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Wer sich selbst eine Goldgrube gräbt...

Drei Kugeln für Ringo

Drei Kugeln für Ringo

Emimmo Salvis Beitrag zum Genre des Italowestern pflegt klassische Motive der Filmgattung. Gold ist ebenso ein Hauptmotor der Handlung wie sich zwei ehemals befreundete Revolvermänner auf verschiedenen Seiten der Konfliktlinien wiederfinden. Die chaotische Lage kurz nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges bildet den Hintergrund für das schändliche Treiben des Bankiers in einer kleinen Westernstadt. Auf diversen Grundstücken in der Gegend gibt es erhebliche Goldvorkommen. Mit nicht ganz eindeutigen, dem Vernehmen nach aber fragwürdigen Methoden, ist es dem Bankier gelungen, große Teile des Grundbesitzes unter seine Kontrolle zu bringen. Die wichtigsten Parzellen, welche das größte Goldvorkommen beherbergen, fehlen ihm aber noch. Darunter befindet sich auch das Grundstück der Familie Ringos, welcher nach eine Revolverheldenpisode zu Beginn des Films inzwischen zum Sheriff aufgestiegen ist. Ringo büßt jedoch seine Position als Ordnungshüter ein, nachdem er in Folge einer Rettungstat während eines Angriffs versprengter Südstaatler sein Augenlicht verliert. Zu den Soldaten gehört auch Ringos ehemaliger Kumpane aus Revolverheldenzeiten Frank, der auf Geheiß des mächtigen Bankiers neuer Sheriff wird. Er soll dem windigen Besitzer des Geldinstitutes dabei helfen, den nun geschwächten zentralen Gegenspieler Ringo auszubooten.

„Drei Kugeln für Ringo“ erzählt ein ordentlich konstruiertes, solides Drama, auf das sich Regisseur Emimmo Salvi verlässt, ohne es weiter emotional aufzuladen oder mit inszenatorischen Kabinettstückchen anzureichern. So blitzt nur an einer Stelle die strategische Überlegenheit des klassischen Italowesternhelden auf, wenn Ringo seine Gegner über seine wahre gesundheitliche Lage täuscht, um einen Vorteil zu erlangen. Die guten Schießkünste Ringos sowie auch seines Gegenspielers Frank ergeben sich zwar aus dem glücklichen Ende Drei Kugeln für Ringo zahlreicher Schießereien, sie werden aber kaum so zelebriert wie es sonst in Genre gerne der Fall ist, nimmt man eine Szene zu Anfang aus, in der die Revolverhelden mit einem dritten Verbündeten Rücken an Rücken in einem Saloon auf offener Bühne stehend den versteckten Gegnern den Garaus machen. Ansonsten wirken die Auseinandersetzungen mit dem Revolver relativ schlicht, indem mehrheitlich Bilder der einzelnen Schützen in Großaufnahme zu entsprechenden Bildern der getroffenen Opfer aneinander geschnitten werden, ohne dass einmal eine ungewöhnliche Einstellung oder gar ein Schnittrhythmus jenseits des gleichförmigen Taktes gewählt würde. Die Schießereien sind nicht choreographiert, sondern sie werden weitgehend uninspiriert abgehakt.

Man merkt Salvis Inszenierung an, dass er mit entsprechenden Szenen nur wenig anzufangen weiß, um sie aber aus Genresicht nicht umhinkommt, da sie für den kommerziellen Erfolg notwendig sind. Viel besser geht er mit den ruhigen Momenten vor der Action um. Eine Feier mit einer merkwürdigen Tanzdarbietung besitzt zwar einen skurrilen Charme, weil sonst kein Platz für folkloristische Elemente innerhalb des Films ist, Salvi nutzt sie aber um die zentralen Konfliktparteien auf engstem Raum in einer Höhle zusammenzuführen. Dadurch gelingt ihm eine schöne Bildmetapher für die unausweichliche Konfrontation, da der schmale, kaum Fluchtmöglichkeiten bietende Ausgang die Gefängnissituation mit zunehmendem Druckanstieg eindrucksvoll unterstreicht. Die uneinheitliche Mischung aus durchschnittlicher Routine und ausgefeilteren Elementen sorgt letztlich dafür, dass das an sich ordentlich konstruierte Drama sein Potential nur eingeschränkt entfalten kann. Das Ergebnis ist ein Italowestern, der eher etwas für Fans des Genres ist, die auch die unbekannteren Werke einmal gesehen haben wollen.

Bildqualität

Drei Kugeln für Ringo

Das Bild der DVD weist aufgrund des Filmalters hier und da Defekte oder Verschmutzungen auf, aber so selten, dass die Qualität sehr hoch ausfällt. Die Schärfe ist gut, da das Bild nur selten etwas weich wirkt, zumeist aber eine überdurchschnittliche Konturen- sowie Detailzeichnung im Kanon der Italowesternveröffentlichungen auf DVD besitzt. Hier kann sich Koch Media einmal mehr absetzen. Die Farben entsprechen dem leicht staubigen visuellen Konzept, der Kontrast sorgt für eine klare Durchzeichnung der einzelnen Bildelemente. Das analoge Rauschen schwankt zwischen schwach und stark, stört aber nicht, da es das Bild sonst nicht beeinträchtigt. Sonstige Rauschmuster sind nicht vorhanden.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren machen eine gute Figur, indem sie die Dialoge auf verständliche Weise präsentieren. Beim italienischen Ton fällt allerdings auf, dass es deutliche Schwankungen des Hintergrundrauschens gibt, das mal gar nicht zu hören ist und dann wieder deutlicher auftritt. Die Dialoge klingen hier leicht verzerrt, während das beim deutschen Ton nicht vorhanden ist.

Extras

In der Featurette „Drei Kugeln für Bruschini“ ordnet der italienische Genre-Kenner Antonio Bruschini den vorliegenden Film gewohnt souverän in den damaligen Kontext ein. Dabei geht er vor allem auf die Elemente ein, die den Film neben den oben erwähnten klassischen Elementen von den sonst gängigen Italowestern abhebt. Die Nähe zur griechischen Tragödie spielt dabei eine besondere Rolle.

Eine Bildergalerie und ein Trailer sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Da zur Rezension nur eine DVD ohne Verpackung vorlag, kann ich auf einen möglicherweise darauf abgedruckten Text nicht näher eingehen.

Fazit

„Drei Kugeln für Ringo“ überzeugt durch die ordentliche Dramakonstruktion, büßt aber aufgrund einer uneinheitlichen Inszenierung zwischen wenig inspirierter Routine und ausgefeilteren Elementen an Wirkung ein. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

08.01.2010

   
Originaltitel 3 Colpi di Winchester per Ringo (Italien 1966)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Emimmo Salvi
Darsteller Gordon Mitchell, Mickey Hargitay, Milla Sannoner, Ivano Staccioli, Amedeo Trilli, Spartaco Conversi, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Featurette „3 Kugeln für Bruschini“, Bildergalerie
Preis ca. 12 EUR
Bewertung durchschnittlich, technisch in Ordnung