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kurzrezension

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Der Mörder ist immer der Amerikaner

Six-Pack – Jagd auf einen Schlächter

Six-Pack – Jagd auf einen Schlächter

Obwohl „Six-Pack“ ein französischer Thriller ist, hat sich Regisseur Alain Berbérian gedacht, dass die Serienkiller-Thematik eine amerikanische Angelegenheit bleiben soll. Denn in Frankreich, so klärt ein Serienkiller-Experte innerhalb des Films auf, gebe es gar keine solchen Täter. Den Streit darüber, ob die Information korrekt ist, kann man getrost den Kriminologen überlassen, die offensichtliche Brandmarkung Amerikas als Brutstätte der Triebtäter wird einem innerhalb des Films aber etwas zu übertrieben unter die Nase gerieben. Diesen Umstand muss man angesichts des gut inszenierten Thrillers übergehen, möchte man die Qualitäten des Films wahrnehmen.
Die Pariser Polizei steht vor einem Rätsel. Innerhalb von zwei Jahren wurden mehrere Frauen von einem Sexualstraftäter rituell getötet. Das Duo Nathan und Philippe ermittelt in der Angelegenheit. Durch ein paar intuitive Schlussfolgerungen – der Umstand, dass ein Franzose unmöglich der Triebtäter sein kann, weil es solche Leute in Frankreich nicht gebe, gehört auch dazu – kommen sie dem Mörder schließlich auf die Spur. Der muss Amerikaner sein. Eine Datenanalyse der Opfer über Gemeinsamkeiten ergibt den letzten Baustein für die vage, am Ende aber korrekte Vermutung, wo der Täter zu finden ist. Das Ergebnis wirbelt allerdings politischen Staub auf, so dass den beiden Polizisten der Fall entzogen wird. Das passt Nathan gar nicht. Mit einem weiblichen Lockvogel wollen er und Philippe den Mörder in die Falle locken.

Die Handlung weist, wie oben bereits erwähnt ein paar groteske Züge auf, wenn mit unerschütterlicher Sicherheit behauptet wird, dass nur ein Amerikaner für die Morde verantwortlich sein kann. Das gipfelt in einer privaten Reise Nathans in die USA, wo er im Gefängnis einen Serienkiller mit dem Namen Daddy Harry sowie einen amerikanischen Spezialisten besucht. Die Daddy Harry Nebengeschichte dient letztlich nur dazu, mit einer Six-Pack – Jagd auf einen Schlächter unglaublich perfiden Metaphorik die Brandmarkung Amerikas als Geburtsland triebtäterlicher Aktivitäten zu untermauern. Denn Daddy Harry erfüllt sich seinen Kinderwunsch, indem er die Babys hochschwangeren Frauen entnimmt. Selbstverständlich überleben die Babys den Eingriff nicht. Seine Taten sind folglich mit einer Geburtsphantasie sowie dem Wunsch nach einer eigenen umfangreichen Sippe verknüpft, die aber nur aus dem Geist psychopathischer Aktivität entsteht. Die patriotische Haltung Daddy Harrys, die seinen Kinderwunsch befeuert hat, mündet in den grausamen Taten. Amerika gebiert metaphorisch die Serienkiller. Darüber hinaus trägt Daddy Harry zur Handlung nichts bei, alleine der amerikanische Spezialist erweist sich mit seinem Einfluss später als nützlich. Dafür hätte man allerdings nicht die Daddy Harry Geschichte auswalzen müssen.

Legt man den antiamerikanischen Unterton sowie dessen Konsequenzen für die Ermittlung beiseite, vermag „Six-Pack“ aber zu überzeugen, weil die Schauplätze sehr gut ausgewählt wurden und die Kamera ihren jeweiligen Charakter wirkungsvoll einfängt. Das geht schon mit dem Rummelplatz zu Beginn des Films los, der einen fröhlichen Kontrapunkt zum anschließenden ersten Mord innerhalb des Films setzt. Nur die Geräusche der ausgelassenen Besucher untermalen das Geschehen, welches durch das konsequente Ausblenden irgendwelcher Gespräche zwischen Täter und Opfer einen gespenstischen Anstrich erhält. Die Tat passiert einfach. Kein Dialog liefert eine Erklärung dafür, die einem Sicherheit geben könnte, weil verständlicher wird, warum die Frau in die Falle tappt. Nach erfolgtem Mord fängt die Kamera wieder den erleuchteten Rummelplatz ein, der hinter dem Fluss in Sichtweite, aber letztlich unendlich weit weg ist. Die Stadt liefert dem Täter seine Räume, an denen er ungestört morden kann. Belebte und unbelebte Orte existieren in direkter Nachbarschaft, ohne aufeinander einzuwirken. Das ist die zentrale, bedrückende Thematik, mit der „Six-Pack“ arbeitet. Die Weite der trostlos sowie bedrohlich wirkenden Areale, an denen der Täter sein Werk verübt, spiegelt sich in den Totalen der Kamerabilder wieder. Ein leerstehendes Industriegebäude oder ein alter Güterbahnhof umfangen die ermittelnden Polizisten mit ihrer eisigen Aura des Todes. Der Mörder stellt die Verbindung zwischen den belebten und den unbelebten Orten her, die sonst voneinander getrennt existieren. Er führt die Frauen aus der sicheren Umgebung in die Unsicherheit. Ohne ihn würden sie die verlassenen Gegenden gar nicht betreten. Dahinter scheint auch eine Analyse städtischer Wirklichkeit mit ihren verschiedenen Arealen hervor, die nicht nur gesellschaftliche, sondern auch räumliche Parallelwelten erschafft. Wer das gewohnte Terrain verlässt, kann sich schnell in Gefahr begeben. Daraus schöpft „Six-Pack“ sein Spannungspotential, das er gekonnt ausspielt. Die Absurditäten der Handlung muss man allerdings außer Acht lassen, da sie nur den Blick trüben.

Bildqualität

Six-Pack – Jagd auf einen Schlächter

Bedauerlicherweise erfährt der letztlich sehenswerte Thriller in Deutschland nur eine äußerst schwache DVD-Auswertung. Das Bild liegt nicht anamorph vor, so dass die Schärfe in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Konturen waschen aus, hier und da sind Doppelkonturen zu sehen. Der Detailreichtum ist ordentlich, kommt aber nicht an den Standard aktueller Produktionen heran. Die Farben wirken kräftig und natürlich, der Kontrast gibt die wirkungsvoll ausgeleuchteten Bilder gut wieder, so dass die Nachtszenen ihre atmosphärischen Qualitäten entfalten können. Details werden nicht verschluckt. Das Bild ist etwas körnig.

Tonqualität

Die mäßige DVD-Qualität setzt sich beim Ton fort, da beim französischen Originalton, auf dem Cover ist neben Deutsch fälschlicherweise Englisch als Sprache angegeben, keine Untertitel enthalten sind. Wenigstens handelt es sich um eine deutsche Synchronisation mit guten Sprechern. Die Dialoge beider Sprachfassungen sind klar und verzerrungsfrei. Der deutsche 2.0-Suround-Ton nutzt seine Bandbreite effektiv, so dass eine räumliche Wirkung entsteht. Der französische 2.0-Ton kommt nicht ganz an sein deutsches Pendant heran, ist aber auch überzeugend.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Six-Pack“ reibt dem Zuschauer seinen antiamerikanischen Unterton mit Hilfe einer perfiden Metaphorik zu deutlich unter die Nase. Die Qualitäten liegen stattdessen in der Spannungsinszenierung sowie der Handlungsareale. Die Parallelität belebter und unbelebter Orte in direkter Nachbarschaft erzeugt ein Gefahrenpotential bedrückender Intensität. Technisch ist die DVD schwach.

Stefan Dabrock

11.01.2010

   
Originaltitel Six-Pack (Frankreich 2000)
Länge 105 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie Alain Berbérian
Darsteller Richard Anconina, Frédéric Diefenthal, Chiara Mastroianni, Bernard Fresson, Jonathan Firth, François Berléand, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Surround Deutsch, DD 2.0 Französisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 8 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch schwach