dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Suche nach dem Brandstifter

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

Die Zeiten sind vorbei, als Tsui Hark von Anfang bis Mitte der 1990er Jahre mehrere Filme pro Jahr drehte, die natürlich nicht alle dieselbe Qualität besaßen, aber Harks kreative Energie dokumentierten. Der zahlenmäßige Rückgang der Regiearbeiten hängt natürlich nicht alleine damit zusammen, dass Hark auch mal zwischenzeitlich zur Ruhe kommen musste, die Rahmenbedingungen der Hongkonger Filmindustrie haben sich geändert. Aktuell dominieren relativ große, aufwendig vorbereitete Projekte, die sich nicht in so schneller Folge realisieren lassen, wie das bei den Werken in den 1990er Jahren möglich war. Mit „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ kehrt Hark nach dem 2005 gedrehten „Die sieben Schwerter“ („Chat Gim“) erneut zum historischen Actionfilm zurück.
Kurz vor der Inthronisierung der Mutter des verstorbenen jungen Herrschers zur neuen Kaiserin Ende des 7. Jahrhunderts häufen sich seltsame Todesfälle. Ein herausgehobener Baumeister sowie ein Armeekommandant stehen ohne erkennbare Ursache plötzlich in Flammen und verbrennen. Beide hatten mit dem Bau einer übergroßen Buddha-Statue zu Ehren der neuen Herrscherin tun. Das nährt die Vermutung, dass deren Inthronisierung verhindert werden soll, denn eine Frau können sich nur die wenigsten Würdenträger des Landes als Kaiserin vorstellen. Die Tradition der Machtausübung verlangt nach einem Mann an der Spitze des Reiches. Zur Aufklärung der Todesfälle wird Detective Dee aus dem Gefängnis geholt. Obwohl Dee an einer niedergeschlagenen Revolte gegen die neue Kaiserin mitgewirkt hatte, soll er nun für sie die Kohlen aus dem Feuer holen. Der scharfsinnige Ermittler sieht sich jedoch einem Wust unterschiedlichster Machtinteressen gegenüber, welche die Nachforschungen zu einem riskanten Unterfangen machen. Der Tod lauert stets im Verborgenen.

Tsui Hark ist mit „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ ein temporeicher Film gelungen, der mit seinen Reizen an die visuelle Intelligenz und nicht an den Verstand appelliert. Denn die kriminalistische Lösung des Falls steht angesichts eines wilden Ritts durch unterschiedliche phantastische Sets nicht im Vordergrund, da hier eher Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert werden. Die Lösung zaubert Dee am Ende zwar schlüssig begründet aus dem Hut, aber zuvor mangelt es an Erkenntnissen, die auch dem Zuschauer als wissenswerte Indizien präsentiert werden. Die mögliche elaborierte Ermittlungsarbeit mit kriminalistischer Logik tritt zugunsten einer schwerelosen Leichtigkeit zurück, mit der Hark das Phantastische betont. Die Bedrohung mag zwar einen rationalen Hintergrund haben, sie bricht aber mit einer irrationalen Allgegenwärtigkeit über Detective Dee herein, welche die chaotischen Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen Machtverhältnisse angesichts einer noch ungeklärten Herrschaftsfrage reflektiert. Der Kaiserhof mit seinen Beamten beherbergt ein unübersichtliches Interessengeflecht, das sich einer vollständigen Analyse entzieht. Passend dazu schickt Hark Detective Dee beispielsweise in eine unterirdische Stadt der Entrechteten, die sich in einem Höhlensystem mit Wasserstraßen befindet. Die düstere Atmosphäre wird durch den winkeligen Raum verstärkt, der keinen Überblick zulässt, weil immer neue Ecken die Sicht auf das versperren, was hinter ihnen liegt. Die Gefahr tritt plötzlich Gestalt eines Menschen auf, dessen Gesicht verborgen bleibt.

Mit perfektem Schnitt betont Hark bei der anschließenden Auseinandersetzung das Tempo, um die Macht in Szene zu setzen, der sich Detective Dee gegenüber sieht. Der Film jagt durch die Höhle mit dynamischer Wucht, um einerseits die bedrohliche Situation in ihrer Dimension zu zeigen und andererseits dem Zuschauer das Staunen zu lehren. Dieses Prinzip regiert in „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“, wenn unter anderem ein düsterer Tempel mit einem möglicherweise sprechenden Hirsch, der klassische Pfeilregen sowie gut choreographierte Kämpfe die Szenerie beherrschen. Dabei verweisen die phantastischen Elemente, zu denen auch merkwürdige Käfer gehören, auf das Unbekannte, das sich der logischen Durchdringung entzieht. Die Lösung am Ende kann nichts daran ändern, dass der Erkenntnismöglichkeit Grenzen gesetzt sind. Sei es nun, weil tatsächlich immer wieder etwas Mysteriöses am Werk ist, manche Dinge einfach nicht überblickt werden können, obwohl ihnen etwas Eindeutiges zugrunde liegt, oder aber die menschliche Psyche dazu neigt, Irrationales zu betonen, ohne dass eine Grundlage vorhanden ist. Für die politische Dimension der Handlung ergibt sich daraus, dass die verschiedenen Kräfte eines Machtsystems bis zu einem gewissen Punkt ein unbeherrschbares und in ihrer letztlichen Wirkung auch nicht absehbares Zusammenspiel entfalten. Das deckt sich mit dem höchst ambivalenten Schluss, bei dem der Kaiserin die Leviten gelesen werden. Sie kann zwar trotz fragwürdiger Verhaltensweisen an der Macht bleiben, aber ein moralischer Sieg ist das nicht.

Als einziger Kritikpunkt an „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ bleibt übrig, dass das Budget nicht ausgereicht hat, um sehr gute CGI-Effekte zu produzieren. Deswegen stellt sich manchmal eine leichte Sterilität ein, die im Gegensatz zur phantasievollen, saftigen Handlung steht. Das ist ein wenig schade.

Bildqualität

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

Das saubere Bild der Bluray punktet mit einer sehr guten Schärfe, die keine nennenswerten Kritikpunkte zulässt. Konturen und Details werden sauber herausgearbeitet, so dass sich die Bilderwelten voll entfalten können. Die eher dunkle Farbpalette wurde gut auf die Bluray übertragen, der tiefe Schwarzlevel sowie der ausgewogene Kontrast können überzeugen. Nur gelegentlich tritt leichtes Rauschen in Erscheinung.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine gute räumliche Wirkung. Sei es nun der Pfeilregen, der auch die hinteren Lautsprecher beschäftigt, oder aber andere Actionszenen, stets werden alle Boxen gut genutzt. Das gilt auch für die ruhigeren Szenen, bei denen atmosphärische Nebengeräusche für ein differenziertes Klangbild sorgen. Darüber hinaus sind die Dialoge klar abgemischt, so dass sie nicht in der Dynamik des teilweise wuchtigen Tons untergehen.

Extras

In der Bonussektion der Bluray befindet sich ein knapp 40-minütiges Interviewsegment, in dem neben den Produzenten, dem Drehbuchautoren unter anderem auch Regisseur Tsui Hark, Actionchoreograph Sammo Hung und einige der Darsteller wie Andy Lau, Carina Lau oder Bingbing Li zu Wort kommen. In homöopathischen Dosen erfährt man ein wenig über die Dreharbeiten sowie die Ideen hinter der Gestaltung des Films. Die meiste Zeit wird allerdings für typisches PR-Gerede verwendet.
Ein 17-minütiger Zusammenschnitt unkommentierten B-Roll-Materials sowie zwei Bildergalerien und Trailer zum Film sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

Mit „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ hat Tsui Hark einen temporeichen, visuell phantasievollen und in seiner politischen Dimension ambivalenten Film gedreht, der die kreative Schaffenskraft des Regisseurs dokumentiert. Einzig die Dominanz zahlreicher, aufgrund des Budgets nicht immer gelungener CGI-Effekte bildet einen Wermutstropfen. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

28.05.2011

   
Originaltitel Die Renjie (HK 2010)
Länge 124 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Tsui Hark
Darsteller Andy Lau, Tony Leung Ka Fai, Chao Deng, Carina Lau, Bingbing Li, Jean-Michel Casanova, Sos Haroyanm, Richard Ng, Teddy Robin Kwan, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, B-Roll, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut