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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
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28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Der Kampf hört nie auf

In the Electric Mist – Mord in Louisiana

In the Electric Mist – Mord in Louisiana

Die dampfend-schwüle Atmosphäre Louisianas erzeugt eine Situation der Unklarheit. Hier, wo die eigene Wahrnehmung durch die klimatischen Bedingungen immer wieder auf die Probe gestellt wird, zählt der Instinkt mehr als das pure Vertrauen auf die rationale Logik. Das Zusammenspiel beider Faktoren macht den Unterschied, um erfolgreich zu sein.
Der Polizist Dave Robicheaux jagt einen Mörder, der seine weiblichen Opfer verstümmelt. Als Kenner seines Reviers klopft Robicheaux beim Gangster Julie 'Baby Feet' Balboni auf den Busch, kann aber keine Verbindung zu einem der Opfer herstellen. Das hält den Polizisten jedoch nicht davon ab, weiter im Umfeld Balbonis herumzuwühlen. Zufällig trifft er dabei auf den Hollywoodschauspieler Elrod Sykes, der ihm gegenüber die Leiche eines Schwarzen erwähnt, die irgendwo im Sumpf wieder ans Tageslicht gekommen ist. Der Hurrikane Katrina muss mit seiner Naturgewalt dafür gesorgt haben, dass die Schlammschicht über dem Toten zur Seite gefegt wurde. Robicheaux glaubt, mit der Leiche das Opfer eines Lynchmordes gefunden zu haben, den er als Kind 40 Jahre zuvor beobachtet hat. Für ihn gibt es einen Zusammenhang zur aktuellen Mordserie, den er als Schlüssel zur Aufklärung begreift.
Während seiner Ermittlungen sieht Robicheaux immer wieder einen Südstaatenoffizier aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, mit dem er sich schließlich auch unterhält.

Bertrand Tavernier inszeniert die Begegnungen als normale Gesprächssituationen zwischen zwei nachdenklichen Geistern, die über ihre Handlungen und die moralischen Konsequenzen reflektieren. Gerade die schlichte Präsentation der absurden Situationen verleiht ihnen eine schwebende Irrealität, welche sie heraushebt. Dadurch bekommen sie ein besonderes Gewicht und bilden einen Überbau, der auf die übrigen Szenen einwirkt. Die Frage nach der „richtigen“ Handlungsweise schlägt eine Brücke von den fatalen Ereignissen der Vergangenheit, zu denen Bürgerkrieg und Sklaverei gehören, bis zu der Notwendigkeit, die Ermittlungen im aktuellen In the Electric Mist – Mord in Louisiana Fall zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Die immerwährende Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, zwischen Verbrechen und Gerechtigkeit ist zum einen als historische Wunde präsent und zum anderen steht sie für den Kampf, der sich im Inneren eines jeden einzelnen Menschen abspielt und nie aufhört. Tavernier verdichtet diese Thematik zu einem facettenreichen Portrait der Gegend um New Orleans, das einerseits die spezielle Atmosphäre der Sümpfe und des Blues mit bildgewaltigen Landschaftsaufnahmen sowie eigenwilligen Charakteren einfängt und andererseits ein Amerika symbolisiert, das immer wieder um seine moralische Integrität kämpft. Robicheaux ist kein strahlender Held. Dafür sind seine Methoden viel zu brutal, auch wenn er sie nur gegen fragwürdige Gestalten anwendet. Sein Alkoholproblem, das er dank regelmäßiger Besuche bei den Anonymen Alkoholikern im Griff hat, zeugt von den Wunden, die auch in seinem Inneren vorhanden sind.

„In the Electric Mist“ ist ein Film der Brüche, die mit ihrer Uneindeutigkeit die Szenerie prägen. Die Zerstörung des Hurrikane Katrinas hat nebenbei auch die Chance offenbart, einen 40 Jahre alten Mord endlich aufklären zu können. Seine Naturgewalt, die ohne Zweifel eine bedrohlich-dämonische Komponente hat, bleibt deswegen ambivalent. Tavernier spiegelt die Natur des Menschen sowie das Zusammenspiel seiner Existenz mit den ihn umgebenden Kräften immer wieder aufs neue, wenn er solche metaphorischen Verbindungen einflechtet. Deswegen ist ihm mit „In the Electric Mist“ ein reichhaltiger Film gelungen, dessen inhaltlicher Raum sich immer wieder erweitert.

Bildqualität

In the Electric Mist – Mord in Louisiana

Die sehr gute Konturen- und Detailschärfe des Bilds zeigt sich vor allem bei Nahaufnahmen, während sie bei Totalen etwas schwächer ausfällt. Insgesamt ist die Schärfe aber gut bis sehr gut geraten. Die atmosphärischen Farben wurden sehr gut auf die Bluray übertragen, der gute Kontrast überzeugt mit einer klaren Präsentation der einzelnen Bildelemente. In dunklen Szenen kommt es aufgrund des leichten Rauschens jedoch vor, das kleinere Details verschluckt werden. Das fällt aber nicht sonderlich ins Gewicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren überzeugen mit klaren und verständlichen Dialogen, die sehr gut mit den übrigen Geräuschen abgemischt wurden, so dass keine unangenehmen Lautstärkeschwankungen auftreten. Die räumliche Wirkung beschränkt sich auf ein paar zentrale Momente – beispielsweise das Unwetter –, sorgt dabei aber für eine gute Atmosphäre. Das liegt nicht zuletzt am dynamischen Klangbild, das im Rahmen der Möglichkeiten wuchtig ausfällt.

Extras

Das 32minütige Making Of schwankt qualitativ, da sich banale Aussagen mit interessanten Hintergründen zu den Dreharbeiten abwechseln. Insgesamt haben die Interviewpassagen mit Darstellern, dem Regisseur und anderen Stabmitgliedern den Charakter einer lockeren Erinnerungsplauderei, obwohl sie noch am Set aufgenommen wurden. Die Erinnerungen mancher Personen sind dabei fundierter als die Erinnerungen anderer Beteiligter. Langweilig wird das Making Of aber nie, da stets Gesprächsteile zusammengeschnitten wurden, die gut erzählt sind.
Die Deleted Scenes (etwa 16 Minuten) sind bis auf die komplette musikalische Darbietung von Buddy Guy nicht der Rede wert.
Ein Trailer ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„In the Electic Mist“ verbindet Vergangenheit und Gegenwart des Landstriches rund um New Orleans zu einem dichten Portrait einer menschlichen Gesellschaft, die sich dem immerwährenden Kampf um die moralische Integrität stellen muss. Mit ambivalenten Ereignissen und Charakteren sorgt Regisseur Berrand Tavernier für einen differenzierten, aber in letzter Konsequenz durchaus hoffnungsvollen Blick auf die Existenz des Menschen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

21.07.2010

   
Originaltitel In the Electric Mist (USA/Frankreich 2009)
Länge 117 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Bertrand Tavernier
Darsteller Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Kelly Macdonald, Mary Steenburgen, Justina Machado, Ned Beatty, James Gammon, Pruitt Taylor Vince, Levon Helm, Buddy Guy, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Deleted Scenes, Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut