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rezensionen

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Frohes Fest zum Ersten!

Rare Exports

Rare Exports

Zwei Genreproduktionen buhlen dieser Tage mit ironischem Weihnachtshorror um die Gunst des Heimkinomarktzuschauers. Während Dick Maas in „Saint“ der Wohlfühllegende um den freundlichen St. Nikolaus seine weniger zahme Genrewahrheit entgegensetzt, nimmt sich die finnische Produktion „Rare Exports“ des Weihnachtsmannes an, um dessen scheinbare Harmlosigkeit zu erschüttern.
Denn hoch oben im Norden an der finnisch-russischen Grenze liegt in einem Berg etwas begraben, dass alle Kindererzählungen über einen liebevollen Weihnachtsmann Lügen straft. Der reiche Geschäftsmann Riley (Per Christian Ellefsen) hat einen ganzen Ausgrabungstrupp damit beauftragt, ein Loch in das Gestein zu sprengen, um das wertvolle Fundstück freizulegen. Die Bewohner eines nahegelegenen finnischen Dorfes beobachten die lärmenden Arbeiten mit Argwohn. Kurze Zeit später wird ihre Sorge bestätigt, als Rauno (Jorma Tommila), sein Sohn Pietari (Onni Tommila) und weitere Dorfbewohner die gemeinsame Rentierherde dahingeschlachtet auffinden. Aber der Verlust des gesamten Fleischvorrates kurz vor Weihnachten ist nicht alles, was die eisige Wildnis bereit hält. Ein seltsamer, alter Zausel mit bedrohlichen Manieren kündet von einer großen Gefahr, die überwunden werden muss, wenn Weihnachten nicht in der Katastrophe enden soll.

Der friedliche Weihnachtsmythos ist ein gefundenes Fressen für eine ironische Horrorkomödie, weil einerseits die Fallhöhe des zum gütigen Bartträger hochstilisierten Weihnachtsmannes genügend Potential für eine amüsante Demontage bietet, und andererseits der ganze vorweihnachtliche Stress mit seinem allgegenwärtigen Wahnsinn die Lust schürt, der oftmals im Gegensatz zur Realität stehenden verordneten Besinnlichkeit etwas grimmig-humorvolles entgegen zu setzen. Regisseur Jalmari Helander spielt souverän auf der Klaviatur der Rare Exports Horrorkomödie, indem er Information und Geheimnis um die Vorgänge im finnisch-russischen Grenzgebiet wohldosiert einsetzt. Dadurch erzeugt er Spannung und über die reale Präsentation eines Mythos, dessen Ausprägung bei Helander dem kitschigen Klischee entgegen steht, den grimmigen Humor. Die Weihnachtszeit entwickelt sich zu einem überraschenden Überlebenskampf mit ungewissem Ausgang, weil der in die Realität eingebrochene Weihnachtsmythos immer noch einen hinterhältigen Trumpf aus der Tasche zieht, mit dem sich die Finnen auseinandersetzen müssen. Zur wirklichen Besinnlichkeit können sie erst dann wieder zurückfinden, wenn die reale Ausprägung des Mythos besiegt und in ihrem Sinne neu geschrieben wurde. So geht es in „Rare Exports“ auch um die Zähmung der „Bestie“ Weihnachten, die sich zu einer immer größeren Bedrohung auswächst. Das spiegelt den Wahnsinn wieder, den viele Menschen im Dezember erleben, weil ihnen die Kontrolle über das Fest schon längst entglitten ist. Passenderweise entwickelt mit Raunos Sohn Pietari ein Kind die schlagkräftige Energie im Kampf gegen die unfriedliche Ausprägung des Weihnachtsfestes. Seine naive Unschuld, die durch die rasanten Ereignisse auf die Probe gestellt wird, versetzt ihn in die Lage, bei der Auseinandersetzung mit dem für die Erwachsenen viel zu irrationalen Mythos den Durchblick zu behalten. Nur wer an Weihnachten glaubt, kann es auch verändern, alle anderen werden der „Bestie“ weiter ausgeliefert bleiben.

Bildqualität

Rare Exports

Die Bluray leistet sich bei der Präsentation des Films keine nennenswerten Schwächen, da die Schärfe fast in allen Szenen überzeugen kann. Manche Totalen wirken allerdings nicht ganz so knackig wie der Rest, der mit kristallklaren Konturen und sehr guter Detailschärfe aufwartet. Die Farben überzeugen mit kräftigen, satten Tönen und einer perfekten Präsentation ein weiß-braunen Eis- und Schneelandschaft. Auch der Kontrast bietet keine Schwäche. Der Schwarzwert ist tief, ohne Details zu verschlucken, Überstrahlungen gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren weisen eine hervorragende Qualität auf. Die räumliche Abmischung wartet in den über den Film gestreuten Actionsequenzen mit zahlreichen direktionalen Toneffekten auf, die durch die exzellente Wiedergabe der atmosphärischen Geräusche in ihrer Wirkung noch unterstützt werden. Hier hat man mehr als einmal das Gefühl, mitten im Geschehen zu sitzen. Aber auch wenn die Handlung ruhiger abläuft, werden alle Lautsprecher ausgewogen genutzt. Da die Dialoge klar und verständlich wiedergegeben werden, gibt es keine Schwächen beim Ton.

Extras

Das etwa 20-minütige Making Of besteht aus unkommentiertem, aber deutsch untertiteltem B-Roll-Material, das chronologisch nach Drehtagen und Abschnitten der Postproduktion sortiert ist. Dabei fällt der ausgesprochen lakonische Tonfall auf, mit dem der Regisseur und andere Stabmitglieder in die Kamera sprechen. Zwischen Absurdität und Mittelmaß wechselnd.

Fazit

Wenn sich Weihnachten von seiner grimmigen Seite zeigt, dann müssen Kinder und Erwachsene im finnisch-russischen Grenzgebiet beweisen, dass sie auch andere Seiten aufziehen können. Regisseur Jalmari Helander überzeugt bei seiner ironischen Horrorkomödie mit absurdem Witz und präsentiert einen sympathischen Kampf der Helden, welche die außer Kontrolle geratene „Bestie“ Weihnachten wieder zähmen wollen. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

21.12.2011

   
Originaltitel Rare Exports (Finnland/Norwegen/Schweden 2010)
Länge 83 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Jalmari Helander
Darsteller Onni Tommila, Jorma Tommila, Tommi Korpela, Rauno Juvonen, Per Christian Ellefsen, Ilmari Järvenpää, Peeter Jakobi, Jonathan Hutchings, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Finnisch/Englisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut