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kurzrezension
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Jet Li Nr. 1: alle Filme
Zu den bekanntesten Werken der Kung-Fu-Film-Welle Anfang der 1990er Jahre zählen die „Once upon a time in China“ Filme. In den ersten drei Teilen sowie in der sechsten Auflage „Once upon a time in China and America“ (Regie: Sammo Hung Kam-Bo, HK 1997) verkörpert Jet Li den chinesischen Volkshelden Wong Fei Hung, der dem Reich der Mitte eine stärkere Position gegen die westlichen Imperialisten Ende des 19. Jahrhunderts verschafft. Wong Fei Hung muss feststellen, dass Briten, Amerikaner und andere Westmächte einen immer größeren Einfluss in seinem Heimatland bekommen. Die kaiserlichen Regierungsbeamten profitieren von einer unterwürfigen Haltung gegenüber den wirtschaftliche starken Ausländern, so dass ein Ungleichgewicht der Kräfte entsteht. Wong Fei Hung, der eine Kampfkunstschule führt, möchte auf diplomatischem Wege die chinesische Position wieder stärken. Dabei gerät er jedoch in ein machtpolitisch gefährliches Szenario hinein, das nicht nur ihn, sondern auch seine direkte Umgebung beeinträchtigt. So wird beispielsweise die 13. Tante verschleppt, die Kampfkunstschule mit brennenden Pfeilen angegriffen und Wong Fei Hungs Getreue werden ins Gefängnis geworfen. Jetzt muss der Kung Fu Meister gegen die westlichen Mächte antreten, um ihr gefährliches Gebaren in die Schranken zu weisen.
Der internationale Titel des Films „Once upon a time in China“ gibt die Marschrichtung vor. Hier geht es weniger um ein historisch akkurates Werk als vielmehr um ein Legende vor dem Hintergrund des geschichtlichen Zeitgeistes. Der westliche Einfluss hatte im China des ausgehenden 19. Jahrhunderts tatsächlich ein Ausmaß angenommen, das die Chinesen beeinträchtigte. Diese Thematik nimmt Tsui Hark auf, um einen mitreißenden Kung Fu Film zu inszenieren, der sich mit Fragen kultureller Identität sowie dem Machtverhältnis zwischen wirtschaftlich miteinander interagierenden Nationen beschäftigt. Dabei verzichtet Hark allerdings auf eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen dem Westen und China zugunsten einer klaren Positionsverteilung. Die Briten sowie andere Vertreter westlicher Mächte sind arrogante Machtmenschen, deren einziges Interesse an China wirtschaftlicher Profit ist. Sie stellen eine Bedrohung für die kulturelle Identität der Chinesen dar, weil ihr Handeln auch Einfluss auf das Alltagsgeschehen hat. Kleidungsstil, Essgewohnheiten und andere Bereiche kommen dadurch in Bewegung. Was aber noch
schlimmer wiegt ist, dass das normale Leben sich den wirtschaftlichen Interessen der westlichen Mächte unterordnen muss. Dadurch entsteht bei Wong Fei Hung ein zunehmendes Gefühl der Enge, dass dieser allerdings zunächst über den Weg des Dialogs klären möchte. Denn er ist entgegen der Arroganz der Westler ein Mensch des Ausgleichs, der keine engstirnigen starren Positionen vertritt. Das macht ihn zu einer moralisch überlegenen Figur innerhalb der Legende. Wong Fei Hung streckt die Hand aus, erntet aber nichts als Hass. Daraus schöpft Tsui Hark die uneingeschränkte Legitimität für seinen Helden, der nun auch handfest gegen die Unterdrücker vorgehen darf. Wong Fei Hung wird zu einer Figur des Widerstands, der sich durch die Umstände genötigt sieht, Position zu beziehen.
Jet Li bietet das vielfältige Möglichkeiten, um sein kampkunsttechnisches Können zu präsentieren. Vom Regenschirmkampf über eine spektakuläre Auseinandersetzung während einer Freiluft-Theateraufführung bis zum brillanten Leiterkampf im Finale reicht die sehr gute Choreographie der Actionszenen. Auch wenn sich der Film sich zwischendurch immer wieder Zeit nimmt, um das Miteinander der Figuren zu beleuchten, kehrt er rechtzeitig zur Action zurück. Denn das Heldenepos ist stets auch einer Erzählung der Tatkraft, mit der die Lethargie durchbrochen wird, die eine für die Bevölkerung ungünstige Situation entstehen ließ. Der Held wird zum entscheidenden Faktor der Dynamisierung. Geschickterweise verknüpft Tsui Hark die Tatkraft Wong Fei Hungs mit persönlichen Motiven, wodurch nicht nur ein politisches, sondern auch ein privat-emotionales Szenario entsteht. Die 13. Tante ist in Gefahr. Ihr Schicksal und die politische Ebene kommen im Finale zusammen. Dadurch gelingt es Hark, seine Legende kraftvoll zu verdichten und den packenden Finalkampf mit mehreren Konflikten aufzuladen. Die Dynamik sowie die Eleganz der Choreographie reflektieren die Intensität der Auseinandersetzung sowie das komplexe Wechselspiel der Machtfaktoren, die immer wieder aufs neue zwischen Über- und Unterlegenheit schwanken.
Bildqualität
Das Bild der Bluray aus dem Hause Splendid weist die ersten Minuten einzelne Defekte auf, danach sind Defekte kaum noch zu sehen. Analoges Rauschen tritt immer wieder in Erscheinung, ohne dass es sonderlich stört. Dafür wirkt das Bild vereinzelt leicht matschig. Vermutlich wurde ein Rauschfilter verwendet. Das Ergebnis ist aber durchaus sehenswert, da die Schärfe über weite Strecken ordentlich bis gut ausgefallen ist. Natürlich bietet die Bluray kein Bild wie bei einem aktuellen Film, aber sowohl die Konturendarstellung als auch der Detailreichtum sind für einen Hongkong-Film Anfang der 1990er Jahre gut. Zwischendurch gibt es noch einmal zwei bis drei sehr kurze Szenen, deren Qualität deutlich schwächer ist, so dass die Vermutung naheliegt, dass diese aus einer anderen Quelle stammen. Die Farben geben den historisch-erdigen Look gut wieder. Der ausgewogene Kontrast leistet sich keine Schwäche.
Tonqualität
Für die Bluray wurde eine neue deutsche Synchronisation mit Simon Jäger, dem etatmäßigen Sprecher der Hollywoodfilme Jet Lis, angefertigt. Sie liegt im DTS-2.0-Mono-Ton sowie als DTS-HD-Master-5.1-Format vor. Davon darf man sich aber nicht allzu viel erwarten, da kein nennenswerter Raumklang vorhanden ist. Der Vorteil des deutschen Tons ist aber, dass er ohne Rauschen und Verzerrungen auskommt. Das gilt nicht für den kantonesischen DTS-2.0-Mono-Ton, der ungemein dumpf klingt. Die Dialoge weisen zudem Verzerrungen auf, Rauschen ist zu hören.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.
Fazit
„Once upon a time in China“ ist ein unbestrittener Klassiker des Hongkong-Kinos, der rasante Kampfkunstaction mit einer politischen Heldenerzählung verknüpft. Kulturelle Identität und wirtschaftliche Machtinteressen werden zu einem Aufhänger für eine emotionale Abenteuererzählung. Technisch ist die Bluray uneinheitlich. Einem sehr ordentlichen Bild steht eine ebenso gute deutsche Tonspur, aber ein schwacher Originalton gegenüber.
Stefan Dabrock
16.03.2010
Originaltitel | Wong Fei Hung (HK 1991) |
Länge | 134 Minuten (24p) |
Studio | Splendid |
Regie | Tsui Hark |
Darsteller | Jet Li, Biao Yuen, Rosamund Kwan, Jacky Cheung, Steve Tartalia, Kent Cheng, Jonathan Isgar, Shi-Kwan Yen, Mark King, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, DTS 2.0 Mono Deutsch, Kantonesisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 13 EUR |
Bewertung | gut, technisch uneinheitlich |