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rezensionen

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Die eigene Grenze

Barquero

Barquero

In zahlreichen Western oder Italowestern spielt die Grenze zwischen Mexiko und den USA eine wichtige Rolle. Mal können die jeweiligen Helden diesseits, mal jenseits der Grenze ihren Freiheitswillen besser ausleben. In „Barquero“ ist diese Grenze nicht nur eine zentrale Linie für die übrige Handlung, sie wird selbst zum entscheidenden Handlungselement. Eine Gruppe rücksichtsloser Banditen will mit ihrer Beute nach Mexiko fliehen. Dazu benötigen sie jedoch die einzige Fähre weit und breit, da es ohne entsprechendes Gefährt nicht möglich ist, die Wagen mit der Beute über den Fluss zu transportieren. Das Vorauskommando, das die Fähre unter Kontrolle der Banditen bringen sollte, scheitert jedoch, so dass die Gesetzlosen vor dem Fluss wie vor einer verschlossenen Tür stehen. Denn der Fährmann hat sich sowie die Bewohner des an dieser Stelle liegenden Dorfes rechtzeitig auf der gegenüberliegenden Uferseite in Sicherheit gebracht. Jetzt müssen die Banditen einen neuen Plan schmieden, um die Fähre doch noch unter ihre Kontrolle zu bringen.

Im Gegensatz zum häufig verwendeten Grenzmotiv, kommt der Linie in „Barquero“ kaum eine symbolische Bedeutung der Freiheit zu. Denn der Grenzübertritt sowie die geglückte Flucht, welche damit verbunden wäre, findet ein so abruptes Ende, dass die anschließende Hindernissituation nicht mehr die Freiheit sondern ihr Fehlen betont. Am Fluss ist die Bewegung der Banditen zunächst einmal vollständig gestoppt. Ihr Anführer reagiert auf die neue Situation mit grimmiger Beharrlichkeit, da er nicht in der Lage oder Willens ist, Alternativen in Erwägung zu ziehen. Der Fluss beziehungsweise die Grenze reflektiert seine Unfähigkeit, aus dem einmal gewählten Handlungsmuster auszubrechen. Das Szenario bekommt auf diese Weise existentialistische Qualitäten verliehen. Der einzige Daseinszweck besteht für den Chef der Gesetzlosen nur noch darin, die Fähre unter seine Kontrolle zu bringen. Obwohl die Möglichkeit ausgeschlossen scheint, rennt er immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand, welche das Szenario eingezogen hat. Er ist ein Gefangener, der sich nach der Freiheit sehnt und nicht merkt, dass er in seinen statischen Handlungsmustern eingesperrt ist.

Ihm gegenüber steht ein Gespann aus Fährmann, gespielt von Lee van Barquero Cleef, und einem plötzlich auftauchenden Trapper, der ebenfalls auf der Seite der Guten kämpft. Ihr Verhalten ist ebenso stur wie das der Bösen, wobei sie aufgrund fehlender Hintergründe wie symbolische Figuren wirken. Sie repräsentieren die entscheidende Prüfung, der sich der Anführer der Banditen zu stellen hat. Dabei geht es nicht darum, ihr Bollwerk zu sprengen, sondern darum wie ihr Gegner mit der Situation des immer währenden Scheiterns umgeht. Deswegen sind sie unüberwindbar. Ihre Stärke führt ihren Gegner an dessen eigene Grenze. Der Fluss ist nicht nur ein physischer Endpunkt, er markiert auch einen inneren Endpunkt, indem er die Anpassungsunfähigkeit derjenigen entlarvt, die ihn auf ihrer Flucht überwinden wollen. „Barquero“ erzählt deswegen einerseits eine Geschichte bedingungsloser Rollenidentifikation, welche die Problemlösungsfähigkeit zum Erliegen bringt, andererseits reflektiert er auch über das Ende des alten Westens, indem er die Banditen als seine Repräsentanten in ein schwarzes Loch der Ausweglosigkeit hinein führt.

Bildqualität

Barquero

Das Bild der DVD ist angesichts des Filmalters recht gut. Verschmutzungen und Defekte halten sich in Grenzen, die Schärfe schwankt zwischen gut und angenehm. Während die Konturen bei Nahaufnahmen recht klar erscheinen, wirken sie bei Totalen etwas weich. Die Detailschärfe ist mittelmäßig. Die Farbwiedergabe ist gut, da die erdigen Töne sehr präsent sind. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, das Hintergrundrauschen stört wenig.

Tonqualität

Die Dialoge sind bei beiden Tonspuren gut verständlich, ihnen fehlt es aber etwas an Volumen, wodurch sie etwas künstlich wirken. Angesichts des Filmalters überrascht dies jedoch kaum. Die Musik weist kaum Verzerrungen auf und präsentiert sich relativ gut, auch hier müssen aber leichte Abstriche bei der Präsenz gemacht werden. Störendes Rauschen fällt nicht auf. Die bislang nicht deutsch synchronisierten Szenen sind mit deutschen Untertiteln versehen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie dem Trailer und einem Booklet. Der darin enthaltene Text nennt zwar ein paar Fakten, geht aber mit seinem launigen Schreibstil, der einen im unklaren lässt, ob der Autor den Film ernst nimmt, ihn mag oder aber nur absurd findet, am Werk vorbei.

Fazit

„Barquero“ reflektiert mit Hilfe seiner Grundsituation, welche die Guten und die Bösen auf jeweils einer Uferseite durch den Fluss trennt, über die Unfähigkeit des Menschen, aus selbst gewählten Handlungsmustern auszubrechen. Regisseur Gordon Douglas präsentiert existentialistische Szenario mit einer cleveren Spannungsinszenierung sowie einer ansprechenden Portion sarkastischen Humors.

Stefan Dabrock

07.10.2009

   
Originaltitel Barquero (USA 1970)
Länge 105 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Gordon Douglas
Darsteller Lee van Cleef, Warren Oates, Forrest Tucker, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Englisch, Deutsch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer, 4seitiges Booklet
Preis ca. 14 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut