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rezensionen

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Tote zahlen besser

Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche

Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche

Die eherne Regel der Musikindustrie, dass sich mit toten Künstlern oftmals mehr Geld verdienen lässt, als mit lebendigen, galt auch schon zu anderen Zeiten in anderen Lebensbereichen. Der wissenschaftliche Fortschritt benötigt in den 1820er Jahren Leichen, damit der menschliche Körper zum Erkenntnisgewinn weiter erforscht werden kann. Für die beiden Taugenichtse Burke und Hare erweist sich das als Segen, auch wenn sie eher zufällig in die Branche der Grabräuber hineinrutschen. Ihren chronischen Geldmangel könnten sie abstellen, wenn sie an die entsprechenden Institute Edinburghs ein paar Leichen liefern. Die Ware auf Friedhöfen auszugraben, erweist sich jedoch einerseits als tückisch, weil die örtliche Polizei dem Treiben ein Ende machen möchte, und andererseits sind die Toten nicht immer so frisch, wie es die Wissenschaft braucht. Beides lässt sich umgehen, wenn man bei unbedarften Menschen etwas nachhilft. Während das Geschäft mit der nun wunderbar frischen Ware floriert, verliebt sich Burke in ein Animiermädchen, das unbedingt Macbeth mit einer reinen Frauentruppe auf die Bühne bringen will. Der Leichenhändler finanziert das ungewöhnliche Ansinnen, um bei der attraktiven Frau landen zu können. Aber für Burke und Hare wird es eng, denn die vermissten Leute erregen langsam die Aufmerksamkeit der Behörden.

Licht und Schatten durchziehen John Landis' schwarzhumorige Komödie, die keineswegs nur auf Amüsement setzt, sondern auch tragische Emotionen parat hat. Die Gestaltung der Figuren Burke und Hare ist interessanterweise dann am gelungensten, wenn der Film den Klamauk zugunsten der bitteren Konsequenzen wendet, die für Burke und Hare mit dem Leichengeschäft verbunden sind. Denn der Erfolg hat Risiken, denen sich die beiden ausgesetzt sehen. Burkes wahrhaftige und tief empfundene Liebe für das Animiermädchen mit künstlerischen Ambitionen rührt in seiner fast naiven Offenheit. Hier verzichtet Landis auf Ablenkungsmanöver und bleibt trotz eines humorigen Einschlags dicht bei den Gefühlen der Figuren. Burke krönt seine Liebe schließlich mit einem selbstlosen Akt, der sowohl romantisch, als auch den zynischen Regeln der kapitalistischen Gesellschaftsordnung geschuldet ist. Denn der Ruhm der schottischen Wissenschaft, die Menschen aus aller Welt mit ihrem Geld anzieht, muss gegen moralische Bedenken geschützt werden. Das System der Leichenbeschaffung darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Landis' kritischer Geist überzeugt mit seiner grimmigen Offenheit, welche den Finger in die Wunde des Verwertungskreislaufs legt.

Am schwächsten ist die Figurenzeichnung der beiden Leichenhändler, wenn der Film seinen derben Klamauk ausbreitet. Leider macht sich das Gefühl breit, dass Landis das Händchen für die Gestaltung bitterbösen Humors verloren hat. Die anfangs mühseligen Versuche Burkes und Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche Hares, an Tote zu kommen, leiden unter der vollkommenen Trotteligkeit der Figuren. Sie scheitern nicht etwa an der Tücke der jeweiligen Gegebenheiten, sondern ihnen fehlt es bereits an überzeugender Tatkraft. Sie trippeln viel zu lange auf der Stelle, bevor eine Aktion umgesetzt wird. Und wenn es dann so weit ist, dann marschieren beide auch noch im Gleichschritt der Dummheit, so dass kein Spannungsverhältnis entsteht, wie das bei den guten Komikerduos in der Filmgeschichte der Fall ist. Den Komödienszenen fehlt daher jede Überraschung und jedes Timing. Wenn die beiden daran scheitern, einen Betrunkenen niederzuschlagen, dieser dann selbst eine lange Treppe runterfällt und sich unversehens aufrappelt, dann hält sich der Pointenfaktor in Grenzen. Da das erste Drittel im Wesentlichen auf dieserart gestalteten Humor setzt, empfiehlt es sich durchzuhalten, um in den Genuss der Qualitäten des Films zu kommen. Die Liebesgeschichte zwischen Burke und dem Animiermädchen mag zwar über weite Strecken von der Leichenhändlergeschichte abgekoppelt sein, aber sie gehört zu den Teilen des Films, die am dichtesten gestaltetet sind. Ihre Zusammenführung am Ende sorgt für eine gelungene Dramatik.
Zum Licht des Films gehört auch die saftige Optik Edinburghs, das als düsterer sowie hygienisch nicht einwandfreier Ort gezeichnet ist. Die 1820er Jahre werden in der dreckigen Atmosphäre lebendig. Landis geht es nicht darum, eine reingewaschene Stadt zu zeigen. Das ist angesichts der bitter-tragischen Handlung richtig, um die Emotionen sowie die Thematik zu reflektieren.

Bildqualität

Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche

Das saubere Bild der Bluray präsentiert den Film mit einer guten Präzision. Die Details des Edinburghs in den 1820er Jahren kommen sehr gut zur Geltung, die Konturen sind klar. Die Farben überzeugen ebenfalls mit kräftigen Tönen, aber der Kontrast ist nicht so knackig, wie man sich das wünschen würde. Das führt zu einem nicht optimalen Schwarzwert, so dass die vielen dunklen Szenen immer wieder etwas milchig aussehen. Das fällt bei einem so düster gestalteten Film leider klar ins Gewicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sind hingegen sehr gut ausgefallen. Immer wieder werden die hinteren Lautsprecher für zahlreiche Nebengeräusche des trubeligen Stadtlebens genutzt. So hat man als Zuschauer das Gefühl, die jeweilige Szenerie hervorragend erleben zu können. Die Dialoge sind klar und verständlich, beim deutschen Ton sind sie leider nicht ganz so homogen in die übrige Akustik eingebunden, wie das beim Originalton der Fall ist.

Extras

Die Interviews mit Regisseur John Landis, den wichtigsten Darstellern und weiteren Stabmitgliedern sind zusammen etwa eine Stunde lang. Dabei hält sich der Informationsgehalt angesichts des üblichen Rührens der Werbetrommel in Grenzen. Einzig die Darsteller Simon Pegg und Andy Serkis nutzen ihre Gespräche, um sich mit den moralischen Motiven sowie dem Charakter der Handlung auseinanderzusetzen. John Landis geht unter anderem auf die Dreharbeiten sowie den historischen Hintergrund des Films ein.
Der etwa 50-minütige Beitrag über John Landis' Auftritt beim diesjährigen Fantasyfilmfest besitzt gegenüber den meisten Interviews mehr Qualitäten. Das Publikum stellt zahlreiche Fragen zu „Burke & Hare“ sowie anderen Aspekten in der Karriere des Regisseurs, die von Landis mit Humor und wunderbaren Erzählerqualitäten beantwortet werden.
Bei den Deleted Scenes handelt es sich weitgehend um längere Versionen bereits im Film enthaltener Szenen, deren Kürzung durchaus nachvollziehbar ist.
Unkommentiertes 25-minütiges B-Roll-Material, eine Outtake-Rolle mit Patzern vom Dreh sowie Trailer zum Film sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Das gesamte Bonusmaterial verfügt über deutsche Untertitel.

Fazit

„Burke & Hare“ leistet sich leider eine Inszenierung aus Licht und Schatten, die den Film nur noch als durchwachsenes Werk zurücklässt. Den intensiven emotionalen Szenen stehen diverse schlecht gemachte Klamaukeinlagen ohne nennenswerten Humor gegenüber. Mit längerer Laufzeit wird der Film aber immer besser, bis er ein großartiges Finale zelebriert. Technisch ist die Bluray nur sehr ordentlich, da dem sehr guten Ton ein Bild mit leichten Schwächen gegenübersteht.

Stefan Dabrock

05.06.2011

   
Originaltitel Burke & Hare (GB 2010)
Länge 92 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie John Landis
Darsteller Simon Pegg, Andy Serkis, Tom Wilkinson, Tim Curry, Isla Fisher, Jessica Hynes, Michael Smiley, Bill Bailey, Christopher Lee, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, Deleted Scenes, Trailer, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung durchwachsen, technisch sehr ordentlich