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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Justitias Eiferer

Gegen jeden Zweifel

Gegen jeden Zweifel

Peter Hyams aktuellster Film „Gegen jeden Zweifel“ basiert auf Fritz Langs letztem Hollywood-Werk „Jenseits allen Zweifels („Beyond a Reasonable Doubt, USA 1956).
In der Neuauflage spielt Michael Douglas einen ehrgeizigen Staatsanwalt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, keinen Mordprozess zu verlieren. Die Serie gewonnener Verfahren ist entsprechend eindrucksvoll, ruft aber den Journalisten C.J. Nicholas auf den Plan. Der glaubt nicht an saubere Ermittlungsarbeit, sondern vermutet handfeste Beweisfälschungen hinter den lupenreinen Schuldsprüchen. Um den Staatsanwalt zu überführen, plant er mit einem Kollegen eine ungeheuerliche Aktion. Nachdem sich ein neuer Mord ohne besonders hilfreiche Spuren ereignet hat, platziert er diverse Indizien, die den Verdacht auf ihn lenken sollen. Alle Maßnahmen werden mit einer Videokamera dokumentiert, damit man hinterher beweisen kann, dass alles nur inszeniert worden ist. Da die Indizien aber keine handfesten Beweise ergeben, wird der Staatsanwalt nachhelfen müssen, um einen Schuldspruch sicher zu haben. Darauf spekuliert der Journalist, um im entscheidenden Moment durch seinen Kollegen den Beweis für seine Unschuld erbringen zu lassen, der gleichzeitig die Manipulationen des Staatsanwaltes dokumentieren würde. Der Ankläger ist aber nicht ganz so naiv, wie der Journalist vielleicht geglaubt hat, denn er riecht den Braten und lässt den Kollegen des Journalisten verfolgen, damit das gefilmte Beweismaterial den Gerichtssaal nie erreicht.

Hollywood-Routinier Peter Hyams ist bei der Inszenierung des Spannungsaufbaus ganz in seinem Element. Minutiös zeigt er die Vorbereitungen der beiden Journalisten für die große Enthüllung. Alles läuft so perfekt ab, dass kaum ein Zweifel an der reibungslosen Umsetzung besteht, obwohl der geübte Thriller-Zuschauer natürlich weiß, dass die Perfektion im Gegen jeden Zweifel Spannungsgenre selten ist. So wahrscheinlich ein Scheitern auch ist, so dramatisch wirken die Momente schließlich, als der Plan immer mehr ins Wanken gerät. Der saubere Ablauf zu beginn, lässt die Hindernisse umso energischer Wirken. Die Zerstörung der Perfektion ist immer unangenehmer als die Zerstörung des weniger Vollkommenen. Gleichzeitig bedeuten die Schwierigkeiten auf Seiten der Journalisten aber auch, dass die perfekte Show des Staatsanwaltes weiterzugehen droht. Das perfide Verhältnis beider Aspekte sorgt für eine großartige Auseinandersetzung der wiederstreitenden Kräfte, die sich in einer zentralen Autoverfolgungsjagd entlädt, wenn ein Handlanger des Staatsanwaltes den Kollegen des inhaftierten Journalisten daran hindern will, das Beweismaterial zum Gericht zu bringen.
Michael Douglas spielt den Staatsanwalt als aalglatten Widerling, der sich selbst mit Worten scheinbarer Bescheidenheit zu überhöhen versteht. Ein absoluter Medienprofi, dem keine Show zu schade ist, um als großer Verfechter der Gerechtigkeit dazustehen. Nach den einzelnen Prozessen spricht er sichtlich mit großer Wonne in die Mikrophone der versammelten Journaille, die er für seine persönlichen Ambitionen – er möchte Gouverneur werden – nutzt. Der geschickte Flirt mit der Kamera gehört ebenso dazu, wie eine wohlfeile Betroffenheitsrhetorik. Douglas versteht es perfekt, diesen Staatsanwalt mit Leben zu erfüllen. Er ist ein Glücksfall für Hyams, der sich auf seinen Darsteller voll und ganz verlassen kann.

Die souveräne Art des Douglas'schen Spiels symbolisiert eine Form falsch verstandenen Ehrgeizes, der als thematischer Überbau den ganzen Film durchzieht. Erscheint schon die Enthüllungsherangehensweise der Journalisten etwas fragwürdig, so offenbaren sich im weiteren Verlauf der Handlung Abgründe, die denen des Staatsanwaltes in nichts nachstehen. Die Akribie, mit der alle Beteiligten ihr jeweiliges Vorgehen planen, ist symptomatisch für den Ehrgeiz, der über Leichen geht. Der persönliche Erfolg darf unter keinen Umständen auch nur ansatzweise Zufallskomponenten enthalten. Dieser unbedingte Wille zur vollständigen Kontrolle macht es aber notwendig, das passend zu machen, was eigentlich nicht passt. Erfolgshunger gepaart mit egozentrischer Energie und dem Glauben daran, dass man für sein Glück einzig und alleine selbst verantwortlich ist, führt zu einem beängstigenden Verhalten, das nur wenig soziale Komponenten enthält. Hyams reflektiert über diese Problematik, die in einer Gesellschaft immanent ist, die Erfolg fast nur am persönlichen Aufstieg des jeweiligen Individuums festmacht.

Bildqualität

Das Bild der Bluray vermag zu überzeugen, da die wenigen Schwächen eher auf die technische Umsetzung beim Dreh als auf die Bluray zurückzuführen sind. Die klaren Konturen sorgen für eine oftmals sehr gute Schärfe, die lediglich bei dunklen Aufnahmen etwas nachlässt. Das gleiche gilt für den Detailreichtum, der vor allem bei hellen Tageslichtaufnahmen sehr gut ausfällt. Die Farbpalette besteht aus kühlen Tönern, die sehr gut auf die Bluray übertragen wurden. Der Kontrast schwankt, da der Schwarzwert nicht immer überzeugend ist. So machen dunkle Aufnahme sieht etwas milchig aus. Nennenswertes Rauschen gibt es aber nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge, die an keiner Stelle von Nebengeräuschen übertönt werden. Die räumlichen Effekte der Tonspuren beschränken sich auf eine sehr gut abgemischte Musik, die mit guter Dynamik aus allen Lautsprechern ertönt. Die wenigen Actionsequenzen sorgen auch auf anderer Ebene für Surroundaktivitäten.

Extras

Gegen jeden Zweifel

Im Audiokommentar gehen Regisseur Peter Hyams und Darsteller Jesse Metcalfe unter anderem auf einzelne Szenen ein, deren Funktion für die Gesamtgeschichte sie an der Inszenierungsart erläutern. Zwischendurch gleiten sie aber auch in unreflektierte Lobpreisungen ab oder machen einfach Pause. Ein solider Audiokommentar, der die Möglichkeiten des Mediums nur eingeschränkt, aber noch hinreichend nutzt.

Die jeweils etwa dreiminütigen Interviews mit Darsteller Michael Douglas, Darstellerin Amber Tamblyn und Regisseur Peter Hyams gehen nicht über PR-Niveau mit der üblichen Mischung aus Inhaltsangabe und Lobpreisungen hinaus.

Der Beitrag „Behind the Scenes“ beschäftigt sich in gut sechs Minuten mit einer Actionszene, deren Vorbereitung und Dreh gezeigt wird. Ganz nett aber nichts besonderes.

„Criminal Forensics“ nutzt seine dreieinhalbminütige Laufzeit für ein Interview mit einem Polizisten, der in groben Zügen über die Bedeutung forensischer Beweise informiert.

Das gut dreiminütige Making Of ist ein Werbefilm, dessen Mischung aus Filmszenen und Interviews zudem noch Passagen aus den einzeln anwählbaren Interviews wiederholt. Überflüssig.

Der Filmtrailer ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Gegen jeden Zweifel“ reflektiert über die Abgründe falsch verstandenen Ehrgeizes, der in einer auf Erfolg getrimmten Gesellschaft immanent ist. Die akribische Inszenierung unterfüttert das Geschehen mit einer wirkungsvollen Dramatik, die sich vor allem auf Michael Douglas verlassen kann, der seine Nebenrolle mit einer eindrucksvollen Präsenz anreichert. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

21.11.2010

   
Originaltitel Beyond a Reasonable Doubt (USA 2009)
Länge 105 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Peter Hyams
Darsteller Jesse Metcalfe, Amber Tamblyn, Michael Douglas, Joel Moore, Orlando Jones, Lawrence P. Beron, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Peter Hyams (Regie) und Jesse Metcalfe (Darsteller), Interviews, Trailer, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut