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11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
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06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Das Horrorfilmgenre ist nicht gerade reich an homosexuellen, afroamerikanischen Helden, selbstreferenzielle Werke wie beispielsweise „Scream 2“ (Regie: Wes Craven, USA 1997) witzeln vielmehr über die Statistenrolle, die Afroamerikaner im Slasher-Film in der Regel einnehmen. In „Reykjavik Whale Watching Massacre“ ist das anders. Der schwule Schwarze übernimmt den Part des einzigen Sympathieträgers innerhalb der Touristengruppe, die mit einem rostigen Fischerboot auf Walbeobachtungstour geht. Über Lautsprecher informiert der Kapitän die zusammengewürfelten Islandbesucher mit Hilfe einiger Statistiken über die Wale, bevor sie deren Lebensraum erreichen sollen. Außerdem informiert er die Besatzung eines nahegelegenen Walfangschiffes außer Dienst über seinen Standort, denn statt Meeressäugerbeobachtungen warten auf die Touristen in Wirklichkeit Harpunen oder andere Mordwerkzeuge. Der Überlebenskampf der Urlauber beginnt.
Regisseur Júlíus Kemp hat einen bitterböse-satirischen Horrorfilm inszeniert, der das Prinzip des selbstlosen Miteinanders auf drastisch-konsequente Weise über Bord wirft, um die gesellschaftliche Realität einer Ordnung zu entlarven, in der selbstbezogene Handlungsweisen belohnt werden. Der Erfolg tritt aber natürlich nur dann ein, wenn auch die entsprechende Entschlossenheit sowie ein strategisches Geschick vorhanden sind. Deswegen müssen die meisten Figuren doch ins Gras beißen, auch wenn sie noch so selbstbezogen sind. Mit entwaffnender Dreistigkeit präsentiert der Film seine vorkommenden Nationen auf überzeichnetem Klischeeniveau. Der Franzose versucht den lässigen Typen heraushängen zu lassen, ist aber nicht nur ein versoffener Alkoholiker, sondern entpuppt sich auch als feiges Individuum. Der Japaner maßregelt seine Frau in der Öffentlichkeit, so dass er von einer Gruppe Frauen im mittleren Alter als typischer Chauvinist bezeichnet wird. Der Amerikaner, besagter homosexueller Schwarzer, ist zupackend energisch, als der Kampf ums Überleben beginnt.
Die Isländer erinnern sich gerne an die Männertradition des Walfanges und wollen das
adrenalinsteigernde Hobby der Jagd nicht aufgeben. Touristen statt Meeressäuger heißt ihre Devise. Die Nationenmischung folgt nicht nur der Logik, dass eine zufällig entstandene Urlaubergruppe sonst individuell Reisender mit großer Wahrscheinlichkeit aus unterschiedlichen Ländern zusammen gesetzt ist, sie spannt auch einen globalen Rahmen, der zumindest die Industriestaaten einfängt. Natürlich beschränkt sich der Film auf ausgewählte Nationen, die bei allen kulturellen Unterschieden symbolisch für eine ähnliche Art des Zusammenlebens stehen. Die überzeichnete Charakterisierung der Figuren führt bestimmte nationale Identitätsmuster satirisch ad absurdum, wenn die japanische Ehefrau beispielsweise bis zur bitteren Selbstaufgabe unterwürfig bleibt. Während solche Karikaturen vorhandene oder von außen hineininterpretierte Eigenheiten der unterschiedlichen Völker aus Korn nehmen, ist die asoziale Selbstbezogenheit ein verbindendes Element der Figuren. Nur der Amerikaner versucht, sich in den Dienst der Gruppe zu stellen, sieht sich aber einer kaum kalkulierbaren Realität ausgesetzt, deren Regeln er letztlich auch nicht beherrscht.
„Reykjavik Whale Watching Massacre“ stellt mit eindrucksvoller Offenheit ein in unserer Gesellschaftsordnung weit verbreitetes Verhalten bloß, dessen Tenor mit dem alten Spruch passend eingefangen werden kann, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Selten wurde kollektive Asozialität so ungefiltert in Szenen gesetzt und der asozialsten Figur von allen die Strafe verweigert. Die Satire des Júlíus Kemp ist ein bitterer Trank.
Bildqualität
Die Bildqualität der Bluray wird der rauen Qualität der Vorlage gerecht. Die Schärfe erreicht ein solides Niveau, ohne beim Detailreichtum besondere Stärken aufzuweisen. Die kühle Ästhetik des Films wurde sehr gut auf die Bluray übertragen. Daraus resultiert eine reduzierte Farbpalette, deren Töne aber gut wiedergegeben werden. Der Kontrast fällt bei den Nachtaufnahmen deutlich schwächer aus als bei den Tagszenen, da in den dunklen Passagen Details verschluckt werden. Die ranzige Atmosphäre des Films wird dadurch aber nicht beeinträchtigt. Ein leichtes Grieseln ist über die gesamte Lauflänge des Films sichtbar.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren besitzen keine besonderen räumlichen Qualitäten, wenn man den prasselnden Regen einmal ausnimmt, der aus allen Lautsprechern tönt. Ansonsten sorgt die Musik für einen leichten Raumklang. Die Dialoge sind gut verständlich.
Die englische Tonspur besitzt keine Untertitel. Das ist an und für sich noch keine besondere Erwähnung wert, weil es bei kleineren Firmen üblich ist, englischsprachiges nicht zu untertiteln. Die Figuren sprechen aber nicht nur englisch, sondern kurzzeitig auch isländisch oder japanisch. Hier hätte man zumindest auf der Basis des deutschen Synchronbuches Untertitel platzieren müssen, um eine brauchbare Veröffentlichung vorzulegen.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa 15minütigen Beitrag mit dem Titel „Szenen vom Set“, das Aussagen Gunnar Hansens mit B-Roll-Material verknüpft. Nennenswerte Informationen liefert es nicht, Hansen aber beweist in seinen Interviewpassagen eine kleine Prise Humor.
Fazit
„Reykjavik Whale Watching Massacre“ nutzt das Genre des Horrorfilms für eine bitterböse Satire über die Folgen einer Gesellschaftsordnung, in der die Solidarität weitgehend über Bord gegangen ist. Die offene Thematik der ums Überleben kämpfenden Touristengruppe lässt sich als Chiffre für unterschiedliche, gesellschaftliche Problemlagen lesen. Technisch ist die Bluray in Ordnung, weist aber Schwächen auf.
Stefan Dabrock
17.12.2010
Originaltitel | Reykjavik Whale Watching Massacre (Island 2009) |
Länge | 84 Minuten (1080i) |
Studio | KNM Home Entertainment |
Regie | Júlíus Kemp |
Darsteller | Pihla Viitala, Nae, Terence Anderson, Miranda Hennessy, Aymen Hamdouchi, Carlos Takeshi, Miwa Yanagizawa, Gunnar Hansen, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Szenen vom Set, Trailer |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | gut, technisch mit Schwächen |