dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Cherry Tree Lane

Cherry Tree Lane

„Es sollte ein ganz normaler Abend werden. Der Wein steht auf dem Tisch, das allabendliche Fernsehprogramm liefert belanglose Unterhaltung und die Gespräche der beiden Ehepartner Mike und Christine kreisen um die üblichen Alltagsdinge. Als es an der Tür klingelt, ahnt keiner der beiden, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor. Von einer brutalen Jugendgang überwältigt beginnt für Mike und Christine ein unbeschreiblicher Albtraum, aus welchem es kein Entrinnen zu geben scheint“ (Splendid).

Natürlich ist es leicht, scheinbar ähnliche Filme als Vorbilder heranzuziehen - „Funny Games“ gehört beispielsweise dazu -, aber der Vergleich hinkt. Mit dem grenzenlos künstlichen Nihilismus des akademisch steril inszenierenden Michael Haneke hat „Cherry Tree Lane“ nichts zu tun. Die Figuren in Paul Andrew Williams Horrordrama wirken demgegenüber wie reale Menschen, auch wenn die Jugendgang in ihrer Art und Weise eventuell etwas zu intensiv zugespitzt wurde. Unabhängig von der der Frage, wie deckungsgleich die Jugendlichen tatsächlich aus dem britischen Alltag entsprechender Problemviertel entnommen wurden, agieren sie mit einer dramatischen Vehemenz, deren emotionale Ausprägung wahrhaftig wirkt. Es sind Menschen und keine reinen intellektuellen Planspielgestalten. Tatsächlich haben sie auch ein Motiv, um Mike (Tom Butcher) und Christine (Rachael Blake) in ihre Gewalt zu bringen. Denn der Sohn des Ehepaars soll einen Verwandten des Anführers Rian (Jumayn Hunter) mit einer Aussage in Bedrängnis gebracht haben. Die soziale Verortung der Gewalt hat indes nichts Befreiendes, weil sie für das Ehepaar trotzdem als unentrinnbare Situation erlebt wird. Sie sind in ihrem eigenen Haus den Jugendlichen ausgeliefert, die hier schalten und walten können wie sie es wollen. Williams holt aus der Szenerie ein hohes Maß an Anspannung heraus, indem er immer wieder mit der Gefahr arbeitet, dass noch schlimmeres passiert, als ohnehin bereits geschehen ist. Die Angst und das Aufeinandertreffen der Mittelklasse-Realität mit den sozial verwahrlosten Jugendlichen entwickelt ein dramatisches Potential. Dabei verweigert sich Williams einer klaren sozial-moralischen Einordnung in den Kontext einer Sozialkritik. Den Nihilismus, dass die Verhältnisse einfach so sind, leistet er sich doch.
Dabei wirkt das Mittelklasse-Leben von Mike und Christine keineswegs so rosig, als dass die Jugendlichen darauf neidisch sein müssten. Mit gelangweiltem Gestus unterhalten sich die beiden Ehepartner beim Abendessen, bevor die Gewalt einbricht. Die Routine der beiden ist nicht nur erstarrt, sie wirkt auch grenzenlos langweilig. Aber möglicherweise wollen die Jugendlichen auch gar kein solches Leben. Ziele und Wünsche offenbaren sie während der Laufzeit des Films jenseits des Rachemotivs jedenfalls nicht. Williams lässt den Zuschauer mit den Fragen darüber allein. Er zeigt nur die wütende Kraft des Aufeinanderpralls, der sowohl in brutaler Unmenschlichkeit als auch in Fürsorge endet. Der Kampf beider Pole, die trotz ihrer Widersprüchlichkeit auch ein Miteinander pflegen, ist das Erschreckende in seinem Film.

Bildqualität

Die Bluray verfügt über eine gute Schärfe, mit klaren Konturen und einem Detailreichtum auf angenehmem, aber nicht vollends überzeugendem Niveau. Die Farben sehen kräftig und natürlich aus, der ausgewogene Kontrast leistet sich keine Schwäche.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren können nur selten eine räumliche Kulise erzeugen. Lediglich die Musik nutz auch mal die hinteren Lautsprecher. Aufgrund der Kammerspielhandlung überrascht das aber auch nicht. Die Dialoge sind klare und verständlich, wenn man den englischen Slang versteht.

Stefan Dabrock

15.12.2011

   
Originaltitel Cherry Tree Lane (GB 2010)
Länge 74 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Paul Andrew Williams
Darsteller Rachael Blake, Tom Butcher, Jumayn Hunter, Ashley Chin, Sonny Muslim, Jennie Jacques, Corinne Douglas, Kieran Dooner, Tom Kane
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS HD Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Outtakes, Behind the Scenes, Interview, Trailer
Preis ca. 22 EUR
Bewertung erschreckend, technisch recht gut