dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

In der Wüste ist die Hölle los

The Treasure Hunter: Guardians of the Imperial Tomb

The Treasure Hunter: Guardians of the Imperial Tomb

Einsamkeit kann sehr vergänglich sein, zumindest wenn ein Filmdrehbuch das vorsieht. Mitten in der Wüste liegt eine Bar, deren Größe an diesem Ort völlig absurd erscheint. Eine Gruppe hinterhältiger Schatzjäger hat eine junge Schriftstellerin hierhin entführt, weil ihr Vater im Besitz einer Schatzkarte sein soll. Mit der Geisel wollen sie an das wertvolle Dokument gelangen. Dabei haben sie aber die Rechnung ohne Ciao Fei gemacht, der statt des Vaters in der Wüstenbar auftaucht. Mit Kampfkraft und Geschicklichkeit gelingt es ihm, die Autorin diverser Abenteuerromane zu befreien. Dabei geht jedoch die Schatzkarte verloren, weil plötzlich weitere Parteien in der Bar aufgetaucht sind, um in der Angelegenheit mitzumischen. Ein kleiner Junge schnappt sich die Karte und entschwindet in den Weiten der Wüste. Aber Ciao Fei hatte die Karte mit einem Sender versehen, so dass er gemeinsam mit der befreiten Schriftstellerin in der Lage ist, sie wieder auszuspüren. Dabei sind ihm die Schatzjäger sowie diverse weitere Parteien auf den Fersen, die ebenfalls hinter dem verborgenen Reichtum her sind.

Kevin Chus „The Treasure Hunter“ greift – ob bewusst oder unbewusst – in der Topf mit den Hongkong-Filmen der 1980er oder 1990er Jahre, die mit geringem Budget aberwitzige, hanebüchene Handlungsansätze in Filme umgemünzt haben. Der einzige Unterschied ist, dass sein Budget höher war, als das damals üblich gewesen ist. Mit einem losen roten Faden als zartem Gerüst präsentiert er einfach das, was ihm gerade in den Sinn kommt, ohne es nennenswert zu erklären. Nach einer halbwegs gesitteten Anfangsphase – die Eröffnungssequenz muss man allerdings herausnehmen – bricht das Handlungsgerüst zugunsten hakenschlagender, oftmals völlig unbegründeter Ereignisse auseinander. In der zentralen Szene in und um die Wüstenbar herum entwickelt sich das Geschehen wie ein explodierendes Silvesterfeuerwerk, bei dem ganz plötzlich etwas neues, hübsch anzusehendes auftaucht, ohne dass es wichtig ist, warum und wozu. Diverse Gegner geben sich die Klinke in die Hand, mit denen unsere Helden kämpfen müssen. Eine sagenumwobene Reitertruppe, die zuvor durchaus schon mal erwähnt wurde, prescht waffenschwingend mit dem festen Willen, alles dem Erdboden gleich zu machen, auf die Bar zu.

Kevin Chu entfacht ein absurdes Crescendo der Elemente, bei dem die Logik auf der Strecke bleibt, was aber völlig unerheblich ist. Sein Film funktioniert als Schauspiel der Bewegung und der comicartigen Überzeichnung, bei dem Elemente wie ein mumienartig eingewickelter Gegner, der seine Stoffumhüllung wie vielfache Greifarme nutzt, oder eine sonderbar künstlich wirkende Maske einer Figur wichtiger sind, als eine ineinandergreifende Handlungsentwicklung mit klassischer Dramaturgie. Dazu gesellen sich stilisierte Kampfszenen, welche auf die The Treasure Hunter: Guardians of the Imperial Tomb Eleganz der Inszenierung setzen. Dazwischen präsentiert der Film Ruhephasen, in denen entweder der zarte, rote Faden wieder aufgenommen wird, oder aber clowneske Komödie ihren Platz hat. Vor allem Eric Tsang darf als Nebenfigur den Kasper geben und die bizarre Wirkung des Films weiter voran treiben. Es gibt bei diesem virtuos montierten Rausch der Stile, der sich stets auf die Schönheit der Wüste verlassen kann, eigentlich nur einen Kritikpunkt. Am Ende hatten die Macher entweder kein Geld oder keine Ideen mehr, denn das Finale wirkt im Gegensatz zum Rest des Films sehr reduziert.

Bildqualität

Das Bild der Bluray überzeugt mit gestochen scharfen Konturen und einem hohen Detailreichtum. Die Farben wurden sehr gut auf die Bluray übertragen, so dass die Wüste mit ihren differenzierten Ockertönen hervorragend zur Geltung kommt. Der gute Kontrast unterstützt die so erzielte Wirkung. Nennenswertes Rauschen gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren überzeugen mit einem wuchtigen Soundtrack, der alle Lautsprecher und den Subwoofer miteinbezieht. Hier werden die Möglichkeiten gut genutzt. Die Dialoge sind klar und verständlich, so dass es keine Kritikpunkte gibt.

Extras

The Treasure Hunter: Guardians of the Imperial Tomb

Das etwa 23minütige deutsch untertitelte Making Of besteht aus B-Roll-Aufnahmen, vereinzelten Interviews und Filmausschnitten, wobei versäumt wurde, die mit asiatischen Schriftzeichen eingeblendeten Namen zu untertiteln. So muss man die einzelnen Menschen schon kennen, um zu wissen, wer gerade etwas erzählt. Das ist natürlich ein Schwachpunkt, fällt aber letztlich nicht so stark ins Gewicht, da das Making Of ohnehin hauptsächlich werbenden Charakter hat. Ein paar der B-Roll-Aufnahmen sind ganz hübsch.
Ein Musikvideo mit Filmausschnitten sowie der Trailer sind ebenfalls auf der Bluray vorhanden.

Fazit

„The Treasure Hunter“ kümmert sich nur eingeschränkt um eine handfeste Geschichte mit ausgereiften Figuren, stattdessen setzt er auf ein Füllhorn der Ideen, das logikignorierend seine rasante Wucht entfaltet. Dabei wirkt der Film an seinen besten Stellen wie der Ausflug in eine surreale Welt, deren Regeln einem fremd sind, die aufgrund ihrer Rasanz und optischen Schönheit aber fasziniert. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

15.09.2010

   
Originaltitel Ci Ling (Taiwan 2009)
Länge 105 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Kevin Chu
Darsteller Jay Chou, Chiling Lin, Eric Tsang, Daoming Chen, Chu-he Chen, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Musikvideo, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut