30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Die Romanvorlage zu Henri Decoins Krimi „Das unheimliche Haus“ stammt aus der Feder des belgischen Schriftstellers Georges Simenon, dessen Werke gerne verfilmt worden sind. Mit Kommissar Maigret, der wohl berühmtesten Figur Simenons, hat „Das unheimliche Haus“ indes nichts zu tun.
Stattdessen ereignen sich im Haus des ehemaligen Anwalts Hector Loursat (Raimu) seltsame Dinge. In einem Raum in einem der oberen Stockwerke findet Loursat eines abends eine Leiche. Seine Tochter Nicole (Juliette Faber), die mit ihm zusammen das geräumige Gebäude bewohnt, leugnet zunächst jede Verbindung zum Toten, kann die Behauptung jedoch nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Da Hector seit dem Verlust seiner Frau nur noch an der Flasche hängt, reagiert er auf die Ereignisse mit geschäftsmäßiger Gleichgültigkeit. Pflichtschuldig informiert den Staatsanwalt, der mit der Polizei zur Ermittlungsarbeit eintrifft. Nicoles Freund Émile (André Reybaz), der wie Nicole zu einer pseudorebellischen Gruppe Jugendlicher gehört, gerät in Verdacht, der Mörder zu sein. Nachdem Hector eingewilligt hat, Émile vor Gericht zu verteidigen, kehrt neue Lebensenergie in den Anwalt zurück. Die einfache Lösung will er nicht akzeptieren.
Bevor das Geschehen zu Beginn des Films auf das Haus des desillusionierten Anwalts Hector Loursat konzentriert wird, fängt alles mit einer lyrisch-düsteren Charakterisierung der Stadt an, in der alle beteiligten Figuren leben. Die regengeschwängerte Ansammlung aus Straßen und Häusern strahlt eine zwar ästhetisch sehenswerte, aber triste Atmosphäre der Stagnation aus. Ein geheimnisvoll raunender Erzähler bereitet darauf vor, dass dies nicht ohne Folgen bleiben wird. Vor Gericht verdichtet Anwalt Loursat diese eingangs etablierte Tristesse später zu einer gesellschaftlichen Anklage, bei der er der bürgerlichen Generation der Eltern – sich selbst schließt er ein – vorwirft, ihre Kinder im Stich gelassen zu haben. Angesichts der Verhandlungssituation wirkt die Inszenierung der Rede etwas lehrstückhaft, aber Darsteller Raimu verleiht dem Anwalt Loursat eine so eindringliche Präsenz, dass die Konstruktion in den Hintergrund rückt. Dazu trägt auch die bruchstückhafte Charakterisierung der übrigen Figuren bei, die mit wenigen, oftmals karikierenden Eigenschaften auskommen müssen. So erstrahlt der klarer ausgearbeitete Anwalt umso deutlicher, haben seine Worte mehr Gewicht. Loursat ist das Zentrum des Films. In ihm bündelt sich die Tragik des menschlichen Absturzes und die erstaunliche Qualität der Selbsterkenntnis sowie der engagierten Besserung angesichts eigener Fehler.
Raimu liefert eine Glanzleistung ab, indem er alle Gemütszustände des Anwalts präzise auf den Punkt bringt. Seine anfängliche Gleichgültigkeit wirkt so schnoddrig authentisch wie man ihm
das spätere Interesse für den Fall abnimmt. Er erschafft eine emotionale Kurve menschlicher Dramatik, die durch den Überbau mit den gesellschaftlichen Verhältnissen verbunden wird. Auch wenn die Verknüpfung nicht immer stimmig elegant gelungen ist, bleibt doch die Qualität eines ausgezeichneten Charakterdramas übrig.
Aus filmhistorischer Sicht ist die veröffentlichte Fassung interessant, weil sie die Synchronisation von 1943 enthält, die sich am französischen Original orientiert. Die ursprünglich erstellte französische Fassung geriet nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in das Visier der Behörden, weil der Täter aufgrund seines Namens offensichtlich ein Jude sein soll. Das gilt auch für die deutsche Synchronisation von 1943. Die vor allem im damaligen Zeitkontext latent antisemitische Stimmung des Films musste in der französischen Fassung durch Neusynchronisation geändert werden, wobei eine Stelle laut imdb wohl durchgerutscht ist und der Täter mit seinem ursprünglichen Namen angesprochen wird. Ein Hinweis auf diese wichtigen Hintergründe fehlt; auf dem Cover wird nur erwähnt, dass die Erstsynchronisation von 1943 enthalten ist. Auch wenn der Film heutzutage kaum noch antisemitisch rezipiert werden dürfte, stellt die Nichterwähnung der Fassungsumstände eine sträfliche Vernachlässigung dar.
Bildqualität
Das Bild der DVD ist angesichts des Filmalters in Ordnung. In einzelnen Passagen wirken die Schwarztöne recht milchig, in anderen Passagen wiederum recht kräftig. Die Helligkeitsschwankungen überraschen ebenso wenig wie das vorhandene Filmkorn und die weiche Optik vieler Szenen. Dennoch kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein, da eine aufwendige Restaurierung für einen so unbekannten Film kaum in Frage kommt.
Tonqualität
Die deutsche 2.0-Monotonspur hat mit einem vernehmlichen Hintergrundrauschen zu kämpfen. Bei der französischen Fassung ist das Rauschen deutlich geringer und die Dialoge klingen weniger dumpf als beim deutschen Pendant. Leider gibt es für die französische Fassung keine Untertitel, sodass man auf die deutsche Synchronisation angewiesen ist, wenn man kein Französisch beherrscht.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus zwei seltsamen, zeithistorischen Kurzfilmen. Der eine ist eine Werbung für Vollkornbrot und der andere ein Lehrfilm über zuverlässige und unzuverlässige Zeugen angesichts eines Verkehrsunfalls.
Fazit
„Das unheimliche Haus“ ist ein faszinierendes Charakter- und Gesellschaftsdrama, in dem Raimu als desillusionierter Anwalt brilliert. Die DVD hat den Schönheitsfehler, dass zwar auf die enthaltene Erstsynchronisation von 1943 hingewiesen, die zeithistorisch schwierigen Umstände aber verschwiegen werden. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters brauchbar.
Stefan Dabrock
06.01.2015
Originaltitel | Les inconnus dans la maison (Frankreich 1942) |
Länge | 93 Minuten (Pal) |
Studio | Big Ben Movies |
Regie | Henri Decoin |
Darsteller | Raimu, Juliette Faber, Gabrielle Fontan, Héléna Manson, Marc Doelnitz, André Reybaz, Marcel Mouloudji, u.a. |
Format | 1:1,33 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Französisch |
Untertitel | - |
Extras | Werbung – Volkornbrot (1940), Kurztonfilm – Zeugen gesucht! (1937) |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | gut, technisch brauchbar |