Keine Lust auf Lesen?
Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
„Nach der Schule beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der durch Chancen, Verantwortung und die Möglichkeit des Scheiterns geprägt ist.“
(Aus: „Lexikon für den Heranwachsenden“, unveröffentlichtes Werk).
Obwohl das Lexikon bislang weder veröffentlicht noch wirklich geschrieben wurde, existiert es als loser Leitfaden für den Teen-Horrorfilm, der oftmals eine Verkörperung der Ängste ist, die mit dem Umbruch vom Jugendlichen zum Erwachsenen einhergehen. Regisseur Sean Byrne ergänzt diese Thematik um Schicksalsschläge seiner Highschoolprotagonisten. Der junge Brent hat sechs Monate vor dem Abschlussball seinen Vater bei einem Autounfall verloren. Da Brent eigenhändig am Steuer saß, hat er daran besonders zu knabbern. Seine Freundin Holly muss hilflos mitansehen, dass sich Brent selbst Verletzungen zufügt. Gemeinsam planen sie, zum Abschlussball zu gehen, während Brents Freund Jamie die schweigsame Mia begleiten wird. Mia leidet unter dem Verlust ihres Bruders, der von einigen Monaten spurlos verschwunden ist. Als Holly Brent zu Hause abholen will, ist der jedoch nicht da. Auch Brents Mutter hat keine Ahnung, wo ihr Sohn abgeblieben ist, denn der befindet sich gefesselt bei seiner Mitschülerin, der unscheinbaren Lola, und kann sich nicht melden. Lola ist nicht damit einverstanden, dass Brent ohne sie zum Abschlussball gehen wollte. Also hat sie ihren Vater beauftragt, den aus ihrer Sicht ungezogenen Brent zu entführen.
In dem kleinen Haus, das Lola mit ihrem Vater bewohnt, zieht die Schülerin eine morbide Gegenveranstaltung zum Abschlussball in der Schule auf. Die erfahrene Zurückweisung durch Brent verstärkt ihre Unsicherheit, die sie als vergleichsweise unscheinbares Mädchen an den Tag legt. Wobei ihre Unscheinbarkeit letztlich mehr durch das zurückhaltende Auftreten als das tatsächliche Aussehen verursacht wird. Ihr Scheitern lässt den Wunsch ins unermessliche steigen, auf der Seite des Erfolges zu tanzen. Diese Motivation gipfelt in dem kleinen, mit äußerster Gewalt gespickten Arrangement, das sie im eigenen Haus inszeniert. Sie ist die Königin des Abschlussballs und Brent ihr König, ob er das nun will oder nicht. Ihr mangelnder Erfolg bei anderen führt zu einer Mentalität, in der nur noch das zählt, was sie sich selbst holt. Gewalt wird zum düsteren Mittel des scheinbaren sozialen Aufstiegs, den Lola in ihrer grotesken Farce erzielt, weil Brent sich nicht wehren kann. Regisseur Sean Byrne zieht bei der
visuellen Inszenierung alle Mittel surrealer Absurdität. Die aufgehängte Diskokugel wirft die Lichtpunkte durch den Raum, während farbige Papierkronen als Symbol des Abschlussballsiegerpaares herhalten müssen. Kitschig-bunte Kleidung auf Seiten Lolas sowie ihrer völlig derangierten Mutter unterstreichen Lolas Absicht, im Rampenlicht stehen zu wollen. Die gestellte, zwanghafte Szenerie, die durch den optischen Schick den Charakter einer Feierlichkeit bekommen soll, strahlt eine gespenstische Atmosphäre aus. Da Lolas Abschlussball in jedem Moment als Farce erkennbar ist, dominiert die bittere Tragik, denn ihr sozialer Aufstieg ist keiner. Selbst im Moment der Macht scheitert sie an ihren Sehnsüchten und Wünschen. Sie ist nur in der Lage, ein Ritual zu vollführen, das in Grausamkeit erstarrt ist. Die unglaubliche Brutalität, mit der sie und ihr Vater zu Werke gehen, reflektiert die tatsächliche Ohnmacht, welche die beiden fest im Griff hat. Lola tanzt unaufhörlich auf der düsteren Seite des Misserfolges. Ihr Theater ist Ausdruck der Angst, die Zukunft nicht meistern zu können. Byrne hat das in eine ebenso absurde wie grausame Mischung aus schwarzer Komödie und Horror übersetzt. Lolas groteske Veranstaltung parallelisiert er mit dem echten Abschlussball, wo sich Brents Freund Jamie mit Mia aufhält. Auch hier regiert die Unglückseeligkeit, weil Mia mit Alkohol und deprimierender Mine den Verlust ihres Bruders zu kompensieren sucht. Die Szenen bilden ein entscheidendes Gegengewicht zur Künstlichkeit in Lolas Haus, weil der Kontrast aus gezwungener Popfeierlichkeit und depressiver Stimmung beide Pole erst zur Geltung kommen lässt. Leider versäumt Byrne, Mias Schicksal schlüssig zu Ende zu erzählen und auch dieser Geschichte ein würdiges Ende zu verpassen. Das kann man angesichts der wunderbar umgesetzten Haupterzählung aber vernachlässigen.
Bildqualität
Das Bild macht der Bluray alle Ehre. Mit einer wunderbaren Schärfe punktet die Scheibe sowohl bei Nahaufnahmen als auch bei Totalen, wobei letztere eine Spur weniger scharf aussehen. Der hohe Detailreichtum unterstützt die überzeugende Bilddarstellung. Die Farben sehen so kräftig aus, wie es die absurde, poppige Atmosphäre in Lolas Haus benötigt, während der echte Abschlussball wie eine Trauerveranstaltung wirkt. Die unterschiedlichen Visuellen Ansätze kommen ausgezeichnet zur Geltung. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, das auch in dunklen Szenen noch zahlreiche Details offenbart. Störendes Rauschen gibt es nicht.
Tonqualität
Die Dts-HD-Master-5.1-Tonspuren schließen sich der sehr guten Bildqualität an. Während Musik und Toneffekte mit vollem Klang das Spektrum aller Lautsprecher ausnutzen, bleiben die Dialoge stets verständlich. Die räumliche Wirkung ist gut, weil auch die hinteren Lautsprecher über die Musik genutzt werden, auch wenn der Film zumeist die vorderen Boxen nutzt.
Extras
In seinem Audiokommentar äußert sich Regisseur Sean Byrne über die Qualität der Schauspieler, den inszenatorischen Ansatz einiger Szenen sowie zur inhaltlichen Dimension der Erzählung. Dabei setzt er beispielsweise psychologische Charakterisierungen einiger Figuren in Bezug zur Dynamik der Handlung. Ohne nennenswerte Pause erzählt Byrne in lockeren Tonfall, so dass keine Langeweile aufkommt, allzu intensiv steig er in die Betrachtung des Films aber auch nicht ein.
Der Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Auf einer Zusatz-DVD befindet sich das übrige Bonusmaterial, das mit einem etwa 25minütigen „Behind the Scenes“ Beitrag aus der Sicht des Runners – so eine Art Mädchen für alles am Set – beginnt. Außer quatschigen Scherzen sowie einer Handkameraarbeit, die intime Nähe zu den übrigen Stabmitgliedern suggerieren soll, aber letztlich nur um das Geschehen herumtanzt, bietet der Beitrag nichts. Einblicke in den Drehalltag bekommt man nicht, da keine einzige relevante Tätigkeit am Set länger als wenige Sekunden eingefangen wird und darüber hinaus viel irrelevanter Unfug zu sehen ist. Ein sinnloser Beitrag, der nicht einmal unterhält.
Aus den Interviews mit einigen Stabmitgliedern sticht unter anderem das etwa sechsminütige Gespräch mit Darsteller John Brompton hervor, der über die Auswirkungen seiner Rolle auf seine eigene Psyche spricht und sehr anschaulich macht, wie intensiv die Dreharbeiten aus diesem Grund für ihn waren. Demgegenüber sind die jeweils etwa siebenminütigen Interviews mit Darsteller Xavier Samuel, Darstellerin Robin McLeavy sowie das etwa vierminütige Interview mit Darstellerin Jessica McNamee weniger spannend. Sie bleiben stärker im üblichen Rahmen mit etwas Inhaltsangabe sowie kurzen Reflexionen über die eigene Rolle und die Qualitäten des Film. Regisseur Sean Byrne nutzt sein zehnminütiges Interview für ein paar Anmerkungen zum Casting, einigen Motiven des Films sowie zur inszenatorischen Gestaltung. Manches davon ist bereits aus dem Audiokommentar bekannt. Das etwa siebenminütige Interview mit Art Director Robert Webb geht stichwortartig auf ein paar Gestaltungselemente wie Kostüme oder den Kerker ein, dringt aber nicht besonders tief in die Materie ein. Justin Dix, der für die Spezialeffekte verantwortlich gewesen ist, erzählt in seinem etwa achtminütigen Interview, dass er großen Spaß an seiner Arbeit hat, und berichtet ein wenig über die Gestaltung einzelner Effekte.
Die gut 32minütige Zusammenstellung der „SFX Clips“ besteht aus Schminkarbeit und kurzen Aufnahmen aus den Werkstätten in schwacher Bildqualität.
Der etwa 16minütige Beitrag „Toronto Premiere“ zeigt Impressionen vom Toronto-Filmfestival sowie Ausschnitte des Publikumsgespräch nach der Festivalaufführung des Films.
Die kurze entfallene Szene zeigt die Folgen des Autounfalls zu Beginn des Films. Die Entscheidung, die Szene zu schneiden, ist durchaus nachvollziehbar, entwickelt sich daraus doch eine gewisse Anspannung, bis endgültig klar, was passiert ist.
Eine Bildergalerie und drei Teaser runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
„The Loved Ones“ reflektiert als Mischung aus tragischer, schwarzer Komödie und Horrorfilm über die Ängste, nach dem Schulabschluss die Sonnenseite des Lebens zu verpassen. Regisseur Sean Byrne verbindet das einerseits mit einer gespenstisch-grotesken Inszenierung der gewalttätigen Energie, die fortgesetzte Zurückweisung entfachen kann, und andererseits mit den depressiven Folgen, unbewältigter Trauer. Ein gelungener Genrebeitrag. Technisch ist die Bluray sehr gut.
Stefan Dabrock
23.03.2011
Originaltitel | The Loved Ones (AUS 2009) |
Länge | 84 Minuten (24p) |
Studio | Koch Media |
Regie | Sean Byrne |
Darsteller | Xavier Samuel, Robin McLeavy, John Brompton, Richard Wilson, Victoria Thaine, Jessica McNamee, Anne Scott-Pendlebury, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar von Sean Byrne (Regie), Interviews, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | wunderbar, technisch sehr gut |