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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Kampf mit Gewissen

The Expendables / The Expendables – Extended Director's Cut

Für eine herausragende Bluray-Edition (sehr gute Bildqualität und überzeugendes Bonusmaterial) wird dieser Bluray der Gipfel verliehen.

 

The Expendables – Extended Director's Cut

Update zum Extended Director's Cut


Nachdem im letzten Jahr bereits die Kinofassung von Sylvester Stallones Söldner-Film-Hommage „The Expendables“ auf DVD und Bluray veröffentlicht wurde, erscheint nun auch der „Extended Director's Cut“ für das Heimkino.
Stallones Neuschnitt des Films ist etwa 10 Minuten länger, wobei nicht einfach nur Szenen in die bestehende Fassung eingefügt worden sind. Stattdessen hat sich Stallone das ganze Werk noch einmal vorgenommen und die Montage verändert. Dadurch kommt es auch vor, dass sich in der Kinofassung Szenen befinden, die im Extended Director's Cut nun nicht mehr vorhanden sind. Oft wurden allerdings Szenen verlängert, teilweise andere Takes mit leicht anderen Einstellungen verwendet und auch Szenen eingefügt.

Zu den wichtigsten Änderungen gehört es unter anderem, dass Dolph Lundgrens Figur des Gunnar etwas mehr Raum bekommt und dadurch geschärft wird. Jason Statham als Lee darf in entscheidender Weise öfter und länger über das Ende seiner Beziehung sinnieren. Dadurch erhält die Figur ein größeres emotionales Gewicht und bildet einen kontrastreicheren Gegenpart zu Stallones Barney, der seine Ideale sowie sein emotionales Zentrum schon längst begraben hat. Die besser herausgearbeitete Beziehung zwischen Lee und Barney bildet einen wichtigen Kristallisationspunkt für die Fragestellung, mit welchen Motiven man in den Kampf zieht. Lee verkörpert hier die weniger kaltherzige Sichtweise, auf die sich Barney zurückgezogen hat. Erst der Kontakt zur Tochter des despotischen Militärchefs auf Vilena, der das Ziel der Söldneraktion ist, lässt Barney wieder sein Herz entdecken. Daneben gibt es noch ein paar kleinere Szenen, die verlängert wurden, um Jet Li als Yin Yang und Randy Couture als Toll Road besser zu charakterisieren.
Im Finale wurde vor allem die Musik verändert. So ist bei dem langen Gefecht, das sich entwickelt, nachdem Barney und seine Leute aus dem Generalspalast stürmen, Der Song „Diamond Eyes“ von Shinedown und nicht mehr der zuvor vorhandene Score zu hören. Außerdem wurden unter anderem Einstellungen des brennenden Palastes entfernt. Während die zuvor Szenenverlängerungen der Erzählung des Films zugute kommen, weil bestimmte Aspekte deutlicher zutage treten, kann man nicht sagen, dass das Finale besonders profitiert. Es wird aber auch nicht geschwächt.

Ein genauer zweiteiliger Schnittbericht ist hier und hier zu finden.

Das neue Bonusmaterial besteht aus einer Einführung von Stallone, der in etwa drei Minuten erläutert, welche Intention hinter dem Extended Director's Cut steckt, einem etwa 20minütigen Beitrag mit dem Titel „Action: The Expendables“, der sich als uninteressantes Werbematerial entpuppt, und einem Musikvideo.

Die etwa 90-minütige Dokumentation „Inferno: The Making of The Expendables“ und der etwa 45-minütige Beitrag „San Diego Comic-Con 2010 Panel“ waren bereits auf der Special Edition der Kinofassung enthalten.

Kinofassung

The Expendables / The Expendables – Extended Director's Cut

Nachdem Sylvester Stallone seine beiden bekanntesten Rollen Rocky und Rambo mit den Regiearbeiten „Rocky Balboa“ (USA 2006) sowie „John Rambo“ (USA 2008) wieder aufleben ließ, hat er sich mit „The Expendables“ das 1980er Jahre Söldner-Genre vorgenommen. Hier zählt keine glatte, computergenerierte Optik, sondern der Körper selbst steht im Mittelpunkt. Muskeln und Blei sind unabdingbar, wenn die Einsätze zwar mit Hilfe moderner Technik, aber auf handfeste Weise durchgeführt werden. Der trainierte Mensch macht in einem solchen Szenario den Unterschied. Dafür hat sich Stallone eine eindrucksvolle Besetzung mit Dolph Lundgren, Eric Roberts, Jason Statham, Jet Li, Mickey Rourke, Gary Daniels sowie Cameoauftritten von Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger gesichert.
Er selbst verkörpert den Chef einer Söldnertruppe, die ihre Fähigkeiten an den meistbietenden verkauft. Nach einem Einsatz gegen somalische Piraten bietet ihm der mysteriöse Mr. Church eine hohe Summe an, wenn die Truppe den General des Inselstaates Vilena mit waffenstarrenden Argumenten absetzt. Eine kurze, unter dem Deckmantel ornithologischer Studien durchgeführte Visite in Vilena lassen jedoch Zweifel an den Motiven des Auftraggebers aufkommen. Die Söldner wollen sich nicht in einen CIA-internen Privatkrieg um schmutzige Drogenschäfte reinziehen lassen. Dafür ist es aber längst zu spät, weil der Boss der Truppe Sympathien für seinen weiblichen Kontakt in Vilena entwickelt hat. Ihr Freiheitswille, der in keinem Zusammenhang mit den Interessen des Auftraggebers steht, hat sein Gewissen infiziert. Also werfen sich die Söldner in den Kampf, aber diesmal nicht für Geld, sondern aus moralischen Motiven.

Wie es sich für eine Hommage an das 1980er Jahre Söldner-Kino gehört, bevölkern ein paar durchschlagskräftige Action-Helden den Film, die entweder lässige Sprüche reißen oder eher schweigsam sind. Sie funktionieren nicht als realistische Charaktere, sondern als überproportionale Abziehbilder eines Männlichkeitsideals. Das macht sie aber nicht lächerlich, sondern schlicht unterhaltsam, ohne dass man ihnen gleich eins zu eins nacheifern muss. Sie sind nostalgische Vertreter eines Kinos der Vergangenheit. Nach einem packenden Einstieg mit ironischer Note, wenn Dolph Lundgren einen Piraten unbedingt aufknüpfen will, aber daran gehindert und aus der Truppe geworfen wird, entwickelt Stallone seine Geschichte ohne The Expendables / The Expendables – Extended Director's Cut Schnörkel. Auftrag, Visite, Zweifel und Aktion mit neuer Motivlage folgen präzise aufeinander, um nur kurz von emotionalen Zwischentönen unterbrochen zu werden. Mickey Rourke als derjenige, der aus dem Kampfgeschehen ausgestiegen ist und den Söldnern im Hintergrund die Aufträge vermittelt, äußert sich resignativ über das, was aus dem ganzen Geschäft geworden ist. So stringent auch dieser Einschub als Moment der Ruhe vor dem Sturm in die Handlung eingefügt worden ist, um das Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung anzuheizen, so entscheidend ist er für Stallones Werk. Erst die Reflexion über die aktuelle Situation bringt den Söldnertruppenboss endgültig dazu, für den Freiheitswillen des Volkes von Vilena in den Kampf zu ziehen. Dabei schwingt eine kritische Haltung gegenüber der Interventionsmoral der Bush-Ära mit, nicht aber gegenüber militärischen Einsätzen an sich.
Die CIA sowie der direkte Bösewicht, ein abtrünniger CIA-Mitarbeiter, haben keinen Sinn für Werte jenseits ökonomischen Profits. Eine Waterboarding-Szene, in welcher der Ex-Geheimdienstler das Zepter schwingt, setzt Stallone als Referenz an die Foltermethoden amerikanischer Dienste ein. „The Expendables“ ist ohne Zweifel kein pazifistisches Manifest, sondern ein Aufruf, ohne Verlogenheit für moralische Werte zu kämpfen. Seine Söldner wenden sich deswegen zugunsten ihres Gewissens vom Geld ab. Der entscheidende Punkt in der Bewertung des Films ist nun, ob man ihnen das glaubt und ob man militärische Einsätze überhaupt für akzeptabel hält. Natürlich könnte man dem Film vorwerfen, seine Gewalt als spaßige Halleluja-Aktionen in Szene zu setzen, die kein Gespür für die Ambivalenz solchen Tuns an den Tag legen. Das geht aber angesichts des in seiner Inszenierung zu Tage tretenden realitätsfernen, überdimensionalen Charakters des Films völlig fehl. Die comicartige Zuspitzung auf klischeehafte Machofiguren mit entsprechendem Faustrechtverhalten liefert einen Rahmen, dessen Einzelheiten als irreale Übersteigerung des Action-Kinos sichtbar sind.

Kritik auf ihrer Grundlage wirken deswegen etwas naiv, da Stallone auf eine zusätzliche, über die Konvention des Männlichkeitsideals hinausgehende ideologische Aufladung der konkreten Actionszenen verzichtet. Sie funktionieren in ihrer Gestaltung völlig unabhängig davon, ob die Söldner nun für Geld oder aus anderen Gründen agieren. Übergeordnete Motive lassen sich aus dem Szenario aber herausdestillieren. Da der Film mit groben Strichen gezeichnet ist, bieten sich auch nur Ansatzpunkte für eine Interpretation mitschwingender Gedanken.
Als Instanz des Guten kämpfen die Söldner ohne Hinterhältigkeit in direkter Konfrontation. Das liefert dem Film die Möglichkeit, ein rasantes, mit Explosionen, Blei und Muskeleinsatz geschwängertes Finale zu präsentieren. Der dynamische, aber ohne Wackelästhetik auskommende Schnitt pumpt die notwendige Energie in das Szenario hinein, das eine robuste Härte ausstrahlt, die viele Hochglanzprodukte des aktuellen Action-Kinos nicht besitzen. Die physische Anstrengung ist in allen Action-Szenen des Films spürbar, wenn Jet Li gegen den abtrünnigen Muskelberg Dolph Lundgren antreten muss oder Jason Staham den frauenschlagenden Ex-Liebhaber seiner Freundin sowie dessen Mistreiter auf einem Basketballplatz verhaut. Hommage mit handfester Action und eine kritische Haltung gegenüber den scheinheiligen Motiven der angeblich für Menschenrechte durchgeführten Einsätzen der amerikanischen Außenpolitik gehen eine wunderbare Allianz ein.

Bildqualität

The Expendables / The Expendables – Extended Director's Cut

Die Bluray überzeugt bei der Bildqualität auf der ganzen Linie. Der hohe Detailreichtum sorgt in Verbindung mit den klaren Konturen für ein absolut scharfes Bild. Schwächen lassen sich hier nicht ausmachen. Die Farben sind kräftig und geben die Atmosphäre des Films hervorragend wieder. Der tiefe Schwarzwert führt nicht dazu, dass Details verschluckt werden. Rauschen ist nicht vorhanden.

Tonqualität

Die ausgezeichnete Qualität setzt sich beim Ton fort. Die DTS-HD-Hi-Resolution-7.1-Tonspuren sorgen bei den Actionszenen für eine mitreißende Ausnutzung der Lautsprecher. Das gilt sowohl für das Explosionsinferno im Finale als auch für den Flugzeugangriff auf den Hafen von Vilena oder die Kämpfe Mann gegen Mann. Stets liefert der Ton eine dynamisch und räumlich hervorragend abgemischte Surroundkulisse. Die Dialoge sind dabei klar und verständlich, so dass hier keine Schwächen vorhanden sind.

Extras

Im Audiokommentar äußert sich Regisseur und Hauptdarsteller Sylvester Stallone über sein Starensemble und seine Beweggründe, den Film zu machen. Dabei lässt er auch einige Hintergrundinformationen einfließen, die den Kommentar hörenswert machen.

Beim interaktiven „Ultimate Recon“-Modus taucht Stallone während des laufenden Films per Bild selbst auf, um spezielle Aspekte des Films vorzuführen. Das geschieht unter anderem durch gezieltes Spulen auf bestimmte Szenen. Auch dieser Modus ist gelungen, da er neue Informationen bereithält, die im eigentlichen Kommentar noch nicht enthalten waren.

Die etwa 90minütige Dokumentation „Inferno: The Making of the Expendables“ liefert einen intensiven Einblick hinter die Kulissen der Dreharbeiten. Stallones Arbeit als Regisseur nimmt darin ebenso einen breiten Raum ein, wie die Gefährlichkeit der Actionsequenzen in ihrem vollen Ausmaß zu sehen ist. Daneben äußert sich Stallone auch über die Inspiration seiner Arbeit. Eine sehr gute Dokumentation.

Der etwa 26minütige Beitrag „From the Ashes: Postproduction and Release“ widmet sich seinem Titel entsprechend der Arbeit im Schneideraum sowie der Rückkopplung über Testvorführungen. Dabei erläutern die Cutter ihre Zusammenarbeit mit Stallone. Dadurch gelingt ein guter Einblick in die künstlerische Arbeit nach dem Dreh, welche den Film erst entstehen lässt.

Das „San Diego Comic-Con 2010 Panel“ präsentiert in etwa 45 Minuten Lauflänge einige der Stars des Films auf der Bühne. Launig berichten sie über den Film sowie die Dreharbeiten. Das liefert zwar keine wesentlichen Zusatzinformationen ist aber durchaus unterhaltsam, da zahlreiche Anekdoten beziehungsweise Unfälle beim Dreh zum Besten gegeben werden. Die showartige Selbstpräsentation der Darsteller ist faszinierend.

Die Deleted Scene besteht aus einem bizarren Humorausflug während der anfänglichen Piratenszene des Films. Nichts für das fertige Produkt, aber in seiner Grenzwertigkeit amüsant.

Ein etwa 5minütiges Gag-Reel sowie etwa 10 Minuten unkommentiertes B-Roll-Material sind neben einer Bildergalerie sowie einigen Trailern und TV-Spots zum Film ebenfalls auf der Bluray enthalten.


Dem als Steelbock gestalteten Hero-Pack liegen noch eine Expendables-Gürtelschnalle, 3 Filmpostkarten, ein Aufkleber- sowie ein Tattoobogen und ein gefaltetes Filmplakat im DIN A3 Format bei. Bei den anderen ebenfalls erhältlich Editionen des Films sind diese Zugaben nicht dabei.

Fazit

„The Expendables“ funktioniert als krachende Hommage an das 1980er Söldner-Kino mit seinen überdimensionalen Klischeefiguren eines testosterongeschwängerten Männlichkeitsideals. Gleichzeitig schwingen kritische Töne gegenüber einer auf ökonomischen Motiven und Machtinteressen aufgebauten Außenpolitik mit. Technisch ist die Bluray ausgezeichnet.

Stefan Dabrock

24.03.2012

   
Originaltitel The Expendables (USA 2010)
Länge 104 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Sylvester Stallone
Darsteller Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Randy Couture, Steve Austin, David Zayas, Giselle Itié, Mickey Rourke, Gary Daniels, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS-HD-Hi-Resolution 7.1 Deutsch, Englisch, Headphone Surround Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Sylvester Stallone (Regie, Darsteller), Making Of, Deleted Scenes, B-Roll, Trailer, u.m.

Preis Hero Pack ca. 35 EUR
Preis Limited Edition Steelbook ca. 18 EUR
Preis -
Bewertung gut, technisch ausgezeichnet