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rezensionen

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11.08. Menschen im Hotel
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kurzrezension

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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die pure Angst

Die vierte Art

Die vierte Art

Die Kombination aus realer Bedrohung und ungeklärter Ursache liefert einen guten Nährboden für pure Angst. Regisseur Olatunde Osunsanmi spielt mit diesem Potential, um einen unbehaglichen Horrorfilm zu inszenieren.
Die Psychiaterin Abigail Tyler kehrt nach einer kurzen Auszeit, die sie sich nach dem ungeklärten Tod Ihres Mannes genommen hat, in die entlegene Kleinstadt Nome zurück. Eine seltsame Häufung merkwürdiger Schlafstörungen in der Bevölkerung Nomes hatten sie und ihren Mann nach Alaska gelockt, um eine wissenschaftliche Studie zu erstellen. Tyler nimmt die Arbeit daran wieder auf, muss aber feststellen, dass ihre Patienten unter Hypnoseeinwirkung grauenvolle, verdrängte Ereignisse durchleben. Als ein Familienvater in der Folge einer solchen Sitzung den Verstand verliert und zur Gewalt greift, beginnt Tyler zu ahnen, dass sich in Nome irgendetwas jenseits der gewöhnlichen Vorstellungskraft abspielt. Sie selbst stellt fest, dass auch sie ähnliche Erlebnisse wie ihre Patienten hat. Auf der Suche nach der Ursache für die Angstzustände gerät Tyler in einen Strudel aus unerklärbaren Phänomenen, Gewalt und familiären Schwierigkeiten.

Der Film kombiniert nachgespielte Szenen realer Ereignisse, in denen Milla Jovovich die Psychiaterin Abigail Tyler verkörpert, mit Archivmaterial aufgezeichneter Patientensitzungen, Polizeivideos und Tonbandaufnahmen Tylers. Ein Interview des Regisseurs mit der echten Abigail Tyler kommentiert das montierte Material. Für die Wirkung des Films ist es völlig unerheblich, ob der kritische Zuschauer die gezeigten Bild- und Tondokumente für authentisch hält oder nicht, entscheidend ist die souveräne Kombination beider Erzählebenen. Während die Die vierte Art wunderschön gestalteten und elegant ausgeleuchteten Spielszenen mit Milla Jovovich einen sanften, fast einlullenden Charakter besitzen, setzen die restlichen Aufnahmen einen grimmigen Kontrapunkt. Gerade im Verbund mit den weniger spannenden Hochglanzbildern können sie ihre volle Kraft erst entfalten. Vergleichbare Filme scheitern oftmals an der schwachen Optik amateurhafter Videoaufnahmen, die über annähernd 90 Minuten oder eine längere Laufzeit die Augen des Zuschauers malträtieren. Die gleichbleibend miese Bildqualität eines aus reiner Authentifizierungswut gewählten Stilmittels verhindert in solchen Fällen auch die Möglichkeit, dramatische Ausschläge zu produzieren. Osunsanmi entgeht dem durch die Kombination der unterschiedlichen Bildebenen. Sein Archivmaterial wird pointiert eingesetzt, um das Grauen jenseits einer stets künstlich wirkenden Nachinszenierung ungefiltert zu erfassen. Die visuelle Andersartigkeit des Archivmaterials lässt die Aufnahmen wie erschreckende Manifestationen der reinen Angst sowie der unerklärbaren Bedrohung erscheinen. Sie appellieren an die Urangst des Menschen, einer Gefahr hilflos ausgeliefert zu sein. Die Wohnung bietet keinen Schutz vor der fremden Macht, die gestörten Kamerabilder können sie nicht auf Bilder bannen, um sie so einem medialen Exorzismus zu unterziehen.

Der erzählerische Fluss lässt sich demgegenüber viel besser mit einer augenschmeichelnden Optik erzeugen, die Osunsanmi für die Spielszenen verwendet hat. Gleichzeitig reflektiert der Film auch über die Wirkungsmöglichkeiten visueller Konzeptionen. Das eingesetzte Split-Screen-Verfahren kombiniert teilweise dieselben Ereignisse als Archivmaterial und als nachgespielte Szene. Die scheinbar überflüssige Doppelung erzeugt einerseits durch die leicht zeitversetzte Tonwiedergabe beider Bildebenen einen irritierenden Effekt, da die gewohnte Wahrnehmung aufgebrochen wird, und andererseits kommunizieren die Ebenen miteinander. Archivmaterial und Spielszene bieten eine jeweils andere Wahrnehmung desselben Ereignisses an, die entweder in Richtung des Grauens ausschlägt oder aber eine deutliche abgeklärtere Sichtweise widerspiegelt. Auf diese Weise „duellieren“ sich der Glaube an die paranormale Erklärung für die Schlafstörungen und der Glaube an eine rationale Ursache. Daraus entsteht ein Spannungsverhältnis, das dem Film seine dramatische Kraft gibt und dem Schrecken seine Wirkungsmöglichkeit bietet.

Bildqualität

Die vierte Art

Bei der Bildqualität der Bluray braucht man das Archivmaterial nicht zu bewerten, da seine eingeschränkte Qualität in der Natur der Sache liegt. Die Spielszenen verfügen über eine gute bis sehr gute Schärfe mit klaren Konturen und einem recht hohen Detailreichtum. Die Farben sind kräftig, der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, ohne das Details verloren gehen. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge. Die Abmischung mit den restlichen Toneffekten weist aber leichte Schwächen auf, da die Geräuschkulisse teilweise extrem laut wird, wenn man den Ton so einstellt, dass auch leise Dialoge nicht gut verständlich sein sollen. Die räumliche Atmosphäre überzeugt, da alle Lautsprecher genutzt werden. Insgesamt ein guter Ton.

Extras

Bei den acht entfallenen Szenen handelt es sich um erweiterte Szenen, tatsächlich herausgeschnittene Szenen und solche, die etwas anders geschnitten sind. Das Material selbst fügt dem Film aber nichts nennenswertes hinzu.
Die etwa fünfeinhalbminütige Featurette widmet sich Zeugenberichten zu UFO-Sichtungen. Insgesamt ganz hübsch.
8 TV-Spots und ein Trailer sind ebenfalls auf der Bluray enthalten.

Fazit

„Die vierte Art“ schafft es, die pure Angst auf überzeugende Weise mit der Bildmontage widerzuspiegeln. Gleichzeitig reflektiert der intelligente Horrorfilm über die Wirkung unterschiedlicher visueller Stile, indem er Archivmaterial und elegant gestaltete Bilder aufeinander prallen lässt. Ein faszinierender Film, der ähnlich gelagerten Werken meilenweit überlegen ist. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

03.06.2010

   
Originaltitel The Fourth Kind (USA 2009)
Länge 98 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Olatunde Osunsanmi
Darsteller Milla Jovovich, Will Patton, Hakeem Kae-Kazim, Elias Koteas, Corey Johnson, Enzo Cilenti, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Entfallene Szenen, Featurette, TV-Spots, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gut, technisch gut