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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Tod einer Vision

Der Untergang des römischen Reiches

Für eine herausragende Bluray-Edition (sehr gute Bildqualität und überzeugendes Bonusmaterial) wird dieser Bluray der Gipfel verliehen.

 

Der Untergang des römischen Reiches

Anthony Manns Historienepos war bei seiner Kinoauswertung in den 60er Jahren ein großer kommerzieller Flop, obwohl das Werk mit großem Aufwand und einem beachtlichen Staraufgebot in Szene gesetzt wurde. Manns Drama setzt mit den letzten Tagen des römischen Herrschers Marc Aurel ein, der um seinen nahenden Tod weiß. Rechtzeitig möchte er den Feldherrn Livius als seinen Nachfolger bekannt geben, da er seinen eigenen Sohn Commodus für ungeeignet hält, das römische Imperium in eine gefestigte Zukunft zu lenken. Noch vor der offiziellen Verkündung wird Marc Aurel jedoch vergiftet, so dass die Rolle des neuen Herrschers doch Commodus zufällt. Der wendet sich von der Versöhnungspolitik seines Vaters ab, da er glaubt, Rom können nur mit starker Hand gegenüber den Vasallen sowie den Feinden die Machtposition erhalten. Die Steuern werden erhöht, damit die Hauptstadt des Reiches Luxus und Spektakel frönen kann, die Versuche Marc Aurels, germanische Stämme in das römische Reich zu integrieren, lässt Commodus zugunsten kriegerischer Taktiken abbrechen. Livius, den eine tragische Liebe mit Marc Aurels Tochter Lucilla verbindet, die aus politischen Gründen mit dem König der Armenier verheiratet wurde, versucht die harte Strategie des Commodus mit Hilfe des römischen Senats zu brechen, wird aber in die Verbannung an die Nordgrenze des Reiches geschickt. Erst als die östlichen Provinzen eine Rebellion beginnen, lässt ihn Commodus zurückbeordern, aber die Konflikte innerhalb des Reiches sind bereits so weit gediehen, dass eine einfache Lösung kaum noch möglich scheint.

„Der Untergang des römischen Reiches“ beeindruckt ohne Zweifel durch seinen inszenatorischen Aufwand, der sich unter anderem im gigantischen Set des Forum Romanums widerspiegelt, aber auch durch die Qualität der Darsteller, die das perfekt konstruierte Drama tragen. Christopher Plummer ist ein ausgezeichneter Commodus, indem er dessen weltfremden Größenwahn mit der angespannten Ruhe verkörpert, die dessen Machtposition als römischer Herrscher mit bedrohlicher Intensität auflädt. Ihm gegenüber steht ein geradezu Der Untergang des römischen Reiches rational agierender Livius, der angesichts der entrückten Weltsicht des Commodus kaum ein passendes Mittel findet, um diesen noch beeinflussen zu können, nachdem Commodus einmal römischer Herrscher ist. Stephen Boyds leicht ungelenke Art erweist sich als kongeniale Übersetzung der politischen Unerfahrenheit des Livius, der sich mehr auf des Geschäft des Krieges als das der Diplomatie versteht. Das hervorragendes Drehbuch zieht alle Register der Erzählkunst, indem die zahlreichen Konfliktsituationen durch doppelte Aufladung so verstärkt werden, dass sie einen zusätzlichen melodramatischen Aspekt erhalten. Wenn Livius bei seinem Auftrag, die Rebellion der römischen Ostgebiete niederzuschlagen, gegen den König der Armenier kämpft, dann kommt zur zentralen politischen Auseinandersetzung auch die persönliche Auseinandersetzung um Marc Aurels Tochter Lucilla hinzu, die zwar mit dem König der Armenier verheiratet ist, aber in Wirklichkeit mit Livius in Liebe verbunden ist.

Loyalität, Liebe, Hass oder andere Emotionen sind oftmals ein mitentscheidender Einflussfaktor, wenn es um die Handlungen einzelner Menschen in Machtpositionen geht. Die melodramatischen Aspekte innerhalb des Films sind deswegen kein Selbstzweck, sondern sie reflektieren die menschliche Tragödie des Konfliktes zwischen Intellekt und Emotion, welcher das Leben zwar bereichert, aber auch oft zu Dilemma-Situationen führt. Angesichts der römischen Thematik bildet er einen Baustein des Niedergangs. Ein anderer ist die Unfähigkeit einzelner römischer Entscheidungsträger, von der althergebrachten Strategie abzuweichen, um auf eine sich verändernde Welt zu reagieren. Die Vision des Marc Aurel eines friedlichen Miteinanders der einzelnen Kulturen unter dem Dach Roms, die so verdächtig nah am amerikanischen Traum dran ist, zerbricht unter dem Einflussgeist einer egoistischen, machtbesessenen Elite. Insofern ist Manns „Der Untergang des römischen Reiches“ auch eine Mahnung an die Gesellschaft, wie leicht ein friedliches Miteinander enden kann. Nur die immer währende Arbeit an und für die Vision kann sie erhalten. Das ist eine Lektion des Films. Die bitteren Konsequenzen, die sich ergeben, wenn das nicht geschieht, sind eine weitere Lektion, die gerade auch angesichts der aktuellen Weltlage bemerkenswert frisch wirkt.

Bildqualität

Der Untergang des römischen Reiches

Die Bildqualität der Bluray ist angesichts des Filmalters eindrucksvoll. Die Landschaftsaufnahmen weisen zwar eine gewisse Weichzeichnung auf, aber ansonsten sieht das Bild sehr scharf aus. Verschmutzungen oder Bildpunkte sind angesichts einer hervorragenden Restaurierung nur noch mit der Lupe auszumachen. Die Farben sind im ersten Teil etwas zurückgenommen, was ausgezeichnet zur unwirtlichen Lage an der nördlichen Front passt, und im zweiten Teil kräftig, ohne aber künstlich zu wirken. Zum ausgezeichneten Gesamteindruck trägt ebenfalls bei, dass neben einer ganz leichten Körnung in wenigen Szenen keine Rauschmuster zu sehen sind.

Tonqualität

Der Originalton liegt tatsächlich im DTS-HD-Master 5.1 Format vor, das sich sehr gut auf die Tonqualität auswirkt. Die energische, sehr engagierte Musik Dimitri Tiomkins schallt dynamisch aus allen Lautsprechern. Einzelne Toneffekte bevölkern ebenfalls die hinteren Boxen, während zumeist die vorderen Lautsprecher für das räumliche geschehen genutzt werden. Die Dialoge sind ohne nennenswertes Rauschen klar und verständlich. Der deutsche DTS-HD-Master 2.0 Ton kann da nicht mithalten, da hier die Dynamik abgeht. Die Dialoge sind aber auch hier gut verständlich, ohne das nennenswerte Verzerrungen auftreten. Die Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorlag, wurden mit deutschen Untertiteln versehen.

Extras

Der Audiokommentar von Bill Bronston (Sohn des Produzenten Samuel Bronston) und Mel Martin (Samuel Bronstons Biograf) liefert eine Fülle an Informationen über die Produktionsumstände, zu denen unter anderem der gigantische Aufwand gehört, mit dem das Filmprojekt betrieben wurde. Dazu gesellen sich ein paar Anekdoten und inhaltliche Einschätzungen, so dass der Kommentar sehr gut ist. Deutsche Untertitel liegen leider nicht vor. Auf der Bonus-DVD befinden sich die thematischen Featurettes „Rom in Madrid“ (etwa 22 Minuten), „Die Dreharbeiten“ (etwa 29 Minuten), „Der Aufstieg und der Untergang des Römischen Reiches - Eine historische Analyse“ (etwa 11 Minuten), „Hollywood vs. History“ (etwa 10 Minuten) und „Dimitri Tiomkin - Der Score für das 'Römische Imperium'“ (etwa 20 Minuten). Darin geht es um die zentralen Aspekte der Produktion, die in Spanien gedreht wurde. Der exakte Nachbau des Forum Romanums wird ebenso näher beleuchtet wie verschiedene Historiker einen Blick auf die realen, geschichtlichen Fakten werfen und diese in Bezug zur Filmhandlung setzen. Historische Exaktheit und dramaturgische Freiheit werden dadurch auf interessante Weise deutlich. Originalaufnahmen von den Dreharbeiten beziehungsweise dem Bau des Sets sowie eine gelungene Analyse der Arbeit des Komponisten Dimitri Tiomkin, dessen Komposition sowie die Entstehung der fertigen Musik aufgearbeitet werden. Insgesamt liefern die Kurzdokus, die sämtlich mit wahlweisen deutschen Untertiteln abgespielt werden können, zusammen genommen einen hervorragenden Überblick zu den Hintergründen des Films.

Zusätzlich sind auf der DVD am damaligen Set entstandene historische Lehrfilme der Enzyklopedia Britannica enthalten. Dazu gehören „Enzyklopedia Britannica: Die neue Einleitung“ (etwa drei Minuten), „Enzyklopedia Britannica: Die Original Einleitung von 1964 (etwa zwei Minuten), „Enzyklopedia Britannica: Das Leben im antiken Rom“ (etwa 12 Minuten), „Enzyklopedia Britannica: Julius Caesar: Der Aufstieg des Römischen Reiches“ (etwa 22 Minuten) und „Enzyklopedia Britannica: Claudius, ein Junge im antiken Rom“ (etwa 16 Minuten). Die Kooperation mit der Filmproduktion führt zu ein paar im Stil natürlich inzwischen antiquierten Lehrfilmen, die aber dennoch ganz spannend sind. Als Randnotiz zur Filmproduktion sind sie in jedem Fall von großem Interesse, dokumentieren sie doch die Akribie, mit der das Filmset damals aufgebaut wurde. Auch diese Filmbeiträge lassen sich wahlweise mit deutschen Untertiteln anschauen. Drei Trailer, zwei Bildergalerien und Textafelbio- sowie filmographien zu den zentralen Hauptdarstellern, dem Produzenten sowie dem Regisseur befinden sich ebenfalls auf der Bonus-DVD.

Auf einer dritten DVD befindet sich eine Kopie des Films, die kompatibel zu mobilen Abspielgeräten wie ipod oder Blackberry ist.

Fazit

„Der Untergang des römischen Reiches“ verbindet die historische Vorlage mit einer exzellenten Dramatisierung und herausragenden, schauspielerischen Leistungen, welche die persönlichen, menschlichen Konflikte sowie die gesellschaftliche Tragödie mit dem passenden epischen Atem erzählt. Auf technischer Seite liefert die Bluray angesichts des Filmalters eine herausragende Qualität, die zusammen mit dem exzellenten Bonusmaterial einen Gipfel verdient. Dabei gilt die Auszeichnung aber nicht der kompletten Edition, da fehlende Untertitel bei der englischen Tonfassung, die der deutschen qualitativ aufgrund des Mehrkanaltons überlegen ist, sowie beim Audiokommentar als Wermutstropfen übrig bleiben. Die hohe Qualität der Restaurierungsleistung und das gut zusammen getragene Bonusmaterial bleiben davon aber unberührt.

Stefan Dabrock

03.10.2009

   
Originaltitel The Fall of the Roman Empire (USA 1964)
Länge 285 Minuten (24p)
Studio Spirit Media
Regie Anthony Mann
Darsteller Sophia Loren, Stephen Boyd, Christopher Plummer, Alec Guinnes, James Mason, John Ireland, Mel Ferrer, Omar Sharif, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD Mono Deutsch, DTS-HD-Master 5.1 Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar mit Bill Bronston (Sohn des Produzenten Samuel Bronston) und Mel Martin (Samuel Bronstons Biograf), Featurette “Rom in Madrid”, Trailer u.m.
Preis ca. 21 EUR
Bewertung sehr gut, technisch ausgezeichnet