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kurzrezension

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Die Grenze zwischen Leben und Tod

Die letzten Zwei vom Rio Bravo

Die letzten Zwei vom Rio Bravo

Im Jahr 1964 war der Italowestern noch nicht das, was er in diesem Jahr erst werden sollte, als Sergio Leone mit „Für eine Handvoll Dollar“ („Per un pugno di Dollari“, Italien 1964) das zentrale Gründungswerk des Genres drehte. Parallel zu Leone und wesentliche höher budgetiert und von den Produzenten damals als wesentlich wichtiger eingeschätzt, arbeitete Mario Caiano an „Die letzten Zwei vom Rio Bravo“.

Darin geht es um ein Brüderpaar, das in ihrem Heimatdorf eine Bank überfällt, dabei jedoch erkannt wird. Die beiden Räuber fliehen zwar in den vermeintlich sicheren Hafen Mexiko, haben die Rechnung aber ohne Sheriff Pat Garret gemacht, der die Schnauze voll davon hat, dass die bösen Buben immer wieder im Nachbarland Unterschlupf finden. Obwohl er in Mexiko keinerlei Gesetzesgewalt besitzt, verfolgt er das Brüderpaar über die Grenze, nimmt es fest und will sie zurück in die USA schaffen. Damit fangen die Probleme aber erst an, denn ein mexikanischer Bandit ist scharf auf die sichergestellte Beute des Bankraubes. Er macht Jagd auf die drei Amerikaner, die zudem untereinander in Konflikt geraten. Denn vor allem der ältere und durchtriebenere der beiden Brüder will sich nicht kampflos über die Grenze transportieren lassen.



Mario Caianos Film hat eine klare, philosophische Struktur, die sich auf die beiden Pole Gut und Böse gründet. Wobei der zentrale Punkt darin besteht, dass er die in jedem Menschen angelegten Kräfte auf zwei Figuren aufteilt. Das Brüderpaar bildet zwei Ausprägungen derselben Existenz ab. Sie sind letztlich die gute und die böse Seite eines einzigen Menschen. Auch wenn der jüngere der beiden Brüder unbedingt ein Ding drehen möchte, zeigt sich in der Realität, dass nicht etwa sein verkommenes Inneres dafür verantwortlich ist, sondern die Verführkraft des Bösen. Denn der Jüngere ist gar nicht in der Lage, aus Habgier Gewalt gegen andere Menschen auszuüben. Einzig das selbstsichere, diabolische Auftreten seines Bruders hat ihn dazu getrieben, auf diesen Pfad einzuschwenken. Horst Frank ist dann auch die perfekte Besetzung für den gewissenlosen Banditen, dessen grimmiger, Die letzten Zwei vom Rio Bravo durchdringender Blick Überlegenheit ausstrahlt. Caiano inszeniert den Konflikt zwischen den beiden Brüdern konsequent ohne offenen Streit, er stellt lediglich ihre Unterschiedlichkeit in den Fokus. In der Wüste ist es Horst Frank, der das Wasser wegschüttet, weil er glaubt, dadurch auch seinen Bewacher Sheriff Pat Garret zu schwächen, um so eine Chance zu haben, Garret zu überwältigen. Sein Bruder hingegen beklagt lautstark das fehlende Wasser, weil er sich lieber lebendig über die Grenze transportieren lässt, als zu verdursten. So gelingt es Caiano, das vergleichsweise konventionelle Geschehen mit einer durchgehenden Dramatik anzuheizen, wobei die Figur des Sheriffs eher als Moderator zwischen den ungleichen Brüdern denn als tatsächlicher Gegner fungiert. Garret pendelt die Verhältnisse mit schlitzohriger Klugheit aus und fällt letztlich wie ein weiser Schiedsrichter ein gerechtes Urteil. Darin ist der Film dem amerikanischen Western sehr nahe, denn das Geschehen läuft letztlich auf einen positiven Gründungsmythos einer rechtschaffenen Existenz hinaus, statt in der Grimmigkeit sein Heil zu suchen. Der Film ist sicherlich kein Meilenstein des italienischen Genrekinos, aber ein sehr ordentliches, am amerikanischen Western orientiertes Werk.

Bildqualität

Die letzten Zwei vom Rio Bravo

Das Bild der DVD weist ein paar Verschmutzungen und Defekte auf, ohne dass sich diese in den Vordergrund spielen würden. Die Konturenschärfe ist bei den Nahaufnahmen gut bis sehr gut, bei Totalen und Halbtotalen lässt sei nach. Hier mangelt es dem Bild auch an Detailfreudigkeit. Angesichts des Filmalters kann man sich über die Schärfe aber nicht beklagen. Die reduzierte, mit sandigen Tönen arbeitende Farbkulisse wurde gut auf die DVD übertragen, da auch der Kontrast in der Lage ist, eine ansprechende Differenzierung herauszuarbeiten. Gelegentlich macht sich etwas stärkeres analoges Rauschen bemerkbar, meistens tritt es aber in den Hintergrund.

Tonqualität

Die Dialoge der 2.0-Mono-Tonspuren sind gut verständlich und weisen nur leichte Verzerrungen auf. Insgesamt fehlt es dem Ton etwas an Volumen. Der englische Ton ist hier am stärksten betroffen, das gilt auch für das leichte Hintergrundrauschen.

Extras

In der etwa neunminütigen Featurette „Pistolen diskutieren nicht“ erinnert sich Regisseur Mario Caiano an das damalige Filmbusiness im allgemeinen und die Dreharbeiten zu „Die letzten Zwei vom Rio Bravo“ im besonderen. Dabei bestreitet er übrigens, das sein Film größer produziert worden sei als Leones Werk, vielmehr hätten beide Filme ein sehr ähnliches Budget gehabt.

Filmhistoriker Antonio Bruschini geht in der etwa elfminütigen Featurette „Lonesome Bruschini“ auf die Parallelproduktion „Die letzten zwei vom Rio Bravo“ und „Für eine Handvoll Dollar ein“, wobei er wiederum die allgemeine Auffassung stützt, dass die Produzenten damals auf Caianos Film gesetzt haben und Leones Film stiefmütterliche nebenher gedreht werden musste. Bruschini erläutert in knackigen Worten und diesmal leider auch unter Zuhilfenahme so mancher Wiederholung, das Caianos Film das konventionelle und Leones Regiearbeit das innovative Werk ist. Daneben geht er auf die speziellen Qualitäten ein, welche „Die letzten Zwei vom Rio Bravo“ in seiner konventionellen Machart besitzt.

Filmtrailer, der deutsche Vorspann und eine Bildergalerie sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Im Klappentext erzählt Steffen Wulf ebenfalls die Geschichte von den beiden parallel gedrehten Filmen und ordnet „Die letzten Zwei vom Rio Bravo“ kurz in den Genrekontext ein.

Fazit

„Die letzten zwei vom Rio Bravo“ setzt in seiner Betrachtung der klaren Pole Gut und Böse auf einen positiven Gründungsmythos und ist damit dem amerikanischen Western näher als dem typischen Italowestern. Dank Caianos ordentlicher Regie ist ein ansprechender Genrefilm entstanden. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

01.09.2010

   
Originaltitel Le pistole non discutono (Italien/Spanien/BRD 1964)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Mario Caiano
Darsteller Rod Cameron, Horst Frank, Ángel Aranda, Vivi Bach, Luis Durán, Kai Fischer, Mimmo Palmara, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Featurette „Pistolen diskutieren nicht“, Featurette „Lonesome Bruschini“, Deutscher Vorspann, Bildergalerie, Trailer, Klappentext
Preis ca. 11 EUR
Bewertung ordentlich, technisch gut