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Stein ohne Sinn

Der Stein des Todes

Der Stein des Todes

Mitte der 1980er Jahre drehte Franz Josef Gottlieb, der sich mit Genrewerken zwischen Edgar Wallace, Karl May, deutscher Klamotte, Sexkomödie und auch der TV-Serie „Manni, der Libero“ einen Namen gemacht hat, einen der letzten deutsch produzierten Abenteuerreißer alter Schule mit internationaler Besetzung.
Sri Lanka ist ein El Dorado für die Drogengeschäfte des schmierigen Miguel Gomez (Tony Kendell), der offiziell die Teeplantage von Kris Patterson (Elke Sommer) leitet. Einer seiner wichtigsten Dealer (Christian Anders) verpasst der Verlobten (Birte Berg) Kumar Cunninghams (Albert Forell) beim Versuch, sie drogenabhängig zu machen, eine Überdosis, als die Frau ihrer Junkie-Freundin Eileen (Katja Flint) helfen will. Kumar tötet den Dealer bei einer handfesten Auseinandersetzung in Notwehr und muss vor der Polizei fliehen. Dabei trifft er in den Bergen Sri Lankas auf die Vietnam-Veteranen Brian (Brad Harris) und Hemingway (Siegfried Rauch), die etwas gegen die Drogenmafia auf der Insel unternehmen wollen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um Miguel Gomez das Handwerk zu legen. Gleichzeitig streift noch die amerikanische Journalistin Merryl Davis (Heather Thomas) mit Frank (Serge Falck), dem Sohn Kris Pattersons, zu Recherchezwecken über die kulturellen Zusammenhänge des Teeanbaus auf der Insel herum. Dabei geraten sie mitten in die Auseinandersetzungen hinein, zumal Merryl zufällig mitbekommt, wie Miguel über Drogengeschäfte spricht.

Mit zahlreichen Nebenfiguren bastelt sich das Drehbuch aus einer an sich extrem gradlinigen Geschichte um den Kampf eines Rechtschaffenen gegen die Drogenmafia sowie dessen Rache für den Tod seiner Verlobten Jane Lindström ein ausfransendes Beziehungsgeflecht mit soap-artiger Naivität bei einigen der Figuren. Da reicht es eben nicht, dass Kumar Rache nehmen will, er muss auf zwei Vietnam-Veteranen treffen, die sich eine nicht näher nachvollziehbare Der Stein des Todes Existenz in den Bergen Sri Lankas aufgebaut haben, die abgebrühten Kämpfer geben, aber bei dem Überfall auf das Geld der Drogenmafia schließlich den Sack mit der Beute auf der Straße liegen lassen, weil es etwas hitzig geworden ist. Angesichts der bierernsten Inszenierung dieser Episode und des ansonsten fehlenden Humors innerhalb des Films sorgt die absurde Dummheit der lässig auftretenden Bergbewohner eher für Irritation als für Amüsement. Das atmosphärische Gefüge des Films bricht mangels konsequenter Umsetzung einer klaren Linie an dieser Stelle ebenso auseinander wie der titelgebende Stein für ein zusätzliches Versagen der Dramaturgie sorgt. In loser Folge wird er innerhalb der Handlung von Person zu Person weitergegeben. Dabei soll das gute Stück Verderbnis symbolisieren, die den jeweiligen Besitzer heimsucht. Die okkulte Thematik bleibt jedoch vollständig auf der Strecke, lediglich bedeutungsschwangere Einstellungen des Steins sind noch im Film verblieben. Isoliert vom Rest des Geschehens zerhacken sie die Handlung, statt eine Verbindung herzustellen. Die zahlreichen Element des Films, seine Figuren und deren Motive laufen nebeneinander her, ohne sich zu einer kompakten Masse zusammenzufügen.

Die Defizite auf erzählerischer Ebene werden auch nicht durch einen rasanten Schnitt ausgeglichen, der einen als Zuschauer überfallartig überrumpelt, so dass man gar nicht merkt, was einem hier aufgetischt wird. Stattdessen wirkt „Der Stein des Todes“ behäbig. Seine spärlichen Actionmomente sind nicht souverän in Szene gesetzt, das Geschehen wird oft mit Hilfe des Dialogs vorangetrieben. Probleme innerhalb der Drogenmafia tauchen beispielsweise nur in Besprechungen am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht auf. Das Wort muss als Dramatisierung ausreichen, wo innerhalb eines rasanten Abenteuerfilms mit Thrillerelementen die Aktion hingehören sollte.

Zu guter Letzt gibt die grenzenlose Naivität einiger Figuren dem Film den Rest. Die Journalistin Merryl belauscht den Teeplantagenverwalter Miguel bei einer Besprechung über Drogengeschäfte. In absurder Verleugnung möglicher Mitttäter glaubt Merryl tatsächlich, die Besitzerin der Plantage habe keine Ahnung davon. Die Journalistin zieht nicht einmal in Erwägung, dass es anders sein könnte. Das deutet zwar auf ein bezauberndes Menschenbild hin, welches Merryl mit sich herumträgt, ist im Filmzusammenhang aber Zuviel des Guten. Denn für die Glaubwürdigkeit der Naivität hätte Gottlieb zuvor ein Vertrauensverhältnis zwischen Merryl und der Teeplantagenbesitzerin inszenieren müssen. Die offen ausgesprochene Empörung der Journalistin über die Drogengeschäfte sind zudem absolut überflüssig. Es ist nicht notwendig, dass eine der Figuren, die moralische Schlussfolgerung mit deutlichen Worten ausspricht, das kann getrost dem Zuschauer überlassen werden.
Im Ergebnis entbehrt „Der Stein des Todes“ jeglicher Konsistenz, nachvollziehbarer Dramatik oder Rasanz. Stattdessen existiert ein künstlich aufgeblähter Handlungsapparat, absurde Naivität und mittelmäßige Action.

Bildqualität

Der Stein des Todes

Das Bild der DVD hat mit dem Ausgangsmaterial zu kämpfen. Die Schärfe schwankt zwischen akzeptabel und schwach, wobei die Konturen regelmäßig leicht ausfransen oder weich wirken. Der Detailgrad ist durchschnittlich. Analoge Defekte oder Verschmutzungen gibt es kaum, das Rauschen stört nicht. Der flaue Kontrast sorgt für eine wenig differenzierte Darstellung des Bildes, in dunklen Szenen gehen Bildinhalte verloren. Die Farben sind etwas ausgebleicht, aber noch in Ordnung. Zwischenzeitlich ist das Bild in sich in Beweung.

Tonqualität

Der DD 2.0 Mono-Ton verfügt über verständliche Dialoge wobei ein leichtes Hintergrundrauschen vorhanden ist. Nennenswerte Verzerrungen treten nicht auf. Die Musik klingt leicht dumpf.

Extras

Das rund 45-minütige Interview mit Brad Harris lebt von den Erinnerungen und Anekdoten des Darstellers und Stuntmen, da das Gespräch weniger auf substantiellen Fragen fußt, sondern mit Formulierungen wie "Was sind ihre Erinnerungen an den Filmpartner, den Regisseur oder jene Szene? arbeitet. Im Rahmen eines die gesamte Karriere umspannenden Interviews ist die angewandte Gesprächstechnik auch völlig in Ordnung, erweist sich Harris doch als sympathischer Plauderer, der natürlich auch sehr von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt ist. So erfährt man viele interessante Geschichten aus seinem Filmleben, die das Interview sehr sehenswert machen.

Fazit

„Der Stein des Todes“ hat seinen Reiz für Nostalgiker, die sich an den bekannten Darstellern, sowie teilweise grotesken Elementen erfreuen wollen. Eine konsistente Mischung, selbst im Rahmen des grob geschnitzten Actionkinos, ergibt sich aber nicht. Technisch weist die DVD Schwächen auf.

Stefan Dabrock

16.01.2012

   
Originaltitel Der Stein des Todes (BRD / Sri Lanka 1986)
Länge 93 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Franz Josef Gottlieb
Darsteller Albert Fortell, Brad Haris, Tony Kendell, Elke Sommer, Heather Thomas, Siegfried Rauch, Christian Anders, Birte Berg, Serge Falck, Ravindra Randeniya, Frank Lenart, Katja Flint, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Interview mit Brad Harris
Preis ca. 10 EUR
Bewertung schwach, technisch mit Schwächen