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Wie der Vater so die Tochter

Lady Frankenstein

Lady Frankenstein

Wo Frankenstein draufsteht, ist in der Regel auch eine entstellte Kreatur drin, die außer Kontrolle gerät. Aber nicht immer muss der Baron selbst den wichtigsten Part übernehmen. So eine Tochter ist doch viel attraktiver, wenn man nicht gerade darauf steht, Kenneth Branagh mit nacktem, verschwitzen Oberkörper zu sehen.
Anfang der 1970er Jahre schickten italienische Geldgeber Baron Frankenstein (Josph Cotten) erneut auf seine bekannte Mission. Der umstrittene Wissenschaftler hat den Kreis der etablierten Forschung verlassen, um zunächst mit tierischen Organen und dann mit menschlichen Leichen zu experimentieren. Sein Ziel ist die Erschaffung neuen Lebens, indem er einen zusammengebastelten Toten erwecken will. Unterstützt wird er dabei von seinem Assistenten Doktor Charles (Paul Muller), als Frankensteins Tochter Tania (Rosalba Neri) mit bestandenem Medizinstudium wieder zu Hause auftaucht. Der Baron will seine Tochter aus den Forschungen heraushalten, weil ihm die Angelegenheit zu heikel ist und auch den Kontakt mit so zwielichtigen Leuten wie dem Leichenräuber Tom Lynch (Herbert Fux) notwendig macht. Aber Tanias Wissensdurst lässt sich nicht aufhalten. Auch als klar ist, dass Frankensteins erfolgreich abgeschlossenes Experiment nur eine rachelustige Instinkt-Kreatur hervorbrachte, die als Erstes den Baron selbst in Jenseits befördert hat, will Tania in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Misstrauisch beäugt wird sie dabei von Ermittler Harris (Mickey Hargitay), der die Morde des Monsters aufklären will.

Die Atmosphäre aus Wahnwitz und dezenter Schauerromantik wird um die Komponente einer schönen Frau erweitert, die mit zunehmender Spieldauer zur Hauptfigur avanciert. Das ist insofern interessant, weil ihre aufkommende Dominanz mit dem Anfang der Monstermordserie zusammentrifft. Während die Kreatur ein hässliches Rachemonstrum ist, das seinen Triebinstinkten freien Lauf lässt, arbeitet Tania, die Schöne, mit ihrem kalten Verstand, der angesichts der noch stärker als bei ihrem Vater ausgeprägten Wissenschaftshybris jedoch ähnlich wirre Ergebnisse hervorbringt. Lady Frankenstein Schönheit und Verstand gehören hier genauso zusammen wie Hässlichkeit und tumber Trieb, wobei beides in die Katastrophe führt.
Einen differenzierten Umgang mit den im Material vorhandenen Motiven darf man allerdings nicht erwarten. Die Schönheit Rosalba Neris mündet in ein paar schicken Schauwertszenen, die sich sehr gut mit der morbiden sowie gediegenen Schlossatmosphäre verbinden. Ein Schuss Erotik in düsteren Räumen, die immer auch Assoziationen von Verfall, Romantik, Dekadenz und Tod hervorrufen, erweckt widerstreitende Aspekte aus Lust, Größe und Niedergang zum Leben. Alles, was sich hinter den dicken Schlossmauern abspielt, besitzt eine hübsche Mischung aus Schaueratmosphäre und Wahn, die im besten Fall sogar auf visueller Ebene verdichtet wird. Wenn Tania einen einfach gestrickten Diener aus niederen Motiven verführt, dann spiegeln warme Ausleuchtung und morbide Schlossatmosphäre die gegensätzlichen Motive beider Sexpartner wieder.

Weite Teile des Films spielen aber auch außerhalb des Schlosses, ohne dass Regisseur Mel Welles auf die natürlichen Stärken des Drehortes zurückgreifen kann. Wo ein düsteres Schlossset mit ordentlicher Ausstattung die Atmosphäre quasi gratis mitbringt, ist das bei einer grüne Wiese mit einem Bächlein oder einer Hütte nicht der Fall. Hier treibt Frankensteins Monster sein Unwesen. Welles Inszenierung besteht bei den einzelnen Morden aus einer gleichförmigen, fast schon dokumentarisch anmutenden Abbildung kurzer Tötungsakte, in denen die kraftvolle Kreatur ihre körperlich unterlegenen Gegner binnen weniger Sekunden ins Jenseits befördert. Dabei schafft es Welles nicht einmal, die Rachemotivation des Geschöpfes sichtbar zu machen, die muss erst am Ende per Dialog unters Volk geworfen werden. Frankensteins Monster mit Langeweile zu assoziieren ist natürlich auch eine Leistung, die erst einmal nachgemacht werden muss.
So bleibt ein zwiespältiger Film übrig, der in unterhaltsame, schick gestaltete und dröge präsentierte Teile zerfällt.

Bildqualität

Lady Frankenstein

Angesichts des seltenen Films kann man nicht unbedingt eine Bildqualität wie bei bekannteren Werken erwarten. Dreckspuren und analoge Defekte sind zwar vorhanden, aber nicht so stark, dass es stören würde. Das Bild sieht sichtbar weich aus, sodass weder die Konturen ganz klar abgegrenzt sind noch der Detailgrad besonders stark ausgeprägt ist. Manchmal sind auch Doppelkonturen sichtbar. Bei Nahaufnahmen ist das Bild wie so oft schärfer als bei Totalen. Die Farben wirken bei den Außenszenen leicht ausgebleicht, während die Bilder innerhalb des Schlosses kräftiger aussehen. Das hält sich aber alles in einem ordentlichen Rahmen. Etwas stärker fällt der Kontrast ins Gewicht, der für häufiges Überstrahlen bei helleren Bildinhalten sorgt. Gesichter im Kerzenschein sind davon ebenso betroffen wie helle Kleidungsstücke oder andere Gegenstände. Analoges Rauschen ist vorhanden, stört aber kaum.
Einzelne sehr kurze Szenen wurden aus anderem Material eingefügt, sodass es dabei zu Schärfeverlust oder Farbstichen kommen kann. Auch der Bildstand wird dann unruhig. Das sollte man angesichts des lobenswerten Willens, eine vollständige Fassung zur präsentieren, aber nicht kritisieren. Gelegentlich kommt es zu leichter Blockbildung.
Insgesamt ist die Bildqualität noch in Ordnung, sodass man den Film ohne Schwierigkeiten gucken kann.
Warum allerdings ein großer Overscanbereich vorhanden ist, der auch bei Abschaltung der Vollpixeldarstellung nur teilweise ausgeglichen wird, bleibt rätselhaft.

Tonqualität

Die DVD enthält nur die deutsche Tonspur, was angesichts der internationalen Besetzung nicht so dramatisch ist. Denn einen originalen Setton dürfte es vermutlich nicht geben. Bei jeder Fassung handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Synchronisation.
Das leichte Hintergrundrauschen, das den gesamten Film begleitet, beeinträchtigt die Verständlichkeit der Dialoge nicht. Dem Klang des Tons fehlt es etwas an Volumen, aber das kann man auch vernachlässigen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer, einer Postkarte mit einem Aushangfotonachdruck und einem Wendeposter im DIN-A4-Format.

Fazit

„Lady Frankenstein“ ist allein schon aufgrund der Besetzung mit Herbert Fux, Joseph Cotten, Paul Muller und Rosalba Neri sehenswert. Stimmig gestalteten Szenen mit einer Mischung aus Wahn, Erotik, Schaueratmosphäre und Niedertracht, die sich auf die düster-romantische Schlossatmosphäre verlassen können, stehen trocken inszenierte Szenen gegenüber, in denen ein staksiges Monster auf immer gleiche Weise staksig tötet. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters noch in Ordnung.

Stefan Dabrock

11.04.2013

   
Originaltitel La figlia die Frankenstein (Italien 1971)
Länge 91 Minuten Minuten (Pal)
Studio '84 Eightyfour Entertainment
Regie Mel Welles
Darsteller Joseph Cotten, Rosalba Neri, Paul Muller, Peter Whiteman, Herbert Fux, Renate Kasché, Mickey Hargitay, Marino Masé, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Trailer, Postkarte, Wendeposter
Preis ca. 25 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch angesichts des Filmalters noch in Ordnung