihren Tricks duellieren, es kann aber auch einfach nur dazu dienen, die eigene Position zu sichern, wenn aus den Erlebnissen zwischen Graham und Amanda schließlich ein sich verselbständigender Mythos wird, von dem Amanda und viele andere wirtschaftlich profitieren.

Charles Bronson und Jill Ireland liefern eine ausgezeichnete darstellerische Leistung als sich zunächst bekämpfendes und schließlich liebendes Paar Graham und Amanda ab. Mit verschmitztem Gesichtsausdruck spielt Bronson als Graham den höflichen Gentleman, bis sich die Situation aufgrund von Amandas nur scheinbarer Schicksalsergebenheit etwas zuspitzt. Dabei steht die komödiantische Note der Auseinandersetzung im Vordergrund. Die Kabbelei zwischen den beiden wirkt wie das amüsante Vorspiel zu einer leidenschaftlichen Liebesaffäre, ohne dass echte Gewalt wahrscheinlich ist. Die Täuschung erweist sich als Mittel, auf das sowohl Graham als auch Amanda zurückgreifen. Daraus ergibt sich ein Gleichstand, der ein faires Duell ermöglicht, das in Wahrheit nur ein Abtasten ist. Der mögliche Partner muss erst auf seine Tauglichkeit geprüft werden, bevor es weiter gehen kann. Ebenbürtigkeit spielt dabei genauso eine Rolle, wie Gilroy elegant über die Frage der Ehrlichkeit in Beziehungen reflektiert.
Im späteren Verlauf des Films ändert sich der Charakter der Täuschung. Sie wird einerseits zu einem Mittel der Rettung für Graham Dorsey, die sich jedoch als Pyrrhus-Sieg entpuppt, und andererseits zu einem sich verselbständigen Mythos, gegen den kein Kraut mehr gewachsen ist.

Auf der Flucht nimmt Dorsey die Identität eines anderen an, ohne zu ahnen, welche Folgen das hat. Die Täuschung ist ein zweischneidiges Schwert, dessen Konsequenzen nicht immer kontrollierbar sind. Gilroy nutzt das, um die absurde Mythologisierung der Ereignisse einzuleiten. Mit Hilfe eines Schriftstellers werden die Erlebnisse von Amanda und Graham ohne das Wissen Grahams schließlich zu einem grandiosen Liebesmythos überhöht. Als er die theoretische Chance hat, die Wahrheit wieder in die Welt zu tragen, ist Graham letztlich chancenlos, weil die Kraft des Mythos stärker geworden ist als er selbst. Die Täuschung hat ihn eingeholt. Gilroy erzählt deswegen auch die Geschichte eines stetigen Kontrollverlustes. Während Dorsey zu Beginn alle Trümpfe in der Hand hat, wird er immer machtloser. Sein Bild in der Öffentlichkeit entwickelt sich aufgrund der Überhöhung ironischer Weise gegenläufig. Zur persönlichen Komponente mit tragischer Note kommt die Reflexion über den Western-Mythos, der sich aus realen Ereignissen speist, aber diese als idealistisches Zerrbild darstellt.

Bildqualität

Zwischen Zwölf und Drei

„Zwischen Zwölf und Drei“ liegt auf der Bluray in einer sehr schönen Qualität vor, die bei einem Film aus den 1970ern nicht immer gegeben ist. Sorgfältig wurde das vorliegende Ausgangsmaterial so bearbeitet, dass die Schärfe gute Werte bei Konturen und Detailzeichnung erreicht. Die Farben und der Kontrast überzeugen ebenfalls, so dass sich die ockerfarbenen Landschaftsteile gut voneinander abheben und auch in der einzigen Nachtaufnahme keine Details verschluckt werden. Die leichte Körnigkeit stört überhaupt nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren verfügen über klare und weitgehend verzerrungsfreie Dialoge ohne nennenswertes Hintergrundrauchen. Auch die wunderschöne Musik entfaltet sich mit ansprechender Dynamik, um das Geschehen zu untermalen. Angesichts des Filmalters ein guter Ton.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer zum Film.

Fazit

„Zwischen Zwölf und Drei“ entpuppt sich als Auseinandersetzung mit dem Mittel der Täuschung, indem er über deren Konsequenzen sowie ihre strategischen Nutzen reflektiert. Gleichzeitig nimmt der Film den Westernmythos aufs Korn, indem er die Absurdität seiner Überhöhung herausarbeitet. Im Verbund mit den hervorragenden Hauptdarstellern Charles Bronson und Jill Ireland läuft die tragische Westernkomödie zu Hochform auf. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

22.02.2012

   
Originaltitel From Noon Till Three (USA 1976)
Länge 99 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Frank D. Gilroy
Darsteller Charles Bronson, Jill Ireland, Douglas Fowley, Stan Haze, Damon Douglas, Hector Morales, Bert Williams, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut