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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Der Tag, an dem die Postkarten zurückschlugen!

Long Weekend

Long Weekend

Das hierzulande vergleichsweise unbekannte Original Colin Egglestons, das den gleichen Titel trägt, stand Pate für Jamie Blanks Remake. Hier wie dort reist ein Ehepaar in der Krise an einen einsamen Strand, um in der Natur die eigenen Beziehungsprobleme zu bewältigen. Das ist zumindest das Ziel der Figur Jim Caviezels, auf dessen Initiative der Trip unternommen wird. Schnell zeigt sich jedoch, dass seine Frau mit der Campingatmosphäre ohne echtes Bett und Toiletten nichts anfangen kann. In der Folge verstärkt sich die Krise der beiden, weil er unbedingt den Naturburschen geben will, ohne auf die Ängste sowie die Bedürfnisse seiner Frau einzugehen, und sie lediglich herumnörgelt, ohne Anstalten zu machen, der Campingsituation vielleicht auch ein paar positive Seiten abzugewinnen. Hinzu kommt, dass die Natur angesichts des rücksichtslosen Verhaltens der beiden Stadtmenschen zunehmend leichte bedrohliche Züge zeigt, wenn ein Adler angreift oder eine vermeintlich tote Seekuh den Strand ganz langsam empor zu robben scheint, da sich ihr Standort immer wieder verändert.

Die Rollen innerhalb der Paarkonstellation sind klar verteilt. Die Frau kann die Natur nicht ausstehen, sobald diese isoliert ohne Ablenkungsmöglichkeit zur Verfügung steht und sich auch jenseits klinischer Reinheit bemerkbar macht. Daraus resultiert ein geradezu absurder Kampf gegen die Umgebung, der sich beispielsweise im Spraydoseneinsatz manifestiert, wenn sie den am Boden umher krabbelnden Ameisen zu Leibe rückt. Der Mann glaubt sich in die Natur integriert, streift aber jenseits des Surfens nur ziellos mit seinem Gewehr umher und ballert sinnlos sowie ungeschickt damit in die Gegend. Beider Störungsverhalten scheint der Natur ein Dorn im Auge, die sich langsam aber sicher zur Wehr setzt. Dabei vermeidet Blanks auf geschickte Weise eine simple Personalisierung der Natur, indem die Ereignisse auch logische Erklärungen haben können. Der Adler ist auf der Suche nach seinem Ei, andere Tiere machen sich an die achtlos offen herumliegenden Nahrungsmittel heran und die seltsamen an ein Kinderschreien erinnernden Geräusche, welche die Frau hört, können entweder Einbildung oder eine Fehlinterpretation gewöhnlicher Naturgeräusche sein.

Die mangelnde Orientierung der beiden, die es ihnen sogar unmöglich macht, den einsamen Ort wieder zu verlassen, reflektiert schlicht, dass der moderne Stadtmensch seine Fähigkeiten, in der Natur zu überleben, Long Weekend verlernt hat. Dennoch ist angesichts der Handlungskonstruktion aus rücksichtslosem Verhalten und Bedrohung durch die Elemente der Natur die moralische Stoßrichtung des Filmes im metaphorischen Sinne völlig klar. Blanks fordert auf massive Weise Respekt eines jeden einzelnen gegenüber dem Lebensraum Erde ein. Gleichzeitig reflektiert der Film über psychologische Ängste moderner Menschen angesichts der wilden Kraft der Natur. So ehrenwert das Anliegen auch ist, die Umsetzung ist stets eine andere Sache. Und die gelingt Blanks auf der wichtigsten Ebene überhaupt nicht. Um den Kontrast zwischen dem menschlichen Störverhalten sowie der schätzenswerten Natur möglichst groß zu gestalten, flüchten sich Blanks und sein Kameramann Karl von Moller in zwar wunderschöne, aber unendlich kitschige Landschaftsaufnahmen. Mit theatralischer Inbrunst präsentieren sie ein klinisch reines Postkartenmotiv nach dem nächsten, so dass aufgrund ihrer Fülle die dazwischen liegenden Szenen, in denen die Natur gelegentlich auch ein anderes Gesicht zeigt, wirkungslos bleiben.

Im Grunde machen sich Regisseur und Kameramann das Naturbild der Frau zu eigen, die sich über die Ameisen aufregt. Die Postkartenidylle vieler Bilder erzählt von einer Natur, die einfach nur schön ist, aber kein Leben besitzt. Daraus entsteht eine künstliche Atmosphäre, die dem Film eine völlig absurde, schon fast surreale „Qualität“ verleiht, dem Anliegen aber komplett entgegen steht. Denn jetzt ist es nicht mehr die Natur, die zurück schlägt, sondern es sind die Postkarten, die ein bedrohliches Eigenleben entfalten. Die Einbettung der Handlung in eine Naturumgebung findet nicht statt, die Szenerie entpuppt sich demgegenüber als verzerrte Phantasiewelt.

Bildqualität

Long Weekend

Die Bildqualität der Bluray ist sehr gut geworden. Das HD-Kameramaterial wurde ohne Beeinträchtigungen mit sehr guter Konturen- sowie Detailschärfe auf die Bluray übertragen. Die Farben sind kräftig und unterstützen durch ihre in einzelnen Fällen starke Sättigung den Postkartenkitsch der Naturaufnahmen. Der sehr gute Kontrast hebt die einzelnen Bildelemente ohne Schwächen voneinander ab. Das leichte Hintergrundrauschen mancher Szenen stört nicht, sonstige Rauschmuster sind nicht erkennbar.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master 5.1 Abmischung setzt auf einen stimmungsvollen Einsatz diverser Umgebungsgeräusche, die auch in den hinteren Lautsprechern auftauchen, ohne zu dominant zu werden. Die Natur ist mit ihren Geräuschen präsent, ohne zu stark aufzutrumpfen. Die Dialoge sind klar und verständlich, so dass die Tonqualität überzeugt.

Extras

Der Audiokommentar mit Jamie Blanks (Regie), Everett DeRoche (Drehbuch), Jim Cavizel und Claudia Karvan (beides Darsteller) überzeugt mit einer schwungvollen Mischung aus Anekdoten, Hintergründen zum Dreh und Analysen der Darsteller zu ihren Figuren. Ein unterhaltsamer und informativer Kommentar. Das „Production Diary“ (etwa 40 Minuten) besteht aus unkommentiertem B-Roll-Material. Der Outtake „Jim and the Ducks“ ist amüsant. Filmtrailer sind ebenfalls enthalten.

Fazit

Jamie Blanks scheitert bei seinem Remakeversuch aufgrund der überambitionierten, unglaublich kitschigen Naturaufnahmen, die zwar wunderschön sind, in diesem Falle aber eine künstliche Postkartenidylle erschaffen, die der Handlung ihre Bodenhaftung und damit ihre Relevanz raubt. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

05.10.2009

   
Originaltitel Long Weekend (USA 2008)
Länge 88 Minuten (24p)
Studio Sunfilm
Regie Jamie Blanks
Darsteller Jim Caviezel, Claudia Karvan, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Jamie Blanks (Regie), Jim Caviezel und Claudia Karvan (beide Darsteller), Produktionstagebuch, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gescheitert, technisch sehr gut