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David Blyths „Wound – Beware the Beast“ ist kein Fest für die Schreiber der Bluraycover-Inhaltsangaben, weil die Erzählstruktur keiner linearen Oberflächenhandlung folgt. Entsprechend vage stimmt der Hüllentext mit dem überein, was Blyth gedreht hat.
Die Eckpfeiler des Horrordramas basieren auf der Hauptfigur Susan (Kate O'Rourke), die als Kind traumatisiert wurde. Das könnte möglicherweise das Resultat sexuellen Missbrauchs durch ihren Vater sein, andere Ursachen kommen aber ebenfalls in Frage. Die Traumatisierung führt bei Susan zu starken psychischen Störungen, die sich in einer Ansammlung sexuell und gewalttätig konnotierter Wahnvorstellungen ausdrücken. Sie führen Susan immer weiter in ein Reich triebhafter Düsternis, aus dessen Strudel kaum ein Entkommen möglich ist.
Der Film beschreibt die Perspektive Susans, deren psychische Störungen die Bilder bestimmen. Sie werden durch eine SM-Fetisch-Thematik dominiert. Das äußert sich zum einen in kurzen Szenen mit entsprechender Lederkleidung und zum anderen in den immer wieder auftauchenden Sequenzen, die Susan in einem Sklave-Herr-Verhältnis mit einem dominanten Mann zeigen. Blyth verbindet die Traumatisierung Susans mit Demütigungsphantasien, die das verminderte Selbstwertgefühl reflektieren, mit dem Susan leben muss. Jede weitere Unterjochung vergrößert den Druck in Susans zunehmend auseinanderbrechenden Persönlichkeit. Die daraus entstehende Energie entlädt sich in Gewalt, deren unmittelbare
Präsentation den Schrecken sowie die verstörende Wirkung des Dramas verstärkt, das in den Bildern sichtbar ist. Denn „Wound – Beware the Beast“ nutzt die Horrorelemente nur, um das Innenleben einer geschundenen Seele greifbar zu machen. Daraus resultiert eine Abfolge der „Ereignisse“, die keine oberflächliche Erzählung ergeben. Denn die Bilder sind weitgehend Bilder aus Susans Kopf, sie zeigen keine sich im physischen Raum abspielende Geschichte. Das rechtfertigt bis zu einem gewissen Grad eine irritierend-mäandernde Reihung der Demütigungen und Wahnvorstellungen, darf aber nicht in reiner Willkür enden, da ein emotionaler Zusammenhang der Szenen für die Ausformulierung des Dramas essentiell ist.
David Blyth gelingt aber nur bedingt eine Montage, die assoziativ-emotionale Verbindungen herstellt. Das Thema der Unterdrückung, das sich durch den ganzen Film zieht, ist ein ordentlicher Rahmen für die Grundausrichtung der seelischen Verletzungen, die Susan hinnehmen musste. In diesem Rahmen hantiert Blyth aber allzu wüst, als dass sich ein geschlossenes Bild ergeben würde. Sein Drama zerfasert immer wieder in seine Einzelteile. Die Videooptik mit schlichten visuellen Arrangements ist ebenfalls nicht in der Lage, ein Gegengewicht zu entwickeln, das den Intensitätsgrad der Verstörung reflektieren und damit das Auseinanderfallen überdecken würde. Statt einer Bildsprache, welche das Triebhafte übersetzen würde, herrscht ein fast schon dokumentarischer Stil vor. Er rückt die Schwächen der Montage durch seine Einfachheit in den Vordergrund. Das ist angesichts eines intensiven Themas sowie des passenden Grundsatzes schade.
Bildqualität
Das Bild der Bluray gibt den Film mit seinen optischen Eigenschaften gut wieder. Die Konturen sind scharf, soweit das kameratechnisch gewollt ist, und der Detailreichtum ist völlig in Ordnung. Die Farben wirken natürlich, ohne dass sie besondere Stärken entwickeln. Der Kontrast gibt das visuelle Szenario gut wieder.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren haben angesichts des Dramacharakters nur wenig zu tun. Die Dialoge sind klar und verständlich. Gelegentlich werden auch die hinteren Lautsprecher für einzelne atmosphärische Geräusche genutzt, das ist aber nur selten der Fall.
Extras
Die Bluray enthält den gut neunminütigen Kurzfilm „Damn Laser Vampires“ sowie das gut vierminütige Werk „Nine Stitches“. Beide Kurzfilme wurden von David Blyth erstellt und scheinen Musikvideos zu sein, zumindest folgen sie dem ästhetischen Konzept der Clipkunst. „Nine Stitches“ ist eine Montage aus Material, das auch in „Wound – Beware the Beast“ verwendet wurde. Es enthält Bilder, die im Spielfilm nicht auftauchen, so dass die Gerüchte, die Veröffentlichung von „Wound – Beware the Beast“ sei geschnitten, möglicherweise korrekt sind.
Fazit
David Blyth ist es bei „Wound – Beware the Beast“ nicht gelungen, die Reflexion über die zerstörerische Kraft des Triebhaften in eine Montage zu giessen, deren Bilder sich zu einer Einheit verbinden. Das ist angesichts des vielversprechenden Ansatzes schade. Technisch ist die Bluray in Ordnung.
Stefan Dabrock
10.08.2011
Originaltitel | Wound (Neuseeland 2010) |
Länge | 72 Minuten (24p) |
Studio | I-on new media |
Regie | David Blyth |
Darsteller | Kate O'Rourke, Te Kaea Beri, Campbell Colley, Sandy Lowe, Brendan Gregory, Ian Mune, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Kurzfilme Damn Laser Vampires, Nine Stitches |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | durchwachsen, technisch in Ordnung |