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Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
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06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
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15.09. | Der Koloss von Konga |
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kurzrezension
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30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Alejandro Jodorowskys bis dato letzter Spielfilm „The Rainbow Thief“ - inzwischen ist ein weiteres Werk mit dem Titel „King Shot“ angekündigt, das sich allerdings noch in der fragilen Vorproduktion befindet – ist ein Auftragswerk, bei dem er weniger künstlerische Kontrolle hatte, als bei seinen Klassikern „El Topo“ (Mexiko 1970), „Montana Sacra“ (Mexiko/USA 1973) oder auch bei dem ein Jahr vor „The Rainbow Thief“ (1989) entstandenen Spielfilm Santa Sangre (Mexiko/Italien 1989). Dennoch sollte man den Film nicht unterschätzen, stellt er doch einen faszinierenden Kompromiss zwischen einfachem Erzählkino und surrealem Ideenreichtum dar, der seine ganz eigenen Stärken entwickelt.
Das Handlungsgerüst weist eine einfache Struktur auf. Der erfahrene und trotz seines Alters kindlich spitzbübische Dieb Dima trifft eines Tages Meleagre, dessen exzentrischer, reicher Onkel Rudolph nach einem frivolen Stelldichein mit den Rainbow Girls im Koma liegt. Gemeinsam ziehen sich die beiden in das Kanalsystem der namenlosen Stadt zurück, um dort zu leben. Dima glaubt, dass Meleagre nach dem Tod Onkel Rudolphs dessen Vermögen erben wird. Meleagre hat Dima Reichtum versprochen, sobald die Erbschaft unter Dach und Fach ist. Im Gegenzug sorgt der Dieb dafür, dass beide immer genug zu essen haben, während sich Meleagre in sein Innerstes zurückzieht. Als Rudolph schließlich dahinscheidet und sein Vermögen Madame Rainbow und ihren Girls vererbt, sitzt der Schock bei Dima tief.
„The Rainbow Thief“ besitzt eine klare und menschenfreundliche Grundhaltung, die sich in der märchenhaften Haupthandlung manifestiert. Ganz simpel ausgedrückt laufen die Ereignisse darauf hinaus, dass Freundschaft der wahre Reichtum ist. Nachdem der Traum vom Vermögen geplatzt ist, erkennt Dima schließlich, dass er in den fünf Jahren des Zusammenlebens in der Kanalisation etwas gewonnen hat, das über solche profanen Wünsche hinaus geht. Selbst die schwierige Natur Meleagres, der sich mit seiner unnahbaren Art nicht gerade als herzlicher Mensch erweist, beeinträchtigt das kaum. Die Stärke des Films besteht nun darin, das einfache Märchen visuell so anzureichern, dass ein über die klare Moral hinausgehender Mehrwert entsteht. Das ist Jodorowsky mit seinem Kameramann Ronnie Taylor auf phantasievolle Weise gelungen. Die namenlose Stadt ist ein seltsames Phantasiereich, in dem Gaukler, ein Riese, ein Zwerg und andere Jahrmarktsgestalten den Ton angeben. Mit spielerischer Leichtigkeit tänzelt Omar Sharif als Dima durch diese Welt, die zwischen Scharlatanerie, Sensationslust und menschlicher Wärme schwankt, wenn groteske Wundermittel angepriesen werden, Showkreuzigungen zu sehen sind und die sozial Entrechteten zusammen halten.
Dennoch vermeidet Jodorowsky ein Abgleiten in dümmliche Sozialromantik. Denn einerseits ist die Szenerie zu phantastisch entrückt, als dass sie Pate für einen an der harten Realität gemessenen „Arm-aber-Glücklich“-Tenor stehen könnte, andererseits kommt es auch zu einigen Ruppigkeiten, die das Bild wieder relativieren. Die Moral eines Reichtums jenseits eines Geldvermögens darf natürlich nicht so simpel missinterpretiert werden, dass eine Existenz im Elend anzustreben ist. Die Reduktion materieller Güter dient nur zur symbolischen Verstärkung der Grundaussage. Die phantastischen Szenerien mit ihren visuellen Reizen bilden einen weiteren Gegenpol zur monetären Welt. Als sinnliche Reize jenseits einer gewöhnlichen Realität formulieren sie die Phantasie zu einem zentralen Wert menschlicher Existenz aus. Dabei besitzen sie auch einen surrealen Charakter, wenn beispielsweise ein Zwerg immer wieder auf Dima trifft und panisch hinter dem Dieb herläuft, weil der die Victrola des Zwergs (ein Grammophon) entwendet hatte. So tauchen immer wieder Elemente auf, die für Jodorowsky typisch sind, aber in eine fließende Struktur eingebunden wurden. Das Thesenhafte seiner Klassiker, das dafür die Möglichkeit zu viel radikaleren Symbolen und Intentionen bot, ist einer harmonischeren Erzählung gewichen. Beides hat seinen Reiz.
Bildqualität
Das Bild der Bluray weist keine Verschmutzungen oder Defekte auf. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum, der nicht an aktuelle, auf sehr guten Blurays veröffentlichten Filmen herankommt, aber angesichts des Filmalters eine gute Figur macht. Die kräftigen Farben überzeugen ebenso wie der ausgewogene Kontrast die ausgefeilten visuellen Kompositionen sehr gut zur Geltung bringt. Das Hintergrundrauschen stört nicht.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspur im englischen Original weist eine solide Qualität auf. Die Bandbreite der vorderen Lautsprecher wird effektiv genutzt, die Dialoge sind klar und verständlich. Musik und Nebengeräusche haben eine ansprechende Kraft, so dass die jeweiligen Szenerien auch akustisch unterstrichen werden. Der DTS-HD-Master-5.1-Upmix in deutscher Sprache gewinnt demgegenüber nur leicht.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.
Fazit
„The Rainbow Thief“ feiert Phantasie sowie Freundschaft als zentrale Elemente des Reichtums menschlicher Existenz. In dem Märchen zeigt vor allem Omar Sharif als spitzbübischer Dieb eine ausgezeichnete darstellerische Leistung. Technisch ist die Bluray gut.
Stefan Dabrock
11.01.2010
Originaltitel | The Rainbow Thief (GB 1990) |
Länge | 90 Minuten (1080i) Minuten (1080i) |
Studio | Ascot Elite |
Regie | Alejandro Jodorowsky |
Darsteller | Omar Sharif, Peter O'Toole, Christopher Lee, Francesco Romano, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, DTS-HD-Master 2.0 Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 19 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |