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rezensionen

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kurzrezension

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Tragische Heimat

Reiter ohne Gnade

Western-Legenden Nr. 20: alle Filme

Reiter ohne Gnade

Der amerikanische Bürgerkrieg spielt in einigen Western eine zentrale Rolle. John Ford ließ „Der letzte Befehl“ („The Horse Soldiers“, USA 1959) in den dunklen Tagen der amerikanischen Geschichte spielen, James Stewart ritt als Familienpatriarch für Andrew V McLaglen in dessen grimmigem Westerndrama „Der Mann vom großen Fluss“ („Shenandoah“, USA 1965) durch konfliktreiche Gefilde und B-Western-Star Audie Murphy landete im vorliegenden „Reiter ohne Gnade“ bei der Guerilla-Armee des legendären Südstaatlers Quantrill.
Gemeinsam mit seinen Kumpanen Cole (James Best) und James Younger (Dewey Martin), Kit Dalton (Tony Curtis) sowie seinem Bruder Frank (Richard Long) möchte Jesse James (Audie Murphy) der Truppe Quantrills (Brian Donlevy) beitreten. Marodierende Nordstaatentruppen haben bei der James-Familie ein Massaker angerichtet, so dass die Freunde als Kämpfer für den Süden dafür sorgen wollen, dass die Täter in Zukunft nicht mehr morden können. Vor allem Jesse verfolgt moralische Ziele, Gewalt an Zivilisten lehnt er ab. Nachdem die jungen Männer Quantrills Camp gefunden haben und Teil seiner kleinen Guerilla-Truppe geworden sind, müssen sie aber feststellen, dass Quantrills Methoden mit einer klaren Kriegsführung gegenüber feindlichen Soldaten nur wenig zu tun haben. Der Oberst, der als einziger eine Südstaatenuniform trägt, lässt eine Farm überfallen. Beim Einmarsch in eine nahe gelegene Stadt werden zahlreiche Zivilisten getötet. Jesse bleibt dennoch bei Quantrill, weil der Anführer der Rebellen Besserung verspricht.

„Reiter ohne Gnade“ zeichnet sich durch eine tragische Note aus, die Jesse James während der gesamten Laufzeit des Western umweht. Seine Ansprüche an den bewaffneten Kampf treffen auf eine Realität, in der er selbst nur schwer dafür sorgen kann, dass die Kugeln lediglich gegen feindliche Soldaten eingesetzt werden. Schnell gerät Jesse deswegen in Gewissenskonflikte, die er sowohl mit Quantrill selbst als auch dessen Frau Kate (Marguerite Chapman) bespricht.
Dabei manipuliert der Rebellenanführer seinen jungen Schützling mit väterlicher Nachsicht, hinter der die Strenge des Vorgesetzten lauert. Quantrill zeigt sich einsichtig, indem er verspricht, Zivilisten in Ruhe zu lassen. Brian Donlevy verleiht dem berüchtigten Guerillakämpfer eine Aura zwischen Machtbewusstsein, Güte und Rücksichtslosigkeit. Geschickt präsentiert er seine unterschiedlichen Gesichter je nach strategischem Bedarf, ein Feld, das er als Soldat gut kennt und dessen Bedeutung er in Gesprächen offensiv betont.
Während Quantrill den jungen Jesse trotz der schändlichen Taten seiner Truppe immer wieder für sich einnimmt, ist es dessen Frau Kate, die an Jesses Gewissen appelliert. Sie entfacht in dem Revolverhelden immer wieder berechtigte Zweifel, ob er das richtige tut. Reiter ohne Gnade Aus der konsequenten Verdichtung beider Pole entfaltet der Film die tragische Konfliktsituation, in der sich Jesse befindet, während andere seiner Freunde, wie der unbedarfte Kit, die Freiheit der marodierenden Guerilla-Truppe bewundern. So gelingt Regisseur Ray Enright eine ambivalente Betrachtung der Bürgerkriegsthematik, die man dem B-Western nicht unbedingt zugetraut hätte. Denn oft regieren in den kleinen Genrebeiträgen klare Verhältnisse mit eindeutig bösen und guten Revolverhelden.

In Enrights „Reiter ohne Gnade“ spielt der Verlust der Heimat eine weitere zentrale Rolle. Jesse hat wie seine anderen Mitstreiter kein Zuhause mehr, weil der Krieg für dessen Zerstörung gesorgt hat. Quantrills Truppe erweist sich in dieser Situation, in der das Land von Gewalt zerrissen ist, als einzige Heimat, die Jesse bleibt. Er weiß nicht, wo er sonst hingehen sollte. Auch deswegen bleibt Jesse bei Quantrill, obwohl seine moralischen Ansprüche fortgesetzt mit Füßen getreten werden. Wie das Land, so ist auch Jesse zerrissen - zwischen Loyalität, eigenen Ansprüchen und der Suche nach einer Heimat.

Trotz der vielen Qualitäten wirkt der Film ein bisschen harmlos, weil es ihm nicht gelingt, die Dramatik auf die Spitze zu treiben, um die innere Unruhe der Figuren zu reflektieren. Aus Mangel an einer klassischen Dramaturgie, die einen zusammenhängenden Bogen mit einem Höhepunkt präsentieren würde, greift der Film auf Einzelepisoden zurück. Der Kampf Jesses mit einem anderen Guerillakämpfer hat wenig mit dem Überfall auf eine Farm zu tun, der wiederum nur in einem übergeordneten Zusammenhang zum Einmarsch in die Stadt steht. Sie spiegeln als Kriegsereignisse den inneren Konflikt Jesses sowie dessen Verhältnis zu Quantrill wieder, ohne eigene Spannungszusammenhänge zu entwickeln. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn die Höhepunkte der Episoden für sich genommen entsprechend stark gestaltet sind. Das aber gelingt Enright nicht. Die Brutalität gegenüber den Farmbewohnern ist zwar nicht schön, aber sie strahlt etwas Beiläufiges aus. Auch die Ereignisse in der Stadt können sich gegenüber den langen Gesprächen, die Jesse mit Kate beziehungsweise Quantrill führt nicht durchsetzen. Die Balance zwischen den Grausamkeiten, welche die Gewissenskonflikte auslösen, und den Szenen, in denen darüber gesprochen wird, stimmt einfach nicht.

Bildqualität

Reiter ohne Gnade

Das Bild der Bluray kann sich sehen lassen. Der über 60 Jahre alte Film gibt Nahaufnahmen und Halbtotalen mit einer sehr guten Schärfe wieder, bei der auch viele Details gut herausgearbeitet werden. Totalen wirken etwas weich, aber das überrascht nicht. Die Farben sehen frisch und kräftig aus, so dass die Atmosphäre des Films gut zur Geltung kommt. Auch der Kontrast sorgt meist für ein ausgewogenes Seherlebnis, teilweise überstrahlen helle Flächen jedoch leicht.
Bei 00:57:51 ist ein deutlicher Bildfehler zu sehen. Die Farben Rot und Grün haben sich für einen kurzen Augenblick voneinander getrennt.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren haben kaum mit Hintergrundrauschen zu kämpfen, sodass die Dialoge gut verständlich sind. Weder der deutsche noch der englische Ton weisen nennenswerte Verzerrungen auf, der Originalton klingt etwas harmonischer in die übrige Geräuschkulisse eingebunden.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und einem Trailer.

Fazit

„Reiter ohne Gnade“ gewinnt der Bürgerkriegsthematik ambivalente Züge ab, die für einen B-Western nicht unbedingt üblich sind. Inszenatorisch mangelt es dem Film ein wenig an Dramatik, um den hervorragenden Grundansatz zu voller Blüte zu treiben. Technisch ist die Bluray von einem deutlichen Bildfehler abgesehen sehr gut.

Stefan Dabrock

26.12.2012

   
Originaltitel Kansas Raiders (USA 1950)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Ray Enright
Darsteller Audie Murphy, Brian Donlevy, Marguerite Chapman, Scott Brady, Tony Curtis, Richard Arlen, Richard Long, James Best, John Kellog, Dewey Martin, u.a.
Format 1:1,37 (4:3)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch weitgehend sehr gut