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Aus deiner Haut kommst du schlecht raus

Rivals – Zwei Brüder

Rivals – Zwei Brüder

Im Spannungsfeld aus Melancholie, Tragödie und Polizeifilm sucht Regisseur Jacques Maillot den Raum für seinen Film „Rivals – Zwei Brüder“, der auf dem Cover unsinnigerweise mit dem markigen Spruch „Im lässigen Look der 70er-Jahre gehalten, bietet 'Rivals' messerscharfe Spannung, wie sie Belmondo und Delon in ihren besten Zeiten nicht besser hinbekommen hätten“ beworben wird. Denn der damit assoziierte ruppige Reißer mit lockeren Sprüchen und Action ist „Rivals“ nicht. Dafür ist Maillots Inszenierungsstil viel zu ruhig.

Immerhin spielt das Werk in den 1970er Jahren, so dass der visuelle Stil tatsächlich dieses Jahrzehnt reflektiert. Der Polizist François (Guillaume Canet) wird damit konfrontiert, dass sein Bruder Gabriel (François Cluzet) wieder aus dem Knast freikommt. Da François seinen Bruder liebt, ist er von dessen krimineller Karriere umso mehr enttäuscht. Dennoch lässt er sich darauf ein, Gabriel bei sich zu beherbergen. Außerdem kümmert er sich darum, dass sein Bruder einen Job in einem Supermarkt bekommt. Tatsächlich hat Gabriel die Absicht, ein ehrliches Leben zu führen. Er lernt die Arbeitskollegin Nathalie (Marie Denarnaud) kennen und lieben. Gemeinsam mit einem kriminellen Freund von früher, der ebenfalls die schieve Bahn verlassen will, plant Gabriel eine Unternehmung, die aber am schlechten Leumund der beiden scheitert. Frustriert sieht Gabriel keine andere Chance, als sich erneut mit Verbrechen einen Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Bruder François ahnt, dass Gabriel wieder Dinger dreht, so dass sich der Konflikt zwischen ihnen immer weiter zuspitzt.

Regisseur Jacques Maillot ist ein Mann der Zeit, denn davon hat er eine Menge zur Verfügung. Mit einem gemächlichen Tempo entwickelt er das Mistrauen zwischen den beiden Brüdern, ihre zaghafte immer von Zweifeln François geprägte Annäherung und die Versuche Gabriels, ein ehrliches Leben zu führen. Diesen Stil treibt Maillot zu einer Perfektion, die übertreibt. Er fügt den etablierten Konfliktlinien nur so dezent neue Bestandteile hinzu, dass sich in den ersten 50 Rivals – Zwei Brüder bis 60 Minuten des Films immer wieder Leerstellen breit machen. Nachdem man als Zuschauer schon längst verstanden hat, dass die beiden Brüder ein etwas schwieriges Verhältnis zueinander teilen präsentiert Maillot immer noch weitere Szenen, die das illustrieren. Nachdem man als Zuschauer schon längst verstanden hat, dass der Plan, im Grünen eine Imbissbude aufzumachen, wahrscheinlich scheitern wird, präsentiert Maillot noch ausführlich mit dezenten Bildern wie die Hütte renoviert wird. Ihm mangelt es an der Fähigkeit, das sich gerade abspielende Drama – denn man ahnt wie gesagt bereits, dass die Anstrengungen der Renovierung umsonst sein werden – mit filmischen Mittel herauszuarbeiten. Stattdessen zeigt er die Harmonie eines betulichen Landschaftsidylls, das weder als Gegenbild zum drohenden Verlust überborden ästhetisiert und so mit Hoffnungen aufgeladen wird noch durch irritierende Momente an Dramatik gewinnt.

Maillot inszeniert nicht, was hinter dem Bild steckt. Er missachtet seine eigene Geschichte, die in den ersten 50 bis 60 Minuten nur als ambitionierte Oberfläche dessen existiert, was an Dramatik vorhanden ist. Wer aber genügend Sitzfleisch mitbringt, um das zu überstehen, der wird damit belohnt wie hervorragend sich aus der trägen Oberfläche plötzlich alle Konflikte herausschälen. Die beiden Brüder geraten in einen Taumel aus Ablehnung und gegenseitiger Zuneigung, denn beide lieben sich, obwohl François das angesichts der Enttäuschung nicht zeigen möchte. Gabriels Wiedereinstieg ins Verbrechen entpuppt sich als ambivalenter Weg zwischen der Hoffnungslosigkeit in einem ehrlichen Leben und der fehlenden Kraft, die erlittenen Niederlagen ohne kriminelle Energie zu kontern. Dazwischen arrangiert Maillot zwei Liebesgeschichte mit differenzierter Prägnanz. François verliebt sich in die Frau eines Knastbruders, den er selbst verhaftet hat, und Gabriel zieht die naive Kassiererin Nathalie langsam aber sicher in die kriminelle Welt hinein. Je länger der Film dauert desto größer wird die Tragödie angesichts des spannungsreichen Widerstreits aus schönen Momenten und dem drohenden Niedergang. Hier ist Maillot plötzlich auf der Höhe, nachdem er gut die erste Hälfte des Films ohne Inspiration aneinandergereiht hat.

Bildqualität

Rivals – Zwei Brüder

Das Bild der Bluray gibt die visuelle Konzeption gut wieder, mit der die 1970er Jahre reflektiert werden. Die bewusst eingesetzte, aber nicht zu übertriebene Körnung ist zumeist präsent, die Schärfe leidet darunter aber nicht, das die Konturen und die Details gut herausgearbeitet werden. Spitzenwerte erreicht die Bluray aber nicht. Die Farben kommen mit reduzierter Intensität daher. Der ausgewogene Kontrast leistet sich keine Fehler.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren haben nicht viel Gelegenheit, um eine räumliche Kulisse aufzubauen, da der Film sehr ruhig inszeniert wurde. Die Musik tut das Beste, um hier Abhilfe zu schaffen. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Making Of und der Kurzdoku „Zwei Brüder und ein Film“ Für diejenigen, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, haben sie aber so gut wie keinen Wert, da leider keine Untertitel vorhanden sind.
Ein Trailer ist auf der Bluray ebenfalls vorhanden.

Fazit

„Rivals – Zwei Brüder“ scheitert in den ersten 50 bis 60 Minuten daran, das zugrunde liegende Drama um die beiden Brüder und ihr Umfeld herauszuarbeiten. Nachdem sich alles zugespitzt hat, ist Regisseur Jacques Maillot allerdings voll auf der Höhe und entblättert seine Konfliktlinien mit souveräner Hand zwischen Melancholie und Tragödie. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

09.12.2011

   
Originaltitel Les liens du sang (Frankreich 2008)
Länge 107 Minuten (24p)
Studio Studio Canal
Regie Jacques Maillot
Darsteller Guillaume Canet, François Cluzet, Clotilde Hesme, Marie Denarnaud, Mehdi Nebbou, Olivier Perrier, Carole Franck, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.2 Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Kurzdoku „Zwei Brüder und ein Film“, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung durchwachsen, technisch gut