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rezensionen

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dvd

Die Stadt der Witwen

Für eine Handvoll Dollar

Die DVD ist auch in einem Box-Set mit "Für ein paar Dollar mehr" erhältlich.

Für eine Handvoll Dollar

Akira Kurosawa verdiente ironischerweise mit Sergio Leones Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" mehr Geld, als mit einem seiner eigenen Werke. Da die Rechte durch Leones Produzenten im Vorfeld nicht exakt abgeklopft worden waren, mussten Kurosawa, dessen Film "Yojimbo" hier einem Remake unterzogen wurde, in nachträglichen Verhandlungen Prozente eingeräumt werden. Aber auch für Leone selbst und vor allem Clint Eastwood, der Dank "Für eine Handvoll Dollar" zum Star avancierte, lohnte sich das Unterfangen. Eastwood reitet als namenloser Cowboy - später wird er mehrfach Joe genannt, aber das könnte auch ein Platzhalter sein - in das trostlose Städtchen San Miguel ein. Sofort wird er über die Situation in dem Kaff an der mexikanisch-amerikanischen Grenze informiert. Auf der einen Seite des großen Dorfplatzes residieren die Baxters, die Alkohol schmuggeln. Ihnen gegenüber befindet sich das opulente Anwesen der Rojos, welche ihren Profit durch Waffenhandel einfahren.

Der Kampf um die Vorherrschaft, hat aus San Miguel eine Stadt der Witwen gemacht. Kaum ein Mensch starb in letzter Zeit eines natürlichen Todes. Für eine Handvoll Dollar Der namenlose Cowboy beschließt kurzerhand, dass es sehr lukrativ sein könnte, beide Banden gegeneinander auszuspielen. Die Baxters auf der einen Seite, die Rojos auf der anderen Seite, und ich in der Mitte erklärt er dem unparteiischen Saloonbesitzer. Kurz darauf beginnt das Spiel, in dem Leone seinen durchaus auch etwas zwielichtig wirkenden Helden als taktischen Kämpfer inszeniert, der spontan entstehende Situationen für sich zu nutzen weiß. Immer wieder heizt er den Konflikt neu an und wechselt ständig die Seiten. Dabei wirkt die Szenerie durch die menschenleere, trostlose Ödnis wie ein Land der Toten. Der fröhliche Sargmacher als ironisch-morbides Symbol kommentiert allein durch seine Anwesenheit die Unvermeidlichkeit der tödlichen Konflikte. Wie Gespenster wandern die Bandenmitglieder durch das unwirkliche San Miguel, verdammt auf ewig einander umzubringen. Und wenn am Ende der namenlose Cowboy die Stadt verlässt, dann ist man sich nicht sicher, ob die Baxters und Rojos nicht wieder auferstehen, um weiter ihr Schicksal in der Verdammnis der Sünder zu fristen.

Bildqualität

Die Vorlage wurde ausgezeichnet aufgeräumt. Bilddefekte oder Verschmutzungen spielen hier keine nennenswerte Rolle. Die Schärfe erreicht keine Spitzenwerte, fällt aber recht gut aus. Vor allem vor dem Hintergrund, dass nicht das optimalste Ausgangsmaterial zu Verfügung stand, ist das Ergebnis sehr gut. Die Farbwiedergabe überzeugt auf der ganzen Linie, so dass der erdig-bräunliche Look des Films ausgezeichnet wiedergegeben wird. Auch der Schwarzlevel ist tief. In dunklen Szenen werden jedoch bisweilen Details verschluckt. In Bewegungen zeigt sich bei kleinteiligen Strukturen ein leichtes Rauschen, auch wirkt das Bild insgesamt etwas körnig.

Tonqualität

Der deutsche und englische Mono-Ton macht eine sehr gute Figur. Rauschen ist nahezu gar kein Thema und die Dialoge sind sehr gut verständlich. Auch die wunderschöne Musik Ennio Morricones ertönt verzerrungsfrei aus den Boxen. Wer es möchte kann neben dem Originalton auch einen 5.1-Upmix in englischer Sprach auswählen. Die Musik wird hier ein wenig räumlicher verteilt, letztlich aber ein überflüssiger Track für 5.1-Fetischisten, die nicht verstanden haben, das Ton und Bild eines Films kompositorisch aufeinander abgestimmt sind. Anders ausgedrückt, weil es damals noch keinen 5.1-Ton gab, wurde der Film bildtechnisch auch nicht auf eine solche Tonkulisse hin inszeniert. Verändert man nun den Ton, verändert sich auch die Filmwirkung in verfälschender Weise. Die enthaltene deutsche Synchronisation entspricht übrigens nicht der Rainer-Brandt-Synchronisation, die für die Fernsehausstrahlungen verwendet wurde, sondern der ursprünglichen Originalsynchronisation.

Extras

Für eine Handvoll Dollar

Herzstück des Bonus-Materials ist der Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling. Ohne eine Pause plaudert Italowesternexperte Frayling über die unterschiedlichsten Aspekte. Er analysiert einzelne Szenen, gibt eigene Rechercheergebnisse zu den Produktionsbedingungen und zur Entstehungsgeschichte zum Besten, ordnet das Werk filmhistorisch ein und kommentiert Morricones Musik. Fraylings Ausführungen rangieren auf absolutem Spitzenniveau und leisten das, was ein Audiokommentar als Maximum leisten kann. Ausgezeichnet.

Das restliche Bonus-Material wurde auf einer Bonus-DVD untergebracht. Der Abschnitt Dokumentationen und Interviews beinhaltet vier Beiträge. In "Ein Held neuer Art" (21 Minuten) kommt erneut Sir Christopher Frayling zu Wort. Dabei überschneiden sich seine Ausführungen zu einem großen Teil mit dem sehr guten Audiokommentar. Es wird aber auch Neues geboten. So wurden beispielsweise zwei gedrehte Bettszenen der Eastwod-Figur vor der Veröffentlichung wieder herausgeschnitten, die hier nun als Schwarzweiß-Fotos zu sehen sind. "Für ein paar Wochen in Spanien" (Acht Minuten) zeigt Clint Eastwood, der sich über die damaligen, durchaus abenteuerlichen Dreharbeiten äußert. "Tre Voci" (10 Minuten) vereint Interviews dreier Weggefährten Leones. Produzent Alberto Grimaldi ("Für ein paar Dollar mehr", "Zwei glorreiche Halunken"), Drehbuchautor Sergio Donati ("Spiel mir das Lied vom Tod") und Mickey Knox, der für viele englische Synchronisationen italienischer Filme verantwortlich ist, erinnern sich an Sergio Leone und seine Art, Filme zu machen sowie an "Für eine Handvoll Dollar". Ein ganz hübscher Beitrag. "Restauration Italien Style" (Fünf Minuten) beleuchtet die Restaurationsarbeiten. Dabei geht es vor allem um technische Aspekte wie das Ausgangsmaterial sowie den Restaurationsprozess. Die Rekonstruktion der nun wieder enthaltenen sieben Minuten bleibt jedoch unbeleuchtet.

Besonders kurios ist, dass für die amerikanische TV-Erstausstrahlung Regisseur Monte Hellman einen Prolog drehte, in dem ein Eastwood-Double unter der Bedingung aus dem Gefängnis entlassen wird, dass er in San Miguel für Ordnung sorgt. In dem Beitrag "Die US-TV-Fassung" (13 Minuten) erläutert Monte Hellman die Umstände, unter denen dieser Prolog entstanden ist. Zusätzlich ist der Prolog auch vollständig auf dieser DVD enthalten, so dass man sich das sehr seltsame Stück Filmgeschichte ansehen kann. Eine echte Rarität, die nun zugänglich ist.

"Drehortvergleiche" (fünf Minuten) zeigt Aufnahmen aus dem Film im Vergleich zu heute. Hinter "Originale Werbematerialien" verbergen sich 10 Radio-Spots, der Trailer und ein Trailer, der die ersten beiden Dollar-Filme zusammen bewirbt. Texttafelinformationen zum Transfer und Mastering runden die DVD ab.

Fazit

Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" gilt zu Recht als Erfindung des Italowesterns, indem er einen völlig neuen Stil kreierte. Auch heute überzeugt Clint Eastwood immer noch als undurchsichtiger Mann ohne Namen, der als taktischer Kämpfer zwei Schmugglerbanden gegeneinander ausspielt. Technisch ist die DVD auf hohem Niveau, das Bonus-Material ist sehr gut.

Stefan Dabrock

28.10.2005

   
Originaltitel Per un Pugno di Dollari (Italien 1964)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio Paramount
Regie Sergio Leone
Darsteller Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, José Calvo, Marianne Koch, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch; DD 5.1 Englisch Upmix
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling; Dokumentationen Ein Held neuer Art, Für ein par Wochen in Spanien; Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, Bonusmaterial sehr gut