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rezensionen

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Der Opferbaum

Das Kindermädchen

Nach einigen Thrillern kehrte „Exorzist“-Regisseur William Friedkin 1990 zum Horrorgenre zurück, um Dan Greenbergs Roman „The Nanny“ zu verfilmen.
Phil und Kate sind ein Paar, das frisch nach Los Angeles gezogen ist. Für ihren neugeborenen Sohn suchen sie nach einem Kindermädchen, um die Zukunft entspannt planen zu können. Über die Agentur Guardian Angel finden sie Camilla, eine attraktive junge Frau, die unbedingt den Job haben möchte. Nach ihrer Einstellung kümmert sich Camilla voller Hingabe um den Säugling und spart auch nicht mit Tips für die Eltern. Ein befreundeter Architekt von Phil und Kate entdeckt jedoch eines Abends, das Camilla ein Geheimnis zu hüten scheint.

„Das Kindermädchen“ ist kein Film der schnellen Knalleffekte, sondern ein Werk des konsequenten, ruhigen Spannungsaufbaus, das stärker auf eine unangenehme, irritierende Atmosphäre setzt. Im entscheidenden Moment durchbricht Friedkin aber die gespannte Ruhe, indem er gezielt drastische Szenen einstreut. Das Böse ist in seiner Vision immer in der Lage, die Mittel anzuziehen, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Das macht den Film so erschreckend, weil die Gegenmaßnahmen der Menschen immer wieder auf eine ungeahnte Macht stoßen, der sie kaum beikommen können. Die Abwehrversuche laufen mehrfach ins Leere, so dass ein Gefühl der Machtlosigkeit entsteht. Angesichts einer merkwürdigen Bedrohungslage sorgt das im letzten Drittel des Films für eine Atmosphäre des Terrors, die schließlich in einem flirrenden Finale voll hysterischer Aktionen mündet. Der Mensch überwindet schließlich sein rationales Vorgehen zugunsten einer rein emotional geleiteten Kraftanstrengung, um so das Böse in seine Schranken zu weisen. Deswegen sind Phil und Kate auch auf sich allein gestellt, weil die rationale Umgebung ihnen nicht helfen kann. Erst die persönliche Erfahrung des Bösen versetzt sie in die Lage, mit alten Verhaltensmustern zu brechen.

Der Horror in „Das Kindermädchen“ ist ein Horror aus dem inneren Kreis vertrauenswürdiger Personen. Denn die Eltern suchen mit dem Kindermädchen einen Menschen, dem sie ihren neugeborenen Sohn, den sie über alles lieben, anvertrauen können. Nach erfolgreicher Suche vermuten sie nicht, dass die Gefahr ausgerechnet in der nächsten Umgebung des Kindes lauern könnte. Das potenziert den Schrecken, den die Bedrohung ohnehin schon auslöst. Die sinnvolle Entscheidung, ein Kindermädchen anzuheuern, wird zu einem Fehler. Gerade der Akt der Fürsorge entpuppt sich als Akt der Gefährdung. Das sorgt für eine nachhaltige Traumatisierung der Eltern, die erst mit der Überwindung des Bösen wieder aufgehoben werden kann. Es würde nicht reichen, einfach in eine andere Stadt zu ziehen, selbst wenn sie Camilla dort nicht aufspüren würde. Die Eltern selbst haben den Bann des Bösen ins Haus geholt und müssen ihn deswegen auch eigenhändig wieder los werden. Im Prinzip erzählt Friedkin eine Geschichte von der Verführung durch das Böse und dessen anschließender Austreibung. Wenig überraschend, dass sich der „Exorzist“-Regisseur für den Stoff interessierte.

Bildqualität

Das saubere Bild der DVD hat seine Stärken bei der Konturendarstellung, die in den meisten Fällen gut ausgefallen ist. Nur wenige Bilder zeigen auch hier etwas weiche Konturen. Der Detailreichtum ist nicht ganz so gut, so dass Szenen mit vielen Bildinhalten etwas weich wirken. Die Farben sehen kräftig aus, so dass vor allem auch die teilweise blau ausgeleuchteten Nachtaufnahmen ihre Atmosphäre entfalten können. Aufgrund des Kontrastes werden in dunklen Szenen kleine Details verschluckt, das wirkt sich aber kaum störend aus. Nennenswerte Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Die 2.0-Tonspuren überzeugen mit einer wunderbaren Abmischung, welche für die atmosphärischen Nebengeräusche die gesamte Bandbreite der vorderen Lautsprecher ausnutzt. Das ist bei einem Horrorfilm von entscheidender Bedeutung, damit die Spannungsszenen ihre Wirkung entfalten können. Die Dialoge sind klare und verständlich.

Extras

Im Audiokommentar äußert sich William Friedkin (Regie) über seine motivischen Vorlieben, die er in Bezug zu „Das Kindermädchen“ setzt. Dabei geht er teilweise auch auf einzelne Szenen des Films ein, bleibt aber im wesentlichen auf einer reflektierenden Ebene, die sehr spannend ist. Daneben berichtet Friedkin auch über die Arbeit mit den im Film vorkommenden Tieren und andere Produktionsaspekte. Ein guter Audiokommentar.
Die Vollbildfassung des Hauptfilms, eine Bildergalerie sowie der Trailer schließen das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Das Kindermädchen“ erzählt eine Geschichte von der Verführung durch das Böse und dessen anschließender Austreibung. Dabei setzt Regisseur William Friedkin auf einen ruhigen, konsequenten Spannungsaufbau, der vereinzelt in drastischen Szenen mündet.

Stefan Dabrock

27.11.2010

   
Originaltitel The Guardian (USA 1990)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio cmv laservision
Regie William Friedkin
Darsteller Jenny Seagrove, Dwier Brown, Carey Lowell, Brad Hall, Miguel Ferrer, Natalia Nogulich, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar von William Friedkin (Regie), Vollbildfassung des Hauptfilms, Bildergalerie, Trailer
Preis -
Bewertung -