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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Der Leibwächter

Sword with no name – Der Schatten der Königin

Sword with no name – Der Schatten der Königin

Wenn man der Marketing-Sprache aus dem Hause Splendid glauben schenkt, dann ist das koreanische Kino auf dem Feld des Schwertkampfepos fast nur in der Lage, auf Trends anderer zu antworten, ohne dass es eigene Ambitionen hätte. Wurde „Bichunmoo“ (Regie: Young-jun Kim, Südkorea 2000) als Antwort auf Ang Lees „Tiger & Dragon“ (Taiwan/HK/USA/China 2000) bezeichnet, so soll „Sword with no name“ nun die Antwort auf „Hero“ (HK/China 2002) sein.
Der Zusammenhang der Filme erschließt sich aber weder beim Lesen der Inhaltsangabe noch bei Ansicht der bewegten Bilder. In „Sword with no name“ verliebt sich ein Gelegenheitsattentäter im Korea des 19. Jahrhunderts in die zukünftige Königin des Landes. Die Umstände verbieten folglich eine intime Liaison der beiden. Das ist für den kampferprobten jungen Mann aber kein Grund, die Nähe der Frau zu meiden. Mit Beharrlichkeit gelingt es ihm erst, in die königliche Garde einzutreten und schließlich sogar der persönliche Leibwächter der Königin zu werden. Als Schutzengel lebt er seine Liebe aus, indem er die Königin vor zahlreichen Gefahren bewahrt. In den politischen Ränkespielen mit den ausländischen Mächten wird er plötzlich zu einer wichtigen Figur mit strategischer Bedeutung, weil das Leben der Königin für die Geschicke Koreas von großer Bedeutung ist.

Unsterbliche Liebe und politische Machtspiele, das klingt nach einem Stoff für ein großes emotionsgeladenes Epos, welches das Genre vielleicht nicht neu erfindet, aber sehr gut bedienen könnte. Regisseur Yong-gyun Kim verzichtet jedoch darauf. Bei ihm dauert es Sword with no name – Der Schatten der Königin ungefähr geschlagene 80 Minuten, bis er auf die Idee kommt, die Liebesgeschichte und die politische Komponente miteinander zu verknüpfen. Ab dem Zeitpunkt entfaltet „Sword with no name“ sein Potential, weil die Liebe jetzt plötzlich an Dramatik gewinnt. Sie steht nicht mehr nur für sich selbst, sondern ist ein entscheidender Faktor für die Zukunft Koreas. Die intensiven Gefühle des Leibwächters werden so stark überhöht, wie es sich für ein zünftiges, melodramatisches Epos gehört. Wenn er alleine gegen eine ganze Armee antritt, dann steht nicht nur sein Leben auf dem Spiel, sondern das Schicksal einer Vielzahl an Menschen. In solchen Szenen verbinden sich persönliche Emotionen und epischer Atem zu einem wunderbar dichten Miteinander aus Leidenschaft und strategischer Bedeutung. Der Kampf wird zu einer vieldeutigen Metapher für das Streben nach persönlichem Glück, das wiederum auf ein ganzes Land einwirkt und deswegen untrennbar miteinander verbunden ist. Davor liegen aber etwa 80 Minuten, in denen von solchen Ideen nichts zu spüren ist. Der Attentäter dient sich langsam aber sicher bis zum Leibwächter hoch, ohne dass seiner Figur und seinen Bemühungen irgendeine Bedeutung für das übrige Geschehen beigemessen wird. Die Handlungsstränge laufen lustlos parallel nebeneinander her. Während er keck um die Nähe der Königin kämpft, sieht sie sich mit verschiedenen Einflüssen konfrontiert, darunter westliche Mächte und die Japaner.

Der Film versäumt nicht nur lange Zeit, die beiden Konfliktlinien miteinander zu verknüpfen, er reduziert die Thematik um den von konservativen Kräften als gefährlich eingestuften Einfluss westlicher Mächte auch auf Schokolade und Kleidungsstücke. So gelingt es kaum, der Fragestellung Gewicht zu verleihen. Stattdessen regiert Oberflächlichkeit. Dabei würde das Thema hervorragend taugen, um eine temporeiche Geschichte über den Identitätskampf eines Volkes zu erzählen, wie die Hongkonger „Once upon a time in China“ Filme beweisen. Nimmt man jetzt noch hinzu, dass die Kampfszenen über weite Strecken auf eine Art und Weise CGI-Effekte verwenden, die ihnen eine groteske Unübersichtlichkeit und einen putzigen Wechsel aus Ruhe und urplötzlicher Beschleunigung verleihen, dann bleiben nicht viele Qualitäten übrig. Die Bewertung des Films lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen. Wenn man alle koreanischen Kampfkunstfilme besitzen möchte, kommt man um „Sword with no name“ nicht herum, andernfalls sind „Bichunmoo“ oder „Shadowless Sword“ (Regie: Young-jun kim, Südkorea 2005) die bessere Wahl.

Bildqualität

Sword with no name – Der Schatten der Königin

Das saubere Bild der Bluray besitzt eine hohe Konturen und Detailschärfe, die bei den meisten Szenerien sehr gut Arbeit leistet. Kleinteilige Strukturen neigen aber zu einem deutlichen Flimmern. Die kräftigen Farben sorgen für ein opulentes Bild, der ausgewogene Kontrast überzeugt mit einer klaren Wiedergabe der verschiedenen Bildelemente. Auch in dunklen Szenen wird nichts verschluckt. Störendes Rauschen fällt nicht auf, hier und da wirkt das Bild etwas körnig.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge sowie eine wuchtige Kulisse. Vor allem die Musik sorgt für räumliche Qualitäten, während sich die Abmischung bei Toneffekten eher zurückhält. Aufgrund der guten Dynamik können die Tonspuren überzeugen. Die deutsche Synchronisation ist nicht optimal, weil sie zu steril wirkt, liegt aber immer noch über dem Niveau vieler anderer Tonspuren bei asiatischen Filmen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem angeblichen Making Of, das sich als zehnminütiges, unkommentiertes B-Roll-Material entpuppt, und Interviews mit den beiden Hauptdarstellern, die zwar ganz niedlich sind, aber auch nicht viel Informatives beinhalten.

Fazit

„Sword with no name“ versäumt es viel zu lange, die persönliche Liebesgeschichte mit der politischen Dramatik zu verknüpfen, um das Geschehen auf diese Weise zu überhöhen. Darüber hinaus sind die Kämpfe oftmals steril geraten und die politische Thematik bleibt in Banalitäten stecken. Ein enttäuschender Film, der viel mehr hätte sein können. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

24.08.2010

   
Originaltitel Bool-kkott-cheo-reom na-bi-cheo-reom (Südkorea 2009)
Länge 124 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Yong-gyun Kim
Darsteller Jae-jin Baek, Jae-woong Choi, Seung-woo Cho, In-gu Heo, Se-hyeong Ki, Seol-gu Li, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Interviews
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gescheitert, technisch gut