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rezensionen

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09.11. Return of the Warrior
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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Suche nach dem Licht

Ichi – Die blinde Schwertkämpferin

Rezension von Christina Wittkop vorlesen lassen

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Ichi – Die blinde Schwertkämpferin

Die Zatoichi-Figur gehört zum japanischen Samurai-Film wie das Schwert. In Fumihiko Soris Neuauflage ändert sich das Geschlecht des legendären blinden Schwertkämpfers, eine Frau schlüpft nun in diese Rolle.
Als Wandermusikantin Ichi ist sie auf der Suche nach einem blinden Mann, der möglicherweise ihr Vater ist. Um das herauszufinden, reist sie durch das Land. Dabei trifft Ichi auf den Samurai Toma, der unfähig ist, das Schwert zu ziehen, weil ihn ein Trauma daran hindert. Nachdem sie ihm das Leben gerettet hat, fügt sich ihr beider Schicksal zu einer Einheit zusammen, obwohl Ichi kein besonderes Interesse an der Gesellschaft Tomas zeigt. Die Bewohner eines kleinen Dorfes werden von der Banki-Bande terrorisiert. Ichi und Toma geraten zwischen die Fronten, wobei Toma aufgrund eines Missverständnisses als Leibwächter engagiert wird. Da die Spur des blinden Mannes, den Ichi sucht, zur Banki-Bande zu führen scheint, müssen beide einen Kampf führen, den sie vermeiden wollen.

Man könnte den Film dafür kritisieren, dass die Ichi-Figur zu stromlinienförmig gestaltet ist. Die Macher scheinen sich nicht getraut zu haben, eine Frau zu präsentieren, die dem Alkohol sowie dem Glücksspiel zugeneigt ist. Die unvermeidliche Würfelspielszene gibt es zwar, aber Ichi sorgt durch gezielte Tipps nur dafür, dass Toma gewinnt. Eine Kritik, die sich darauf stürzt, würde aber die Qualitäten des Films in fahrlässiger Weise ausser acht lassen. Im Zentrum steht das Drama Ichis, die ihre Identität sucht, und das Drama Tomas, der seine Identität durch ein traumatisches Erlebnis verloren hat. Ihr Zusammentreffen ist konsequent, da sie eine gewisse Leidensverwandtschaft teilen. Während Ichi die melancholische Seite der verlorenen Seele repräsentiert, agiert Toma als Tor, der das Richtige tun will, es aber nicht fertig bringt und das Ichi – Die blinde Schwertkämpferin mit clownesker Art zu überspielen sucht. Und es gibt noch eine dritte Figur, die aus ihrer Verlorenheit aber den Weg zum Bösen gesucht hat. Der Boss der Banki-Bande findet nur Halt, indem er seine innere Rastlosigkeit in einen Hass auf die Gesellschaft umgemünzt hat. Am Ende wird sein Gesicht als zweigeteiltes Symbol zu sehen sein, dass die Widersprüchlichkeit seines Daseins noch einmal zusammenfasst. Mit eindrucksvollen Bildern reflektiert die Kameraarbeit die emotionalen Zustände der Figuren. Mal wirken sie wie einsame Gestalten in einer überwältigenden Landschaft, mal dient die Dunkelheit als scheinbar groteskes Sinnbild für Ichis mühevolle Suche nach dem eigenen Selbst. Sie benötige als Blinde in der Dunkelheit kein Licht, gibt sie noch zu Protokoll, aber so ganz glaubt man ihr das nicht, wenn man nicht nur die Oberfläche der biologischen Funktionen betrachtet.

Die Kämpfe des Films sind keine choreographischen Schauspiele überbordender Natur. Natürlich sind sie exakt gestaltet, aber sie erzählen die Geschichte von Leben und Tod in wuchtiger Kürze, wie es für den Samuraifilm durchaus üblich ist. Mit nahezu theaterhafter Ruhe stellen sich die Kontrahenten auf, bevor die Gewalt in plötzlicher Manier hereinbricht. Die Momente angespannter Ruhe werden ausgekostet und teilweise noch einmal gesteigert, indem während einer Kampfhandlung plötzlich auf eine andere Szene und wieder zurück geschnitten wird. Das steigert einerseits die emotionalen Verwerfungen, die in den wenigen, aber gut platzierten Duellszenen reflektiert werden, und andererseits stellt es Zusammenhänge zwischen dem Leiden verschiedener Figuren her. Dazu ist im späteren Verlauf des Films Lisa Gerrards überhöhende Musik zu hören, welche in Verbindung mit den visuellen Qualitäten für eine ergreifende Atmosphäre sorgt. Die Suche nach dem richtigen Weg, die Tragik des Kämpfers, der sein Können aufgrund eines Traumas nicht zeigen kann, und die bittere Existenz desjenigen, der nur noch im Hass auf die Gesellschaft einen Sinn findet, fügen sich zu einem grandiosen Miteinander emotionaler Wucht zusammen. Die scheinbare Oberflächlichkeit der reinen Bilder ist letztlich keine und die Ichi-Figur muss nicht unbedingt dem Laster frönen, um ein persönliches Drama zu repräsentieren.

Bildqualität

Die Bluray präsentiert das sauberes Bild in ansprechender Qualität. Der zumeist sehr guten Konturendarstellung steht eine sehr gute Detailfreudigkeit gegenüber, die lediglich bei einigen Totalen abfällt. Insgesamt kann man mit der Schärfe aber sehr zufrieden sein. Die Farben aus dramatischen Grautönen bei der Himmelszeichnung sowie den staubigen Szenerien mit ihren Brauntönen innerhalb des Dorfes und den immer wieder sehr kräftigen Tönen wurden sehr gut auf die Bluray übertragen. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Störendes Rauschen gibt es fast nicht, nur ein oder zwei Aufnahmen des Himmels weisen eine sichtbare Körnigkeit auf, die überrascht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine gute Dynamik, welche vor allem der Musik gut tut. Sie erklingt mit dramatischem Gestus aus allen Lautsprechern, so dass sich hier eine wunderbare räumliche Atmosphäre breit macht. Darüber hinaus tauchen auch immer wieder Hintergrundgeräusche in allen Lautsprechern auf. Die Dialoge werden klar wiedergegeben.

Extras

Ichi – Die blinde Schwertkämpferin

Im etwa 15minütigen Making Of SFX berichtet Regisseur Fumihiko Sori über die zahlreichen Digitaleffekte, mit denen beispielsweise Blut oder Schnee hinzugefügt wurden. Die ursprünglich gedrehten Szenen werden dabei den fertigen Filmszenen gegenübergestellt, so dass der Anteil der Effekte sehr anschaulich wird.
Im etwa 10minütigen Making Of Musik geht Regisseur Fumihiko Sori auf die Zusammenarbeit mit Komponistin Lisa Gerrard ein. Dabei schildert er vor allem die organisatorische Umsetzung mit Hilfe einberufener Telefonkonferenzen und der Mittel moderner Internetkommunikation.
Die Deleted Scenes, welche zusammen etwa 17 Minuten lang sind, besitzen leider eine schwache Bildqualität. Sie sind sehr unscharf. Allzu viel fügen sie dem Film nicht hinzu.
Das gesamte Bonusmaterial ist deutsch untertitelt.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Ichi – Die blinde Schwertkämpferin“ reflektiert über die Verlorenheit dreier Gestalten auf der Suche nach Ihrer Identität. Die Suche nach den eigenen Wurzeln, tragische Aufschneiderei und Hass auf die Gesellschaft bilden den unterschiedlichen Umgang mit dem Leiden daran. Dank einer wunderbaren Musik und atmosphärischen Bildern gelingt es dem Film, die innere Dramatik überzeugend umzusetzen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

08.11.2010

   
Originaltitel Ichi (Japan 2008)
Länge 120 Minuten (24p)
Studio Rapid Eye
Regie Fumihiko Sori
Darsteller Haruka Ayase, Shidô Nakamura, Yôsuke Kubosuka, Takao Ôsawa, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of SFX, Making Of Musik, Deleted Scenes, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut