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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
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12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Der sanfte Verführer

Bernie – Leichen pflastern seinen Weg

Bernie – Leichen pflastern seinen Weg

Möglicherweise ist das Kleinstadtszenario zu amerikanisch, ohne dass Aufreger wie gnadenloser Thrill, brachiale Action, schenkelklopfende Kalauer, melodramatisch überhöhte Liebe oder zur Schau gestellte Brutalität einen Ausgleich bieten. „Bernie“, Richard Linklaters sanfte Mischung aus schwarzer Komödie, tragischem Drama und ganz dezenten Krimianleihen, erscheint hierzulande lediglich direkt im Heimkinosegment.
Die Titelfigur Bernie Tiede (Jack Black) taucht eines Tages in der texanischen Kleinstadt Carthage auf. Dort nimmt er eine Stelle als Assistent des Leichenbestatters an, die er mit Leib und Seele ausfüllt. Seine einfühlsame Natur kommt sowohl bei den Hinterbliebenen als auch bei den übrigen Mitgliedern der Gemeinde sehr gut an. Tiede wird einer der beliebtesten Bürger von Carthage. Als Mr. Nugent, der Ehemann der kratzbürstigen Millionärin Marjorie Nugent (Shirley MacLaine) stirbt, macht Tiede auch bei ihr einen Kondolenzbesuch. Obwohl Marjorie ihrem menschenfeindlichen Ruf alle Ehre macht, lässt sich Bernie nicht entmutigen. Der Panzer der reichen Frau bricht langsam auf, sodass sich zwischen den beiden eine innige Freundschaft entwickelt. Bernie begleitet Marjorie zu Konzerten, auf Reisen und bei anderen Gelegenheiten. Doch dann wird sie immer einnehmender. Herrisch fordert sie Bernies Anwesenheit ein, der sich zunehmend eingeengt fühlt.

Die auf einem wahren Fall basierende Geschichte hat Richard Linklater mit dokumentarisch anmutenden Stilmitteln angereichert. Rückblickend schildern wichtige Amtsträger und sonstige Bürger ihre Eindrücke und Erfahrungen, die sie im Umgang mit Bernie gesammelt haben. An passenden Stellen werden sie in die Erzählung über die Erlebnisse des Leichenbestatterassistenten eingeflochten. Damit legt Linklater eine Fährte der Authentizität, die fast unmerklich aufs Glatteis führt. Denn er will seine Zuschauer schleichend für Bernie einnehmen, so wie Bernie die Bürger des kleinen Kaffs verführt hat. Die Perspektive der Schilderung ist zu Beginn aber stets die Perspektive der Verführten, die keinen Grund haben Bernie – Leichen pflastern seinen Weg etwas Schlechtes über ihn zu sagen, weil er sich für das Gemeinwesen eingesetzt hat. Mit Großzügigkeit, menschlicher Wärme, aktivem Engagement in der Kirche und sonstigen sozialen Tätigkeiten erarbeitet sich Bernie einen so unumstößlichen Ruf als guter Mensch, dass ihm selbst ein Verbrechen verziehen werden könnte. Linklater setzt seine dokumentarischen Stilmittel zur gezielten Manipulation ein, um über die komplexe moralische Frage des Rechtsempfindens zu reflektieren.
Je länger „Bernie“ andauert, desto eher besteht die Chance, auch sich selbst dabei zu ertappen, dass man diesem Bernie alles Mögliche durchgehen lassen würde. Wer soviel Gutes tut, der darf auch mal sündigen, selbst wenn es sich um eine Todsünde handelt. Schnell kann man auf Linklaters Glatteisbahn ausrutschen, indem man sich eine selektive Anwendung der Gesetze wünscht. Dabei vergisst man leicht, dass alle präsentierten Informationen über Bernie im Rahmen der Filmlogik tendenziös gefilterte Informationen sind. Selbst die herrische Seite Marjories, die irgendwann ausbricht, muss in dieser Form nicht der Wirklichkeit entsprechen. Tatsächlich könnte man bei genauer Ansicht auch zu dem Schluss kommen, dass sich Bernie irgendwann in ihrem Vermögen eingerichtet hat und Marjorie mehr oder weniger links liegen lässt. Mit Freude amüsiert er sich beim Fliegen seines Privatflugzeugs und das Engagement für die Gemeinde könnte genauso gut nur aus dem Motiv der geltungssüchtigen Selbstbeweihräucherung entstanden sein.
Bernie passt seine Persönlichkeit so geschickt an die Erwartungen eines beschaulichen Kleinstadtuniversums an, dass sein Ich beim Versuch einer genauen Betrachtung wie ein glitschiger Aal durch die Finger gleiten muss. Seine indifferente Natur widersetzt sich einer simplen moralischen Kategorisierung. Stattdessen entwickelt er eine perfide Sprengkraft, die Rechtsprechung und öffentliche Meinung in eine bedenkliche Allianz mit manipulativer Verführungskraft bringt.

Bildqualität

Bernie – Leichen pflastern seinen Weg

Die Bluray überzeugt mit einem sauberen und scharfen Bild, dass sich auf einen recht hohen Detailreichtum und klare Konturen verlassen kann. Die kräftigen Farben unterstützen die jeweilige Atmosphäre der Bilder ebenso wie der ausgewogene Kontrast. Nennenswerte Störungen gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren haben keine Schwierigkeiten, die Dialoge klar und verständlich wiederzugeben. Sonst lässt sich über den Ton kaum etwas vermelden, denn eine räumliche Atmosphäre sucht man vergeblich. Das liegt natürlich auch an der Art der Erzählung, die wenig Raum für Effekte liefert, aber auch die Musik springt nur selten in die Bresche. Hier hätte man sich selbst im Rahmen des ruhigen Genres etwas mehr gewünscht.

Extras

Das knapp 30-minütige Making Of besteht im ersten Teil aus Lobpreisungen einzelner Stabmitglieder untereinander, präsentiert dann in homöopathischen Dosen ein paar Informationen über den realen Fall, der dem Film zugrunde liegt, und reiht danach ein paar Klatschgeschichten aneinander, die einige Einwohner des Städtchens Carthage vor der Kamera zum besten gegeben haben. Lohnenswert ist das alles nicht.
Die gut 10-minütige Rolle mehrerer „Nicht verwendeter Szenen“ besteht vor allem aus Material mit dem unvergleichlichen Jack Black, der hier sein Können zeigen kann. Eine schöne Ergänzung zum Hauptfilm.
Trailer zum Film sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Das Bonusmaterial wurde leider nicht untertitelt, sodass nur Menschen mit Englischkenntnissen etwas davon haben.

Fazit

„Bernie“ präsentiert die Geschichte der Titelfigur als schleichende Verführungserzählung, die leicht auf das Glatteis der selektiven Rechtsauffassung führt. Geschickt manipuliert Linklater sein Publikum, das am Ende über das Geschehen reflektieren muss. Technisch ist die Bluray sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

16.05.2013

   
Originaltitel Bernie (USA 2011)
Länge 99 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Richard Linklater
Darsteller Jack Black, Shirley MacLaine, Matthew McConaughey, Brady Coleman, Richard Robichaux, Rick Dial, Brandon Smith, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Nicht verwendete Szenen, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch sehr ordentlich